Landiolol

Strukturformel
Strukturformel von Landiolol
Allgemeines
Freiname Landiolol
Andere Namen
  • 4-[(2S)-2-Hydroxy-3-{[2-[(4-morpholinylcarbonyl)amino]ethyl}amino]propoxy]-benzolpropansäure[(4S)-2,2-dimethyl-1,3-dioxolan-4-yl]methylester
  • 4-[2-Hydroxy-3-[{2-[(4-morpholinylcarbonyl)amino}ethyl]amino]propoxy]-benzolpropansäure[S-(R*,R*)]-(2,2-dimethyl-1,3-dioxolan-4-yl)methylester
Summenformel C25H39N3O8
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff (Hydrochlorid)[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 114905
ChemSpider 102855
DrugBank DB12212
Wikidata Q6484656
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C07AB14

Wirkstoffklasse

Sympatholytika

Wirkmechanismus

β-Rezeptorenblocker

Eigenschaften
Molare Masse 509,59 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Löslichkeit

löslich in Wasser (Hydrochlorid)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319
P: 305+351+338[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Landiolol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der β1-Blocker, der verwendet wird zur akuten Behandlung eines zu schnellen (Tachykardie) oder unregelmäßigen (Arrhythmie) Herzschlags während oder nach einer Operation, oder in anderen Situationen, in denen eine Kontrolle des Herzschlags nötig ist.

Landiolol ist ultra-kurz und höchst kardioselektiv wirksam; es wird intravenös verabreicht und ist in der Wirkung leicht steuerbar.[2] Die Kardioselektivität ist 7- bis 8-mal höher als die des ähnlichen Wirkstoffs Esmolol.[3]

Die Plasmahalbwertszeit von Landiolol beträgt etwa 4 Minuten, der Wirkeintritt erfolgt innerhalb von 1 Minute, also rascher noch als mit Esmolol.[4] Landiolol wird rasch hydrolisiert, einerseits durch die Carboxylesterase in der Leber[5], andererseits durch die Pseudocholinesterase im Plasma. Nach Hydrolyse der Estergruppe wird die Seitenkette der inaktivierten Carbonsäure durch beta-Oxidation zum Benzoesäurederivat verkürzt. Die Abgespaltene Ketalstruktur wird zu Aceton und Glycerol gespalten.[6] 99 % der Dosis wird innerhalb von 24 Stunden im Harn eliminiert, vorwiegend als inaktive Metabolite.

Tabellarischer Vergleich i.v. verabreichter β-Blocker:

Name Max. Halbwertszeit (min) Kardioselektivität (β12) Metabolisierung
Landiolol 4 250 Pseudocholinesterase
Esmolol 9 30 Ery-Esterase
Metoprolol 420 3 CYP2D6 (Leber)

Die empfohlene Dosierung liegt bei 1–40 µg/kg/min bis maximal 80 µg/kg/min, eine 1-minütige Bolusdosierung von 100 µg/kg ist möglich. Aus der klinischen Praxis zeigt sich vor allem bei kardiochirurgischen Patienten auch eine durchschnittlich niedrigere Dosierung unter 10 µg/kg/min als sinnvoll.

Die Dosis-Wirkungsbeziehung von Landiolol im therapeutischen Dosisbereich ist linear.

Anwendungsgebiete

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Landiolol ist seit 2013 in Japan und seit 2016 in einigen europäischen Ländern für die Behandlung von intra- und postoperativen Tachyarrhythmien (supraventrikuläre Tachykardie, Vorhofflimmern, Vorhofflattern, nicht-kompensatorische Sinustachykardie) zugelassen. In der klinischen Praxis erweist sich Landiolol auch als wirksam zur Prävention von postoperativen Tachyarrhythmien, wie Vorhofflimmern nach koronararteriellen Bypass-Operationen.[7]

Bei Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (LVEF < 40 %, CI < 2,5 l/min/m², NYHA-Klasse 3-4) z. B. nach Herzoperationen, bei Ischämie oder in septischen Zuständen, wurden zur Kontrolle der Herzfrequenz niedrigere Dosen von Landiolol zur Behandlung verwendet.

Die Anwendung in Akutsituationen zur Therapie von tachykarden Herzrhythmusstörungen ist sowohl in der Perfusor-, als auch in der Bolus-Dosierung möglich. Hier zeichnet sich das Präparat durch seine geringen hämodynamischen Nebenwirkungen aus und zeigt neben einer adäquaten Frequenzkontrolle auch rhythmuskontrollierende Eigenschaften.[8]

Gewinnung und Darstellung

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Landiolol kann durch Reaktion von (S)-(2,2-Dimethyl-1,3-dioxolan-4-yl)methyl-3-(4-hydroxyphenyl)propanoat mit Epichlorhydrin und 2-(Morpholin-4-carboxamido)ethanamin gewonnen werden.[9]

Fertigarzneimittel

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Onoact (J), Rapibloc (D, A, HR)

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Datenblatt Landiolol hydrochloride, ≥98% (HPLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 30. September 2017 (PDF).
  2. Plosker GL et al.: Landiolol: A Review of its use in Intraoperative and Postoperative Tachyarrhythmias. In: Drugs. Band 73, Nr. 9. Adis, 2013, S. 959–977, doi:10.1007/s40265-013-0077-4.
  3. Nasrollahi-Shirazi S et al.: Comparison of the β-Adrenergic Receptor Antagonists Landiolol and Esmolol: Receptor Selectivity, Partial Agonism, and Pharmacochaperoning Actions. In: J Pharmacol Exp Ther. Band 359, Nr. 1, 2016, S. 73–81.
  4. Krumpl G et al.: Bolus application of landiolol and esmolol: comparison of the pharmacokinetic and pharmacodynamic profiles in a healthy Caucasion group. In: Eur J Clin Pharmacol. Band 73, 2017, S. 417–428.
  5. Klaus Müller, Helge Prinz, Matthias Lehr: Pharmazeutische/Medizinische Chemie. 13. September 2022, abgerufen am 30. August 2023.
  6. Klaus Müller, Helge Prinz, Matthias Lehr: Pharmazeutische/Medizinische Chemie. 13. September 2022, abgerufen am 30. August 2023.
  7. Li L et al.: Efficacy and safety of landiolol for prevention of atrial fibrillation after cardiac surgery: a meta-analysis of randomized controlled trials. In: Int J Clin Exp Med. Band 8, Nr. 7, 2015, S. 10265–10273.
  8. Sebastian Schnaubelt, Felix Eibensteiner, Julia Oppenauer, Daniel Tihanyi, Marco Neymayer, Roman Brock, Andrea Kornfehl, Christoph Veigl, Valentin Al Jalali, Sonja Anders, Barbara Steinlechner, Hans Domanovits, Patrick Sulzgruber: Hemodynamic and Rhythmologic Effects of Push-Dose Landiolol in Critical Care—A Retrospective Cross-Sectional Study. In: Pharmaceuticals. Band 16, Nr. 2, Februar 2023, S. 134, doi:10.3390/ph16020134.
  9. Patentanmeldung EP2687521A1: Verfahren zur enantioselektiven Synthese von Landiolol. Angemeldet am 20. Juli 2012, veröffentlicht am 22. Januar 2014, Anmelder: Procos S.p.A., Erfinder: Fabio Garavaglia et al.