Die börsennotierte LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE ist der weltweite Branchenführer der Luxusgüterindustrie, der Rechte an 75 verschiedenen Marken hält, die weltweit in etwa 5000 Geschäften in rund 80 Ländern vertrieben werden.
Der Konzern hat 196.000 Mitarbeiter (2022) mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren und einem Frauenanteil von 71 %.[1] LVMH ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen Frankreichs.[2]
Der Konzern entstand im September 1987 durch die Fusion der Unternehmen Louis Vuitton und Moët Hennessy, da ihre Vorstände – Henry Racamier (Louis Vuitton) und Alain Chevalier (Moët Hennessy) – eine feindliche Übernahme fürchteten. Der Name des Konzerns setzt sich aus den Traditionsmarken Louis Vuitton (Koffer- und Taschenhersteller seit 1854), Moët et Chandon (Champagnerhersteller seit 1743) und Hennessy (Cognacproduzent seit 1765) zusammen. Moët und Hennessy hatten sich bereits 1971 zusammengeschlossen. Chevalier wurde Präsident des neuen Unternehmens, Racamier wurde sein Stellvertreter.
Im folgenden Jahr kam es zu Meinungsverschiedenheiten über den Betrieb des Unternehmens. Racamier fühlte sich dominiert und wandte sich daher an Bernard Arnault, dem seit 1985 das Unternehmen Christian Dior gehörte (wobei das Parfümgeschäft Diors bereits 1968 von Moët et Chandon übernommen worden war). Arnault sollte Anteile von LVMH übernehmen und damit Racamiers Position stärken.[3] Alain Chevalier hingegen wandte sich 1988 an den britischen Bier- und Spirituosenhersteller Guinness-Brauerei (Produzent der gleichnamigen Biermarke), der einen 12-Prozent-Anteil an Moët Hennessy im Tausch für 12 Prozent der Anteile an Guinness erhielt.[4]
Die Unterstützer wurden jedoch bald Feinde im eigenen Unternehmen: Mithilfe der Investmentbank Lazard Frères und Guinness übernahm Arnault 45 Prozent von LVMH. Ein Rechtsstreit mit Racamier – Alain Chevalier war inzwischen ausgeschieden – folgte, aus dem Arnault als Sieger hervorging.[5] Somit konnte Arnault 1989 gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Konzerns werden. Arnault gehört seit Jahren zu den reichsten Menschen der Welt.
Im Jahr 1990 – auch Racamier hatte den Konzern verlassen – erhöhten Bernard Arnault und Guinness die wechselseitige Beteiligung auf 24 Prozent. Die Allgegenwart des Louis-Vuitton-Monogramms Mitte der 1980er Jahre beschädigte den Ruf der Marke als Statussymbol und führte zu Umsatzrückgängen am Anfang der 1990er Jahre.[5] 1994 wurden die gegenseitigen Beteiligungen von LVMH und Guinness neu gegliedert. Guinness besaß fortan 34 Prozent von Moët Hennessy, LVMH bekam ein Rückkaufrecht für Anteile an der gemeinsamen Vertriebsgesellschaft und den Guinness-Anteil an Moët Hennessy.[6][4]
LVMH weitete sein Geschäftsfeld auf den Einzelhandel aus, indem es 1996 in DFS Galleria, eine von Chuck Feeney und Bob Miller gegründete Kette von Duty-free-Shops, und 1997 in Sephora, eine international agierende französische Kosmetikkette, investierte (und zeitweilig auch an Douglas beteiligt war) – trotz der großen Streuung der Geschäftsbereiche und der Vergrößerung des Betriebes. Vor allem der asiatische Markt machte LVMH zu schaffen.[5] Auch der Versuch, die Fusion des Hotel- und Spirituosenkonzerns Grand Metropolitan mit Guinness zu vermeiden, mündete in einen Rückschlag. Bernard Arnault wollte Moët Hennessy einbringen, um am neuen Spirituosengiganten beteiligt zu sein, und hatte daher Milliarden in Grand Metropolitan investiert.[6] Letzteres fusionierte im Dezember 1997 mit Guinness zu Diageo. Ende der 1990er Jahre erfolgte ein Umbruch: Die asiatischen Märkte wuchsen wieder, LVMH konnte neue Marken kaufen.[5]
Ab 2010 erwarb LVMH sukzessive Aktienanteile an dem französischen Familienunternehmen und Konkurrenten Hermès, das sich gegen eine feindliche Übernahme durch LVMH durch die Gründung einer Familienholding im Jahr 2011 schützte.[7] 2013 musste LVMH für den undurchsichtigen Erwerb der Hermès-Aktien an die französische Bankenaufsicht, die Autorité des marchés financiers (AMF), acht Millionen Euro Strafe zahlen. Im Herbst 2014 verkündete LVMH, dass die Hermès-Anteile von fast 23 Prozent am Unternehmen mit einem Gewinn von 2,4 Milliarden Euro an die eigenen Aktionäre abgestoßen werden.
