Der Liegestütz (Plural: Liegestütze), auch: die Liegestütze (Plural: Liegestützen),[1] englisch Push-Up oder Press-Up, ist eine sportliche Eigengewichtübung zur Kräftigung der Muskeln,[2] hier speziell Schulter-, Arm- und Brustmuskulatur.[3] Der gestreckte Körper wird dabei von den Armen gestützt, der Blick ist zum Boden hin gerichtet.[2]
Ausgangsposition des Liegestützes ist die Bauchlage, der Körper ist gestreckt. Die Hände befinden sich etwas über schulterbreit voneinander entfernt am Boden. Die Finger zeigen nach vorne, die Daumen nach innen. Durch gleichzeitiges Anspannen der Arme werden diese gestreckt und der Oberkörper hebt vom Boden ab. Das Gewicht wird gleichmäßig auf Zehenspitzen und Händen verteilt. Kopf, Hals, Wirbelsäule, Gesäß und Knie bilden eine Linie und die Bauchmuskulatur ist angespannt. Nun werden beide Arme gleichzeitig gebeugt und der Oberkörper somit abgesenkt, bis die Nasenspitze fast den Boden berührt. Der Körper bleibt dabei gestreckt.[4]
Die Wandliegestütze ist die leichteste Liegestützvariante und eignet sich daher vor allem für Einsteiger. Die Ausführung ist so wie bei den normalen Liegestützen, nur dass man aufrecht ungefähr schulterbreit von einer Wand entfernt steht und sich dann mit den Armen an die Wand abstützt. Die Schwierigkeit kann mit zunehmendem Abstand zur Wand gesteigert werden. Je nach Beweglichkeit können die Fußsohlen auf dem Boden bleiben oder es kann auf die Zehenspitzen gegangen werden.[3]
Liegestütze sind leichter auszuführen, wenn der Körper statt auf den Zehen auf den Knien aufliegt. Man spricht dann von Knieliegestützen.[3] Bei dieser Variante lasten etwa 50 % des eigenen Körpergewichtes auf den Armen, bei konventionellen Liegestützen sind es ca. 70 %. Die Beine können überschlagen oder nebeneinander gehalten werden.[3]
Bei breiten Liegestützen werden die Hände etwas weiter als schulterbreit auf den Boden aufgesetzt. Dadurch wird vor allem die Brustmuskulatur beansprucht.[3]
Ein Liegestütz auf nur einem Bein (der Fuß des passiven Beins wird auf die Ferse des aktiven abgelegt). Da das Körpergewicht nur noch auf drei Punkten liegt und zusätzlich auf die Balance geachtet werden muss, führt dies zu einer erhöhten Körperspannung.[4]
Liegestütze können bei entsprechender Verlagerung des Gleichgewichts auf nur einem Arm durchgeführt werden.
Für mehr Gewicht auf den Armen kann man die Füße auf eine höherliegende Kante (z. B. Sofa, Bett, oder als Partnerübung auf dessen Schultern „Jägerliegestütz“) ablegen.
Um mit dem Oberkörper weiter hinunterzureichen, kann man die Füße auf eine höherliegende Kante stellen und jeweils mit einer Hand ebenfalls auf eine andere höherliegende Kante greifen, um den Oberkörper im Zwischenraum weiter als üblicherweise bis auf den Boden herabsenken zu können. Auch das Überstrecken des Kopfes ermöglicht ein tieferes Absenken des ganzen Körpers, der daraufhin in der tiefsten Lage, idealerweise mit Kinn, Hüfte und Fußspitzen, den Bodenkontakt herstellen soll und somit ein maximales Absenken gewährleistet.
Liegestütze müssen nicht zwingend auf den Handflächen ausgeführt werden. Weiterhin möglich ist:
Die Dands werden auch Hindu-Liegestütz oder indischer Liegestütz genannt. Die grundlegendste Form von Dand beginnt bei der Position Abwärtshund Yoga und geht in eine Position Kobrahaltung über. Es ist in der indischen Körperkultur und in den indischen Kampfkünsten, besonders Pehlwani allgemein.[7] Bruce Lee verwendete es auch in seinem Trainingsprogramm und bezeichnete es als Katzenstretch.[8] Es ist eine effektive Kernkraftübung, da sowohl die vordere Kette als auch die hintere Kette auf harmonische Weise dynamisch einbezogen werden. Es gibt zahlreiche Variationen des hinduistischen Liegestützes, obwohl die meisten die beiden in der einfachsten Version verwendeten Haltungen beinhalten.
