Langendreer ist der östlichste Stadtteil von Bochum. Er wurde 1929 eingemeindet. Im Westen grenzt er vor allem an Werne sowie an Laer und Querenburg. Im Nordosten liegt der Dortmunder Stadtteil Lütgendortmund, im Osten und Süden grenzt Langendreer an Witten.
Der Name Langendreer leitet sich aus der Bezeichnung Threiri (Dreer) ab und wird in dieser Form erstmals um das Jahr 900[3][4] im Heberegister des Klosters Werden (Werdener Urbar A) genannt, welches viele Bauerschaften (villae) im Borahtron-Gau[5] auflistete. Der Name beruht auf der Siedlungsstruktur des mittelalterlichen Langendreer, in dem es drei Siedlungsschwerpunkte gab. 1436 wurde Dreer erstmals Langendreer genannt. Seit dem 9. Jahrhundert befand sich hier auch der Rittersitz Haus Langendreer.
Um 1092 wurden in der Abtei Werden schon eine Gruppe von 10 Höfen und eine Langendreerer Edelingsfamilie genannt. Ein weiterer Rittersitz hieß Darneden (1412), später noch als Hof Niermann existent.
Im Jahr 1599 zerstörte der spanische Oberst La Barlotta mit seinen Soldaten das ganze Dorf samt Kirche und Ritterburg. Sie „übten sonsten große Tyrannei und Mutwillen an Manns- und Weibspersonen mit Morden und Schänden“.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte Langendreer zur preußischen Grafschaft Mark; 1809 wurde Langendreer im Zuge einer Neuordnung der Gebietsgrenzen durch französische Besatzungstruppen Teil der Mairie Witten. Nach dem vollständigen Abzug der Truppen Napoleons 1815 übernahmen die nunmehr preußischen Machthaber viele der von den Franzosen geschaffenen Verwaltungseinheiten. Daher blieb Langendreer zunächst in einem Amt mit Witten und anderen Dörfern aus der Umgebung vereint. Aufgrund der Verleihung der Stadtrechte an Witten 1823 wurde der genaue Status von Langendreer unklar; denn einerseits gehörte Langendreer nun zu Witten, andererseits stellte Langendreer aufgrund seiner Größe eine eigene Verwaltungseinheit dar. 1850 wurde schließlich das Amt Langendreer gegründet.
Das 1900 errichtete Amtshaus belegt den Aufstieg Langendreers (1839: 1515 Einwohner; 1885: 10.151 Einwohner; 1905: 23.111 Einwohner).
Im Zuge der Gemeindereform vom 1. August 1929 wurde Langendreer ein Stadtteil Bochums.[6] Grund für die Eingemeindung war unter anderem der Güterbahnhof in Langendreer; denn Bochum verfügte über keine vergleichbare Kapazität.
Einige Teile Langendreers (Crengeldanz, Krone und Papenholz) wurden jedoch der Stadt Witten zugeordnet; andererseits breitete sich das Gebiet Langendreers nach Osten aus, da das Dorf Somborn in zwei Teile geteilt wurde. Eine Hälfte erhielt Langendreer (also Bochum), die andere Hälfte ging an Dortmund. Seit 1929 wird Langendreer als der Osten von Bochum betrachtet. Südlichster Teil ist die Kaltehardt.
9. November 1944: 16 Bomben auf dem Amtsplatz, Zerstörung von Schulen und Wohnhäusern
12. Dezember 1944: Drei weitere Häuser werden zerstört
15. Januar 1945: Ein großer Luftangriff fordert 190 Todesopfer
18. März 1945: Das Gymnasium wird schwer getroffen
22. März 1945: Beim größten Luftangriff wird auch die Marienkirche, „Dom des Ruhrgebietes“ genannt, zerstört.
Am 11. April 1945 rückte die amerikanische Armee nach dreitägigem Artilleriebeschuss in den Ort ein. Etwa ein Drittel der Häuser Langendreers waren beschädigt oder zerstört.
In der Nachkriegszeit förderten die Zechen Rekordmengen von Steinkohle. In den 1960er Jahren fanden zahlreiche Zechenschließungen statt.
Wirtschaftlich wichtigster Faktor – auch für das räumlich kaum noch von Langendreer trennbare Werne – waren die Opel-Werke II und III. Aufgrund des Programms des Sozialen Wohnungsbaus entstanden einige Trabantenviertel, unter anderem die Sonnenleite.
Langendreer hat sich zu einem lebendigen Stadtteil entwickelt, mit u. a. vielen Einkaufsmöglichkeiten und Kleinunternehmern und der beliebte Langendreer Wochenmarkt am Freitag.
Langendreer verfügt mit der Lessing-Schule über ein eigenes Gymnasium, angrenzend an die Zweigstelle der Stadtbücherei und einer Sporthalle. Neben vier Grundschulen ist die Sekundarschule Bochum-Ost Nelson Mandela-Schule vorhanden. Außerdem gibt es eine der ältesten Waldorfschulen Nordrhein-Westfalens, die Rudolf Steiner Schule Bochum Langendreer, gegründet 1958, mit ca. 900 Schülern. Des Weiteren befindet sich am ehemaligen Haus Langendreer ein Förderschulzentrum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, bestehend aus einer Förderschule für Körperliche und Motorische Entwicklung, einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation sowie einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Im Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts befindet sich heute eine Zweigstelle der Musikschule Bochum.
Langendreer ist durch die A 40 im Norden sowie die A 448 im Süden an das Autobahnnetz angebunden. Die Anschlussstelle Witten-Zentrum der letztgenannten Autobahn liegt unmittelbar an der Stadtgrenze; die B 235 durchquert Langendreer auf der Nord-Süd-Achse.