2011 übernahm LVMH den italienischen Konkurrenten Bulgari.[8] 2012 kaufte LVMH den britischen Herrenmaßschneider Arny’s und den französischen Lederwarenhersteller Les Tanneries Roux. 2013 wurde die Aktienmehrheit an dem italienischen KaschmirherstellerLoro Piana für 2 Milliarden Euro erworben.[9]
Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass LVMH zum Januar 2017 den Kölner Kofferhersteller Rimowa mehrheitlich übernehmen werde. LVMH erwarb einen Anteil von 80 Prozent für 640 Millionen Euro.[10]Geschäftsführer und CEO war bis Ende 2020 der 24-jährige Sohn von Bernard Arnault, Alexandre Arnault.[11][12]
Im Dezember 2018 stimmte die Belmond Ltd. mit Sitz in Hamilton (Bermuda), ein Betreiber von Luxuszügen, eines Luxus-Flusskreuzfahrtschiffes und von Luxushotels, der Übernahme durch LVMH zu.[13] Diese wurde im April 2019 zu einem Preis von 3,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.[14]
Ende November 2019 gab LVMH die Übernahme des US-Juweliers Tiffany für 16,2 Milliarden US-Dollar bekannt.[15]
Das Unternehmen LVMA in der Fernsehserie Emily in Paris zeigt auffällig Parallelen zum weltweiten Branchenführer der Luxusgüterindustrie LVMH.
Wein: Domaine Chandon California, Bodegas Chandon, Domaine Chandon Australia, Château d’Yquem (64 % seit 1996/99), Terrazas de los Andes (gegründet 1999),[18]Newton (2001),[19]Cape Mentelle (2003),[20]Cloudy Bay (2003),[20]Cheval des Andes (gegründet 2003),[21]Numanthia
Die Modesparte von Dior, die Christian Dior Couture S.A., gehört seit 2017 zu LVMH. Das zwischen 2000 und 2001 aufgekaufte Unternehmen Donna Karan[26][27] wurde Mitte 2016 verkauft.[28] Das Pariser Lederwaren-Unternehmen Moynat wurde 2011 von Bernard Arnaults Groupe Arnault aufgekauft und gehört somit offiziell nicht LVMH.[29][30]
Parfum und Kosmetika
Parfüm: Perfumes Loewe (1996),[23]Acqua di Parma (50 % seit 2001, 100 % seit 2003),[23]Bvlgari Parfums (100 % 2011), Maison Francis Kurkdjian (2017)
Schmuck und Uhren: Fred (1998),[23]Chaumet (1999), De Beers LV (Joint Venture mit De Beers, gegründet 2001), Bulgari (100 % 2011), Tiffany (2019, Transaktion bis Mitte 2020)[15]
Einzelhandel
Duty Free Shoppers (DFS, 1998), Sephora (1997) (die 1998 aufgekaufte Parfümeriekette Marie-Jeanne Godard ging in Sephora auf), Le Bon Marché (1998), Starboard Cruise Services (2000), La grande épicerie de Paris
Medien
Mit der täglich erscheinenden Finanzzeitung Les Échos (2007), dem Wochenmagazin Investir (1993) und der Tageszeitung Le Parisien (2015) gehören drei wichtige Medien zu LVMH, ebenso wie der Spartensender Radio Classique (2005) und die deutsche Filmproduktions- und Verwertungsgesellschaft EuroArts Music International.[34]
Andere Aktivitäten
Royal Van Lent(Feadship), Princess Yachts International, Jardin d’Acclimatation, Cova, Nowness (Online-Magazin als Nachfolger des 2009 eingestellten Onlineshops eluxury.com), La Samaritaine (2001), Connaissance des Arts (2000), Cheval Blanc Hotels, Classica, Arléa (2004)
Die älteste Marke des Unternehmens ist das Weingut Château d’Yquem, dessen Geschichte in das Jahr 1593 zurückgeht. Die wertvollste Marke ist Louis Vuitton, deren Wert im Jahr 2007 auf 20,3 Milliarden Euro geschätzt wurde.[36]
Prada-Gruppe, Mailand; CEO: Patrizio Bertelli; Fokus auf Kleidung, Schuhe, Accessoires; Marken: Prada, Miu Miu, Church’s (Schuhe) und The Original Car Shoe (Schuhe). Von 1999 bis Mitte der 2000er Jahre hatten weitere international bekannte Marken zum Konzern gehört.
JAB Holding (2007–2014: Labelux), Luxemburg; Luxusgüter-Division der Joh. A. Benckiser SE mit den Marken Bally, Jimmy Choo und Zagliani (Lederwaren).
↑ abMilliardenübernahme von US-Juwelier: Louis Vuitton schnappt sich Tiffany. In: Spiegel Online. 25. November 2019 (englisch, spiegel.de [abgerufen am 25. November 2019]).