Bei dieser Variante entsteht ein Hohlkreuz und es ist umstritten, ob dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann. In der Ausgangsposition sind die Beine V-förmig abgespreizt, das Gesäß ist der höchste Punkt. Die Arme sind gestreckt und bilden eine Verlängerung des Rückens. Anschließend wird der Oberkörper abgesenkt, so als ob man durch etwas durchtauchen würde. Danach wird die Hüfte ebenfalls abgesenkt. Nun wird der Oberkörper wieder aufgerichtet, bis die Arme gestreckt sind. Der Kopf wird in den Nacken gelegt. Am Ende wird auch die Hüfte wieder nach oben gedrückt und die Ausgangsposition erreicht.[3]
Bei den tibetischen Liegestützen entsteht ein Hohlkreuz und es ist umstritten, ob dies zu Gesundheitsproblemen führen kann. Daher sollte diese Variante nur vorsichtig ausgeführt werden. Die Ausgangsposition ist identisch mit den Dands. Anschließend wird die Hüfte zum Boden gebracht, die Arme bleiben dabei gestreckt. Danach wird der Oberkörper aufgerichtet (Dehnung des Bauchs), bis am Schluss auch die Hüfte wieder nach oben genommen wird.[3]
Diese Variante sollte nur vorsichtig durchgeführt werden, da es zu einer Hohlkreuzhaltung kommt. Zu Beginn sind die Beine V-förmig abgespreizt, die Hände befinden sich unter den Schultern auf dem Boden. Anschließend wird das Gesäß in die Höhe gebracht, so dass sich die Arme in einer geraden Verlängerung zum Rücken befinden. Die Beine werden so gestreckt wie möglich gehalten. Danach werden die Ellenbogen nach außen gebracht und der Kopf zu einem imaginären Punkt zwischen den Händen abgesenkt. Nun wird der gesamte Körper abgesenkt, bis er parallel zum Boden ist. Der Körper wird jedoch nicht auf den Boden abgesetzt. Während die Hüften unten bleiben, richtet man den Oberkörper auf, bis die Arme gestreckt sind, und legt den Kopf in den Nacken. Anschließend senkt man sich wieder ab und drückt die Hüfte wieder nach oben. Dies wird mehrmals wiederholt, es ist also wie ein Hin- und Herschaukeln.[3]
Bei den Diamond Liegestützen werden die Hände direkt nebeneinander auf den Boden aufgesetzt. Daumen und Zeigefinger formen eine Raute (engl. diamond). Beim Absenken bleiben die Ellenbogen nahe am Körper. Die Finger können leicht gespreizt werden, um die Balance besser halten zu können. Trainiert werden bei dieser Variante vor allem die Armstrecker (Musculus triceps brachii).[3]
Bei den „Lateral Twist“-Liegestützen (auch schräge Liegestützen) wird der Oberkörper beim Absenken auf eine Seite gedreht, beim Hochdrücken auf die andere Seite. Durch diese Bewegung wird zusätzlich die Beweglichkeit der Schulter trainiert.[3]
Liegestütze können auch im Pferdegang trainiert werden: Dabei benutzt man die Arme als Vorder-, die Beine als Hinterbeine, und geht quasi auf allen vieren, wobei man nach jedem Schritt einen Liegestütz ausführt.
Bei den versetzten Liegestützen (auch schräge Liegestützen) wird ein Arm in Körperlängsrichtung vor die Schulter, ein Arm hinter die Schulter platziert. Hierbei wird vor allem der Trizeps trainiert.[3]
Neben den dynamischen Varianten können Liegestütze aber auch statisch, das heißt isometrisch, trainiert werden. Dabei begibt man sich in die gleiche Position wie beim klassischen Liegestütz. Nun wird der Körper so weit abgesenkt, dass die Ellbogen in einem 90°-Winkel gebeugt sind. Diese Stellung hält man so lange, wie es technisch sauber möglich ist.
Sobald die Anzahl möglicher Liegestütze zwölf Wiederholungen mit einer Gesamtspannungszeit von 1,5 Minuten übersteigt, wirkt die Übung vor allem für die Kraftausdauer, nicht aber für die Maximalkraft und den Muskelaufbau. Um die Belastung in dieser Situation zu erhöhen, kann mit Gewichtsweste trainiert werden. Der richtigen Technik kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, da der Bewegungsapparat aufgrund des Zusatzgewichts stark belastet wird.
Beim Mountain Climber werden aus der Liegestützposition heraus die Beine abwechselnd nach vorne gezogen.
Trainiert werden allgemein Brust-, Arm-, Schulter-, Bauch-, Rücken-, Gesäß- und Beinmuskulatur.[9]
Hauptsächlich trainierte Muskeln:
Vor allem zur Stabilisierung beteiligte Muskeln:
Aufgrund der stark angewinkelten Hände kann es zu Schmerzen im Bereich der Handgelenke kommen, die auf einer Überbeanspruchung von Bändern und Sehnen beruhen. Hier kann auf Liegestützgriffe als Hilfsmittel zurückgegriffen oder als alternative Übung das Bankdrücken ausgeübt werden. Außerdem lassen sich Liegestütze zur Schonung des Handgelenks auch auf den Fäusten mit einer weichen Unterlage ausführen.
Bei der Bundeswehr wurde im Rahmen des früheren Physical Fitness Test (PFT), welcher 2010 durch den Basic Fitness Test (BFT) ersetzt wurde, eine spezielle Form des Liegestützes durchgeführt:
Liegestütz ist eine Pflichtübung, die in der Leistungsklasse A beim Voltigieren verlangt wird.[10] Der Voltigierer legt hierbei aus der Bank-Fahne die Beine nacheinander mit dem Fußrist auf die Kruppe des Pferdes. Die Beine müssen dabei geschlossen sein und der Körper sollte vom Fußrist bis zum Kopf eine gerade Linie bilden. Der Übungsabbau erfolgt nach vier Galoppsprüngen: Indem der Voltigierer sein Gewicht vermehrt auf die Arme verlagert und gleichzeitig seine Hüfte beugt, zieht er die gestreckten Beine in Richtung Voltigiergurt. Nachdem die maximale Höhe des Schwerpunkts erreicht ist, werden die Beine geöffnet und gleiten weich am Pferd entlang zum Sitz.
Der Liegestütz ist eine Grundhaltung im Freiübungs- und Bodenturnen. Dabei wird zwischen Liegestütz vorlings (Blick zum Boden hin) und Liegestütz rücklings (Blick vom Boden weg) unterschieden.[2]