Es gibt zwei Stationen der S-Bahn-Linie S1, Bochum-Langendreer und Bochum-Langendreer West. Beide bestehen aus zwei Gleisen an einem Bahnsteig.
Die Straßenbahn Bochum/Gelsenkirchen bedient mit den vier Linien 302, 305, 309 und 310 den Stadtteil. Die Linien 302 und 305 führen vom S-Bahnhof Langendreer über die Bochumer Innenstadt nach Gelsenkirchen-Buer bzw. Wattenscheid-Höntrop. Von Witten-Heven kommend fahren die Linien 309 und 310 nach Langendreer, wobei die 309 am Bahnhof endet, während die 310 ebenfalls Richtung Bochum und Höntrop fährt. Ehemals führte die 310 südwestlich an Langendreer vorbei, diese landschaftlich reizvolle Überlandstraßenbahn auf eingleisiger Strecke zwischen den Haltestellen Unterstraße und Papenholz wurde jedoch mit Neubau der Straßenbahn in Langendreer stillgelegt.
Außerdem wird Langendreer durch die Buslinien 345, 355, 364, 366, 369, 370, 372, 378 und 379 sowie die NachtExpress-Linien NE 3 und NE 18 erschlossen. Sämtliche Bus- und Straßenbahnlinien werden von der BOGESTRA betrieben.
Das frühere Bahnhofsgebäude von Langendreer wurde in den 1980er-Jahren zum Kulturzentrum Bahnhof-Langendreer umgebaut, wo unter anderem Veranstaltungen wie Konzerte oder alternative und schwule bzw. lesbische Diskothekenabende stattfinden.
Die Diskothek Matrix, der ehemalige „Rockpalast“, befindet sich in der alten Müser-Brauerei.
Die ehemalige Diskothek Zwischenfall, davor „Appel“, am Alten Bahnhof war ein bekannter Treff der Gothic-Szene, wurde aber aufgrund eines Feuers, das sich 2011 in den oberen Etagen ereignete, 2016 abgerissen.
Der Langendreerbach mündet am Ümminger See in den Oelbach; der See gilt inzwischen als beliebtes Ausflugsziel über die Grenzen von Langendreer hinaus. Von historischem Wert liegt ganz in der Nähe der Historische Friedhof im Ortsteil Ümmingen. Weiterhin lädt der Volkspark Langendreer, der zwischen den beiden Ortsteilen Dorf und Alter Bahnhof liegt, zum Verweilen ein.
Die ehemalige Lutherkirche ist seit 2012 Stadtteilzentrum. Das Kriegerdenkmal wurde 1987 mutwillig beschädigt.
Im Amtshaus Langendreer befindet sich seit 1995 die Heimatstube Langendreer. Hier haben die beiden Gründer, Friedhelm Vielstich und Heinz-Richard Gräfe, mehr als 1000 Exponate, wie Fahnen, Fotos und Dokumente zusammengetragen und daraus eine Ausstellung zur zeitlichen Geschichte im Bochumer Osten erstellt.[9]
Johann Carl von der Borch: Notata, betreffend das Gericht und Dorff Langendreer nebst der Familie von Treer und von der Borch. Haus Langendreer, 1751.
Vom Gericht und Kirchspiel Langendreer. In: Johann Diederich von Steinen: Westphälische Geschichte mit vielen Kupfern, Band 2, Stück 17. 1757.
Otto Hüttemann: Die Geschichte von Langendreer. C. L. Krüger, Witten 1887.
Max Jäkel: Dorf und Rittersitz Langendreer in alten Zeiten und in der Gegenwart. Pöppinghaus, Langendreer 1908.
Emil Tetzlaff: Langendreerer Heimatbuch. 1923.
Denkschrift über den Zusammenschluss der Gemeinden Langendreer-Werne. Überreicht von der Amtsverwaltung Langendreer-Werne. Grabe, Langendreer 1927.
Paul Kanold: Gutachten über die Frage der Mittelstadt Langendreer-Werne. H. Pöppinghaus, Langendreer 1928.
Karl Alberts: Langendreerer Heimatbuch. Pöppinghaus, Bochum 1964.
Clemens Kreuzer: 1100 Jahre Langendreer-Werne. Werden und Wandel einer Vorstadt des Reviers. Heinrich Pöppinghaus Verlag, Bochum 1987.
Herbert Dierkes: Langendreer 1850–1929: das Amt, die Amtmänner; ein Beitrag zur Heimatgeschichte. Franken, Bochum 1994, ISBN 3-928341-00-6.
Herbert Dierkes: Langendreer im 19. Jahrhundert. Franken, Bochum 1997, ISBN 3-928341-01-4.
Clemens Kreuzer (Hrsg.): Bauernzeit und Bergmannszeit in Bochum-Ost: Geschichte und Geschichten, Berichte und Dokumente, Erinnerungen und Erzählungen von Langendreer und Werne, Laer, Ümmingen und Havkenscheid. Pöppinghaus, Bochum 1990.
Clemens Kreuzer: Langendreer-Werne zwischen Steinzeit und Gegenwart. Eine Siedlungsgeschichte des Bochumer Ostens. Pöppinghaus, Bochum 1999, ISBN 3-00-004663-1.
Hansi Hungerige: Langendreer-Werne wie es früher war. Verlag Wartberg, Gudensberg-Gleichen 2001, ISBN 3-8313-1181-1.
↑Die Einwohnerzahlen sind nach statistischen Bezirken und nicht nach den Gemarkungen angegeben, die Zahlen hierfür sind im Artikel Einwohnerentwicklung von Bochum.
↑Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017, S. 14.
↑Heinrich Theodor Grüttner, Patrick Jung, Reinhild Stephan-Maaser (Hrsg.): Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1394-3, S.254.
↑Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S.11 (Digitalisat).
↑Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S.255.