Lina Attalah

Lina Attalah 2017

Lina Attalah (arabisch لينا عطا الله, DMG Līnā ʿAṭā llāh; * 1982 in Kairo) ist eine ägyptische Journalistin und leitet als Chefredakteurin die Website Mada Masr. Sie lebt in Heliopolis, einem Bezirk im Osten Kairos. Ihre Mutter arbeitete beim Radio, ihr Vater war Polizist.

Attalah kämpft gegen die Einschränkung der Pressefreiheit. 2013 gründete sie mit Kollegen die Nachrichtenseite „Mada Masr“, die in arabischer und englischer Sprache berichtet. Das US-Nachrichtenmagazin Time führte sie 2017 als einen von 22 „Next Generation Leaders“ auf und nannte sie den „Muckraker der arabischen Welt.“[1] 2020 führte das Magazin sie als eine der 100 einflussreichsten Menschen der Welt.[2]

Nach eigenen Angaben kam sie durch die Proteste in Kairo wegen der zweiten Intifada 2001 und gegen den Irakkrieg 2003 aus persönlichem Antrieb zum Schreiben.[3] Sie studierte Journalismus an der American University in Cairo. Während des Studiums absolvierte Attalah ein Praktikum bei der englischsprachigen Zeitung Cairo Times. Ihre Familie habe sie bei ihrer Arbeit immer unterstützt. Die politischen Umwälzungen 2010/11 (Arabischer Frühling) ermöglichten ihr eine freie journalistische Arbeit, die sich mit der Regierungsübernahme durch die Muslimbrüderschaft und später der Präsidentschaft Abd al-Fattah as-Sisis drastisch verschlechterte. Kurz vor dessen Machtübernahme musste die Redaktion der Zeitung Egypt Independent, bei der sie leitend tätig war, den Betrieb einstellen. Infolgedessen entstand Mada Masr.[4] Im November 2019 wurde die Redaktion der Website von Sicherheitskräften durchsucht, nachdem Attalah einen über Mahmud as-Sisi, einem leitenden Mitarbeiter des General Intelligence Service und ältesten Sohn von Präsident Abd al-Fattah as-Sisi, veröffentlicht hatte. Sie und zwei andere Kollegen wurden festgenommen und wenige Stunden später vor den Toren Kairos freigelassen. Im Mai 2020 wurde sie während eines Interviews mit der Mutter eines politischen Gefangenen vor dem Toragefängnis (arabisch سجن طرة) für mehrere Stunden in Haft genommen, dann auf Kaution wieder freigelassen.[2][3][5]

Auf der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen liegt Ägypten auf Platz 166 von 180.

  • Das amerikanische Nachrichtenmagazin Time führte Attalah 2017 in einer Liste von „New Generation Leaders“ und nannte sie den „Muckraker der arabischen Welt.“[1]
  • 2020 wurde sie vom „International Center for Journalists“ mit dem „Knight International Journalism Award“ ausgezeichnet.[6]
  • Ebenfalls 2020 war sie eine der „100 einflussreichsten Menschen“ in der entsprechenden Liste von Time. Die Laudatio schrieb die philippinische Journalistin Maria Ressa, der im darauffolgenden Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wurde.[7]
  • Am 19. September 2020 wurde Lina Attalah in Darmstadt für sich und ihre Nachrichtenseite mit den vom PEN-Zentrum verliehenen Hermann-Kesten-Preis geehrt.[8]
  • Am 10. Dezember 2022 verliehen die Außenministerinnen Frankreichs und Deutschlands ihr den Deutsch-Französischen Preis für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit.[9]
Commons: Lina Attalah – Sammlung von Bildern
  • Mada Masr Homepage (englisch)
  • Lina Attalah auf Mada Masr (englisch)
  • Anne Allmeling: Pressefreiheit in Ägypten: „Die politische Autorität ist unberechenbar“. In: tagesschau.de. 3. Mai 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Oktober 2020;.

Einzelnachweise

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  1. a b Jared Malsin: Muckraker of the Arab World. In: time.com. 12. Oktober 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. November 2019; abgerufen am 21. März 2025 (englisch).
  2. a b Anne Allmeling: Ägyptisches Nachrichtenportal „Mada Masr“ - Unerschrocken gegen die Staatspropaganda. Deutschlandfunk, 12. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  3. a b David Kampmann: Journalismus in Ägypten: Dafür braucht es Mut. In: FAZ.net. 2. September 2020, abgerufen am 21. März 2025.
  4. Leyla Lewitt: Schreiben, was ist. In fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, Sommerausgabe 2021 / Nr. 79, S. 15 (PDF)
  5. President’s eldest son, Mahmoud al-Sisi, sidelined from powerful intelligence position to diplomatic mission in Russia, Mada Masr, 20. November 2019.
  6. CISION PR Newswire: Fareed Zakaria and Two International Digital News Pioneers to Receive Prestigious Journalism Awards. 30. Juni 2020 (abgerufen am 2. September 2020)
  7. Maria Ressa: Lina Attalah Is on the 2020 TIME 100 List | TIME. In: time.com. 23. September 2020, abgerufen am 21. März 2025 (englisch).
  8. Hermann Kesten-Preis an Günter Wallraff – Cem Özdemir hält Laudatio. Hermann Kesten-Förderpreis an Lina Attalah/„Mada Masr“. PEN Zentrum Deutschland, 29. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. August 2020; abgerufen am 21. März 2025.
  9. Deutschland und Frankreich würdigen Einsatz für Menschenrechte. Auswärtiges Amt, 10. Dezember 2022, abgerufen am 21. März 2025 (Bildstrecke mit allen Preisträgern des Jahres 2022).