Die PflanzengattungKrötenlilien (Tricyrtis) gehört zur Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Die etwa 20 Arten sind im östlichen Asien verbreitet, viele davon sind selten und kommen in kleinen Verbreitungsgebieten vor.
Die Tricyrtis-Arten wachsen als ausdauerndekrautige Pflanzen. Als Überdauerungsorgane werden kriechende meist kurze oder manchmal lange Rhizome gebildet. Die aufrechten oder aufsteigenden Stängel sind einfach oder manchmal im oberen Bereich verzweigt.[1]
Viele fast sitzende Laubblätter sind am Stängel wechselständig verteilt angeordnet. Die einfachen, relativ dünnen Blattspreiten sind elliptisch bis eiförmig mit meist mehr oder weniger stängelumfassendem Spreitengrund und spitzem bis zugespitztem oberen Ende. Es liegt Paralleladerung vor und es sind viele Blattadern vorhanden.[1]
Die relativ auffälligen, glocken- oder trompetenförmigen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und dreizählig. Die sechs ungleichen, freien Blütenhüllblätter sind meist ausgebreitet oder am oberen Ende zurückgebogen und meist nicht haltbar. Die äußeren drei Blütenhüllblätter sind sackförmig oder kurz gespornt. Die Farbe der Blütenhüllblätter ist weiß oder gelb mit purpurfarbenen Flecken. Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden. Die an der Basis der Blütenhüllblätter inserierten Staubfäden sind etwas abgeflacht und im oberen Bereich konvergierend um eine kurze Röhre zu bilden. Die basifixen, nach außen gebogenen Staubbeutel sind frei beweglich. Die drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. Jede Fruchtknotenkammer enthält viele Samenanlagen. Der säulenförmige Griffel endet in drei ausgebreiteten Narbenlappen, die im oberen Bereich gespalten sind.[1]
Die breit zylindrischen, dreikantigen Kapselfrüchte sind septizidal und enthalten viele Samen. Die relativ kleinen Samen sind ei- bis kugelförmig und abgeflacht.[1]
Die Gattung Tricyrtis wurde 1826 durch Nathaniel Wallich in Tentamen Florae Napalensis Illustratae, S. 61 aufgestellt. Typusart ist Tricyrtis pilosaWall., heute ein Synonym von Tricyrtis maculata(D.Don) J.F.Macbr.[2] Der Gattungsname Tricyrtis setzt sich aus den griechischen Wörtern tri für drei und kyrtos für konvex zusammen, dies bezieht sich auf die drei Perigonblätter, die eine angeschwollene Basis besitzen. Synonyme für TricyrtisWall. sind: CompsoaD.Don, CompsanthusSpreng., BrachycyrtisKoidz.[3]
Die Tricyrtis-Arten sind im östlichen Asien vom Himalaya über China bis Taiwan, Japan und die Philippinen (eine Art) verbreitet. In der Volksrepublik China kommen vier Arten vor, davon zwei nur dort.[1] Sechs Arten kommen in Taiwan vor, vier davon nur dort. Das Zentrum der Artenvielfalt ist mit etwa 13 Arten Japan, 11 davon nur dort.
Die Gattung Tricyrtis gehört zur Unterfamilie Calochortoideae innerhalb der Familie Liliaceae, früher in Calochortaceae, Convallariaceae, Tricyrtidaceae, Uvulariaceae.[4]
Es gab bisher zwei Vorschläge von Masamune 1930 und Takahashi 1980 für die Gliederung der Gattung Tricyrtis. Die vier Sektionen nach Takahashi 1980 sind: Sektion Brachycyrtis(Koidz.) Kitag. & Koyama (mit Tricyrtis macrantha, Tricyrtis macranthopsis, Tricyrtis ishiiana), FlavaeMasam. (mit Tricyrtis ohsumiensis, Tricyrtis flava, Tricyrtis nana, Tricyrtis perfoliata), Sektion HirtaeMasam. (mit Tricyrtis formosana, Tricyrtis lasiocarpa, Tricyrtis ravenii, Tricyrtis hirta) und Sektion TricyrtisKitag. & Koyama (mit Tricyrtis suzukii, Tricyrtis setouchiensis, Tricyrtis macropoda, Tricyrtis maculata, Tricyrtis affinis, Tricyrtis latifolia). Molekulargenetische Untersuchungen bestätigen nur teilweise diese Gliederung, es sind aber noch nicht genügend Daten vorhanden für eine neue Gliederung.
Nach Noriyuki Tanaka 2012 gibt es 20 Tricyrtis-Arten:[3]
Gebirgs-Krötenlilie[5] (Tricyrtis affinisMakino, Syn.: Tricyrtis macropoda subsp. affinis(Makino) Kitam., Tricyrtis affinis var. albidaMakino, Tricyrtis parvifloraDammer, Tricyrtis hirta var. parviflora(Dammer) Masam., Tricyrtis japonica var. albida(Makino) Masam., Tricyrtis chiugokuensisKoidz., Tricyrtis affinis var. chiugokuensis(Koidz.) Ohwi, Tricyrtis affinis f. albida(Makino) Okuyama, Tricyrtis macropoda var. chiugokuensis(Koidz.) Ohwi): Die Heimat ist Japan.
