Als Leinpfad oder Treidelpfad, Bomätscherpfad (Sachsen), Treppelweg[1] (Österreich) oder Reckweg[2] (Schweiz) wird ein Weg unmittelbar am Ufer von Flüssen oder Kanälen bezeichnet, der angelegt wurde, damit Menschen, Zugtiere oder LokomotivenFrachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten. Der Vorgang wird als treideln bezeichnet. Über ein Tauwerk waren die sich auf den Leinpfaden bewegenden Treidler und Treidelpferde mit den Schiffen verbunden.
Die Treidelschifffahrt ging mit dem Aufkommen von maschinengetriebenenSchiffen und Schleppern zu Ende. Bis in die 1980er Jahre war das Betreten der ehemaligen Leinpfade nur auf eigene Gefahr gestattet. Sie unterliegen bis heute der Verwaltung der Wasser- und Schifffahrtsämter (WSA). Aus den meisten der Leinpfade sind mittlerweile Uferpromenaden, Rad- und Wanderwege oder Betriebswege der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geworden.
Entlang der Donau ist der Treppelweg über weite Strecken von Bayern bis nach Rumänien an beiden Ufern erhalten und als Donauradweg bis Budapest ausgebaut.
Der Leinpfad am Rhein von Basel bis in die Niederlande ist fast vollständig erhalten. Er wird als Freizeitweg von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt.
Im Saarland ist entlang der Saar der Leinpfad zu einem Radweg umgestaltet worden. Dieser führt vom französischen Saargemünd aus auf der linken Saarseite durch Saarbrücken bis nach Völklingen. In weiten Abschnitten, beispielsweise in Großteilen von Saarbrücken und Völklingen, ist auch am rechten Ufer der Leinpfad erhalten.
In Hessen sind im Rheingau zwischen Rüdesheim am Rhein und Walluf Teile des Leinpfads erhalten, die als Fuß- und Radweg genutzt werden. An dem zwischen Frankfurt am Main und Offenbach am Main gelegenen Mainbogen führt der Fechenheimer Leinpfad mehrere Kilometer entlang des rechten Mainufers.[3] Auch am Ufer der Lahn sind auf dem ehemaligen schiffbaren Abschnitt von der Mündung bis Wetzlar Teile des Leinpfades erhalten. Sie dienen heute sowohl als Betriebsweg des Wasser- und Schifffahrtsamtes als auch als Teil des hessischen Radfernwegs R7.
In Bayern sind die Treidelpfade entlang des Ludwig-Donau-Main-Kanals im Abschnitt zwischen Nürnberg und ungefähr Mühlhausen (Oberpfalz) noch gut erhalten. Sie dienen heute als Fuß- und Radwege (Teil des Fünf-Flüsse-Radwegs). Im Abschnitt zwischen den Schleusen 24 und 25 bei Burgthann wird heute noch zu touristischen Zwecken ein historisches Schiff mit einem Pferd getreidelt.[4]
Treidelschiff vor Bonn und Siebengebirge, Kupferstich von Peter Schenk, 1852
Bei Bouziès ist die Felswand auf dem Südufer des Flusses Lot zu einem Treidelpfad (chemin de halage) ausgehöhlt worden. Auch die Ufer der Seine, der Eure, der Dordogne, der Loire und der Mayenne sowie viele historische Kanäle sind von derartigen Wegen gesäumt.
Mitte des 18. Jahrhunderts entstand in England das Bedürfnis nach Transportmöglichkeiten großer Gütermengen zwischen den Städten. 1761 wurde der erste Kanal für Narrowboats (englisch für Schmalboote) eingeweiht, die mit Pferden von einem Boots- und einem Pferdeführer getreidelt wurden. Das Kanalnetz wurde umfangreich ausgebaut, bis ab etwa 1850 die Eisenbahn den Narrowboats den Rang ablief. Die Treidelpfade werden heute als Wander- und Fahrradwege genutzt.