Leonore Siegele-Wenschkewitz (* 27. Juni 1944 in Belgard an der Persante; † 17. Dezember 1999 in Frankfurt am Main) war eine deutsche Kirchenhistorikerin und Direktorin der Evangelischen Akademie Arnoldshain. Sie war Mitherausgeberin der Zeitschrift Kirche und Israel (von 1986 bis 1993) und der Reihe Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte. Bekannt wurde sie besonders durch ihre Aufdeckung antijudaistischer Tendenzen in der christlichen Theologie.
Leonore Siegele-Wenschkewitz war die Tochter des aus Riga stammenden Pastors und späteren Superintendenten Hans Wenschkewitz (1904–1986) und seiner Ehefrau Anita Michelsson (1907–1952). Nach abgebrochener Flucht und Ausweisung in Großgoltern, einem Dorf bei Hannover, wuchs sie in Osnabrück und Loccum auf. Nach dem Abitur und einer halbjährigen Tätigkeit als Krankenpflegerin studierte sie Musikwissenschaft, Latein, Philosophie und Evangelische Theologie, seit 1963 in Göttingen und seit 1965 in Tübingen. Dort verlagerte sie den Schwerpunkt von der Musikwissenschaft auf die Theologie und promovierte 1972 mit einer kirchenhistorischen Arbeit zur Doktorin der Theologie, war danach Assistentin der Evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, später Repetentin am Evangelischen Stift in Tübingen.
1983 ging Leonore Siegele-Wenschkewitz als Studienleiterin an die Evangelische Akademie Arnoldshain, deren Leitung sie 1996 übernahm. 1984 wurde sie zur Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ordiniert. 1990 habilitierte sie sich im Fachbereich Evangelische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main für Historische Theologie und wurde 1997 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. 1999 wurde sie für ihre Bemühungen um die christlich-jüdische Verständigung mit dem Edith-Stein-Preis ausgezeichnet.
Sie war mit dem Tübinger Musikwissenschafter Ulrich Siegele verheiratet.
Seit 1987 gehörte sie der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, von 1980 bis 1997 der EKD-Kommission Kirche und Judentum an. Seit 1985 war sie Mitglied, seit 1988 stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, deren Geschäfte sie bis zuletzt führte. 1988/89 war sie Mitglied des Vorbereitungsausschusses zum Schwerpunktthema „Die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, danach Mitglied eines vorbereitenden Ausschusses und von 1992 bis 1996 Mitglied und Vorsitzende der EKD-Kommission Förderung theologischer Frauenforschung.
Ihre Hauptarbeitsgebiete waren die Kirchliche Zeitgeschichte, insbesondere die Geschichte der theologischen Wissenschaft und der evangelisch-theologischen Fakultäten, das Verhältnis von Juden und Christen, die Feministische Theologie und Theologische Frauenforschung. In der Tagungsarbeit der Akademie versah sie mehrere Jahre auch den Arbeitsbereich Musik.
Nach ihr ist der Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preis benannt, der vom Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre sowie von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Akademie Frankfurt vergeben wird.
Die Bibliothek der Augustana-Hochschule Neuendettelsau verwahrt 413 Bücher aus dem Nachlass von Leonore Siegele-Wenschkewitz, die insbesondere ihre Arbeitsschwerpunkte Feministische Theologie und Theologische Frauenforschung sowie Edith Stein dokumentieren.
Personendaten | |
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NAME | Siegele-Wenschkewitz, Leonore |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Kirchenhistorikerin |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1944 |
GEBURTSORT | Belgard an der Persante |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1999 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |