Lily the Pink ist ein Spaßlied der englischen Komikertruppe The Scaffold und war im Jahr 1968 ihr größter Hit.
Das Lied wurde in England im November 1968 veröffentlicht und war ein Nummer-eins-Hit. In Deutschland erreichte es Platz fünf.
Geschrieben wurde es von den drei Mitgliedern von The Scaffold, Mike McGear (dem Bruder von Paul McCartney), John Gorman und Roger McGough. Das Trio hatte dabei namhafte musikalische Unterstützung: Jack Bruce von Cream, Graham Nash von den Hollies und Reginald Dwight, der später unter dem Namen Elton John bekannt wurde.
Der Liedtext handelt von Lily the Pink, der Retterin der Menschheit, deren selbstgemachte Heilmixtur bei allen möglichen Leiden, von abstehenden Ohren über Magersucht bis zum Stottern, erstaunliche Wirkung zeigt. Allerdings nicht unbedingt die erwartete. So hat Jennifer Eccles ganz fürchterliche Sommersprossen (englisch freckles), so dass die Jungs sie hänseln. Durch die Mixtur verändert sich Jennifer so sehr, dass „er“ (!) bei den Jungs immer mitspielen darf. Und so weiter, bis Lily schließlich selbst trotz Tinktur stirbt und das Rezept mit sich nimmt. Hört die Engel singen …
Übersetzung des Refrains:
Auch wenn der Text neu gedichtet und die Melodie angepasst wurde, basiert das Lied eigentlich auf einem US-amerikanischen Spott-Trinklied vom Anfang des 20. Jahrhunderts, der Ballade von Lydia Pinkham:
Lydia Estes Pinkham (* 9. Februar 1819; † 17. Mai 1883) erfand 1875 ein „Vegetable Compound“, eine pflanzliche Mixtur, als Allheilmittel für alle Arten von Frauenbeschwerden und -krankheiten.
Auszug aus einer typischen Werbung:
„It will cure entirely the worst form of Female Complaints, all Ovarian troubles, Inflammation and Ulceration, Falling and Displacements, and the consequent Spinal Weakness, and is particularly adapted to the Change of Life.
It will dissolve and expel tumors from the uterus …
It removes faintness, flatulency, destroys all craving for stimulants, and relieves weakness of the stomach.. It cures Bloating, Headaches, Nervous Prostration, General debility, Sleeplessness, Depression and Indigestion. …
For the cure of Kidney Complaints of either sex this Compound is unsurpassed.“
Sie hilft also unter anderem bei Entzündungen, Geschwüren, Fallsucht, Kreuzschmerzen, bei Problemen mit den Eierstöcken, Wechseljahrsbeschwerden, Gebärmutterkrebs, bei Mattigkeit, Blähungen, Alkoholsucht, Magenbeschwerden, Völlegefühl, Kopfschmerzen, Nervenschwäche, Schlaflosigkeit, Depressionen, Verdauungsstörungen und ist unübertroffen bei Nierenbeschwerden bei beiden Geschlechtern.
Lydia E. Pinkham’s Vegetable Compound wurde zu einer der bekanntesten Patentmedikamente in den USA im 19. Jahrhundert und wurde bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts verkauft. Dann mussten allerdings aufgrund neuer Gesetze die Inhaltsstoffe angegeben werden und es stellte sich heraus, dass es 18 % Alkohol enthielt. Außerdem setzte sich aufgrund moderner wissenschaftlicher Untersuchungen die Erkenntnis durch, dass diese Art von Kräutertränken im Wesentlichen wirkungslos waren.
Übersetzung:
…
Neben den klassischen Versen wurden auch immer wieder neue Verse dazuerfunden und manchmal auch unabhängig vom Original zu der Melodie Spottverse über andere Personen oder Ereignisse gedichtet.
Von John Standley gibt es zum Beispiel eine eigene Abwandlung der Pinkham-Ballade aus dem Jahr 1952 mit dem Titel „Grandma’s Lye Soup“, in der es um die Vorzüge von Omas Laugenseife geht.
Bei der britischen Version von Scaffold wurde aus Lydia Pinkham dann Lily the Pink und das Spottlied wurde noch mehr zu einem Nonsens- und Stimmungssong. Auch hier gab es immer wieder neue Verse und Abwandlungen, z. B. von den Irish Rovers.
In Deutschland wurde Lily the Pink 1974 von der Hamburger Rentnerband um Gottfried Böttger, Peter Petrel und Willem in einer deutschsprachigen Version veröffentlicht; den Text schrieben Jörn Christoph „Django“ Seelenmeyer und Herbert Lob. In dieser Version, die auf dem Album „… alles klar“ erschien, ist Lily the Pink eine (fiktive?) Wirtin einer Kneipe der so genannten „Hamburger Szene“. Im Text werden deren Stars wie Otto Waalkes, Leinemann, Truck Stop oder Udo Lindenberg als Stammgäste in Lilys Etablissement („Sie umgibt sich mit Wahnsinns-Typen …“) gewürdigt.
Ansonsten wurde das Lied später auch als Karnevalshit bekannt, in einer Version auf Kölsch von De Höhner aus dem Jahr 1981 mit dem Titel „Winke, winke“.