Tricyrtis formosanaBaker var. formosana (Syn.: Tricyrtis stoloniferaMatsum., Tricyrtis formosana var. stolonifera(Matsum.) Masam., Tricyrtis kotoensisG.W.Rob., Tricyrtis formosana var. grandifloraS.S.Ying): Sie nur in Taiwan und auf Nansei-shoto vor.[3]
Tricyrtis formosana var. glandosa(T.Shimizu) T.S.Liu & S.S.Ying (Syn.: Tricyrtis formosana f. glandosaT.Shimizu, Tricyrtis raveniiC.I.Peng & Tiang): Sie kommt nur im nordöstlichen sowie zentralen Taiwan vor.[3]
Borstige Krötenlilie[5], auch Rauhaarige Krötenlilie oder Japanische Krötenlilie genannt, (Tricyrtis hirta(Thunb.) Hook., Syn.: Uvularia hirtaThunb., Compsoa hirta(Thunb.) Kuntze): Sie kommt mit zwei Varietäten im zentralen sowie südlichen Japan vor.[3]
Tricyrtis hirta(Thunb.) Hook. var. hirta (Syn.: Tricyrtis japonicaMiq., Tricyrtis clinataJ.F.Macbr., Tricyrtis hirta var. minorHonda, Tricyrtis hirta var. saxicolaHonda, Tricyrtis hirta var. albescensMakino, Tricyrtis hirta var. ramosissimaHonda, Tricyrtis hirta f. albescens(Makino) Hiyama, Tricyrtis hirta f. niveaHiyama, Tricyrtis hirta f. atropurpureaHisauti): Sie kommt im zentralen sowie südlichen Japan vor.[3]
Tricyrtis hirta var. masamunei(Makino) Masam. (Tricyrtis masamuneiMakino): Sie kommt nur auf der japanischen Insel Kyushu vor.[3]
Tricyrtis ishiiana(Kitag. & T.Koyama) Ohwi & Okuyama (Syn.: Tricyrtis macrantha var. ishiianaKitag. & T.Koyama, Tricyrtis ishiiana var. surugensisYamazaki): Es ist ein Endemit im zentralen-östlichen Teil der japanischen Insel Honshu.[3]
Tricyrtis lasiocarpaMatsum. (Syn.: Tricyrtis formosana var. lasiocarpa(Matsum.) Masam., Tricyrtis formosana var. amethystinaMasam., Tricyrtis formosana f. amethystina(Masam.) T.Shimizu, Tricyrtis ovatifoliaS.S.Ying, Tricyrtis formosana var. ovatifolia(S.S.Ying) S.S.Ying): Sie kommt nur im westlichen und südlichen Taiwan vor.[3]
Weichhaarige Krötenlilie[5] (Tricyrtis maculata(D.Don) J.F.Macbr., Syn.: Compsoa maculataD.Don, Compsanthus maculatus(D.Don) Spreng., Tricyrtis elegansWall. nom. nud., Tricyrtis pilosaWall., Disporum esquiroliiH.Lév., Tricyrtis esquirolii(H.Lév.) H.Hara; Tricyrtis viridulaHir.Takah.): Sie kommt von Nepal bis Südchina vor und gedeiht in China in Wäldern und an Waldrändern in Höhenlagen zwischen 1000 und 1800 Metern in den chinesischen Provinzen Guangxi, Guizhou, Jiangxi, Yunnan sowie Zhejiang.
Tricyrtis nanaYatabe: Sie kommt im südlichen-zentralen sowie südlichen Japan vor.[3]
Sophia Wan Pyo Hong, Stephen L. Jury: Phylogeny and Molecular Evolution of Tricyrtis (Liliaceae s.l.) Inferred from Plastid DNA matK Spacer Nucleotide Sequences. In: Journal of Plant Studies, Volume 1, Issue 2, 2012. ISSN1927-0461doi:10.5539/jps.v1n2p1Volltext-PDF. (Abschnitte Verbreitung und Systematik)
Noriyuki Tanaka: Taxonomic revision and diversification of the genus Tricyrtis (Liliaceae). In: Makinoa, n.s., 10, 2012, S. 1–152.
Chen Xinqi, Hiroshi Takahashi: Tricyrtis, S. 151 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 24 – Flagellariaceae through Marantaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2000. ISBN 0-915279-83-5 (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
Ching-I Peng, Choon-Lin Tiang, Tsai-Wen Hsu: Tricyrtis ravenii (Liliaceae), a new species from Taiwan. In: Botanical Studies. Volume 48, 2007, S. 357–364: (Volltext-PDF; 666 kB) (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S.738–739.
↑Tricyrtis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. Februar 2013.
↑ abcdefghijklmnopqrstuDegeneria. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 3. Juli 2018.
↑Tricyrtis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Februar 2013.
↑ abGordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S.896.
Masayuki Maki, Hiroko Morita, Syuji Oiki, Hiroshi Takahashi: The Effect of Geographic Range and Dichogamy on Genetic Variability and Population Genetic Structure in Tricyrtis Section Flavae (Liliaceae). In: American Journal of Botany. Volume 86, Issue 2, 1999, S. 287–292, doi:10.2307/2656945