Lagerverwaltungssysteme (LVS; englisch warehouse management systems, WMS[1]) sind softwarebasierte Systeme für die unternehmerische Verwaltung von Warenlagern und Distributionszentren.
Mit Lagerverwaltungssoftware, Logistiksoftware, Intralogistiksoftware oder auch Warehouse-Management-Systemen kann der komplette innerbetriebliche Materialfluss abgebildet werden. Als innerbetrieblicher Materialfluss werden alle in einem Unternehmen durchgeführten Warenbewegungen bezeichnet. Dazu zählen Prozesse des Wareneingangs, Einlagerung, Umlagerungen, Auslagerungen und Versand. Dabei wird zwischen dem Materialfluss und dem Informationsfluss unterschieden. Bei dem Materialfluss geht es um die physische Vereinnahmung des Materials im Lager. Die Lagerprozesse werden vom Informationsfluss begleitet. Dieser sorgt während des Transports für Datensicherheit und Bestandstransparenz.
Unter einem Lagerverwaltungssystem (LVS) versteht man im engeren Sinne ein Softwaresystem zur Verwaltung von Lagermengen und Lagerorten sowie deren Beziehung zueinander. Ein Warehouse Management System (WMS) umfasst nach der VDI-Richtlinie 3601 weitere Funktionen zur Kontrolle und Optimierung von Systemzuständen. Im Gegensatz zu einer reinen Lagerbestandsverwaltung dient ein WMS zur Führung und Optimierung von innerbetrieblichen Lagersystemen. In der Praxis werden die Begriffe LVS und WMS meist synonym verwendet.[2]
Ein Lagerverwaltungssystem stellt die zentrale Einheit in der Softwarestruktur zur Verwaltung eines Lagers dar.[3] Dabei nimmt das WMS vom übergelagerten Host-System, einem ERP- oder Warenwirtschaftssystem, Aufträge entgegen, verwaltet diese in einer Datenbank und gibt sie nach entsprechender Optimierung zur Steuerung an die angebundene Fördertechnik weiter.
Moderne Lagerverwaltungssysteme sind modular aufgebaut. Die Kernfunktionen umfassen:
In einem WMS werden also nicht nur die Lagerposition von Artikeln in Hochregallagern, Kleinbehälterlagern oder Handlagern verwaltet, sondern auch der Wareneingang und der Warenausgang mit der Kommissionierung von Waren zu versandfertigen Positionen realisiert. Um die Bewegung der Waren innerhalb eines Lagers zu gewährleisten, ist ein WCS (Warehouse-Control-System) Bestandteil eines WMS. Ein WCS stellt sicher, dass die gewünschte Ware über interne Förderanlagen (Lagerplatz in einem Hochregallager, Arbeitsplatz eines Kommissionierers, Versandrutsche im Warenausgang) an die Position kommt, die das WMS für die Ware bestimmt hat.
Neben den Kernfunktionen können Zusatzfunktionen (wie beispielsweise eine Seriennummernverwaltung oder Dock-/Yardfunktionalität) oder Erweiterungsmodule (z. B. Pick-by-Voice oder RFID-Subsysteme) Teil des WMS sein.
Die Nutzung eines WMS hat für Unternehmen mehrere Vorteile:
Die Hauptnachteile von softwaregestützter Lagerverwaltung liegen in den Kosten und der Komplexität der Programme.
Die Auswahl und Einführung eines WMS zur Lagerverwaltung stellt ein anspruchsvolles und umfangreiches Projekt dar. Da das System in seiner Funktionalität den individuellen Ansprüchen eines Lagers gerecht werden muss, ist eine sorgfältige Analyse und Auswahl eines passenden Softwaresystems unerlässlich. Einen umfassenden Überblick über den WMS-Markt bietet der WMS-Marktreport des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik. Darin wird der WMS-Markt auf aktuelle Trends und Entwicklungen untersucht und die Funktionalitäten gängiger WMS dargestellt. Dabei stellte sich heraus, dass die WMS-Anbieter in ihrer Struktur grob in drei Typen unterteilt werden können: den puren WMS-Anbieter, den Suite-Anbieter, der sein System als Teil einer Software-Suite anbietet (z. B. ERP-System), und den Lagertechnik-Anbieter. Hilfestellung für die Auswahl eines passenden WMS kann die WMS-Datenbank[8] des Instituts geben, die einen neutralen Überblick über rund 90 Prozent aller relevanten Anbieter von Warehouse Management Systemen bietet.