LineageOS | |
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Homescreen von LineageOS 21 | |
Entwickler | LineageOS Open-Source-Community |
Lizenz(en) | Apache und GPL (freie Software) |
Erstveröff. | 25. Dezember 2016 |
Akt. Version | 21 (14. Februar 2024)[1] |
Kernel | monolithisch (Linux) |
Abstammung | Linux ↳ Android ↳ LineageOS |
Architektur(en) | Arm/Arm64, x86/x86_64 |
Chronik | 13.0 (Android 6.0.1) 14.1 (Android 7.1.2) 15.1 (Android 8.1) 16.0 (Android 9.0) 17.1 (Android 10.0) 18.1 (Android 11.0) 19 (Android 12) 20 (Android 13) 21 (Android 14) |
Installationsmedium | ZIP |
Sprache(n) | mehrsprachig, darunter auch Englisch und Deutsch |
lineageos.org |
LineageOS (von englisch lineage [ ] für Abstammung und OS von englisch operating system) ist ein Android-Custom-ROM und Betriebssystem für Smartphones und Tabletcomputer auf Android-Basis. Es ist eine Modifizierung des von Google entwickelten Betriebssystems AOSP (Android Open Source Project) und der Nachfolger des eingestellten CyanogenMod. LineageOS ist freie Software und wird von einer Gemeinschaft Freiwilliger entwickelt, die das Betriebssystem gratis zum Herunterladen bereitstellt. Im Mai 2024 belief sich die Anzahl der aktiven Installationen von LineageOS auf 3,42 Millionen, während 231 Android-Geräte unterstützt wurden.[2][3]
Am 25. Mai 2009 veröffentlichte Stefanie Kondik (Benutzername: Cyanogen, damals als Steve Kondik) im Forum der XDA-Developers-Gemeinschaft die Android-Modifizierung CyanogenMod. Diese wurde im Laufe der folgenden Jahre als Community-Projekt weiterentwickelt und fand großen Zuspruch.
2013 erhielt Stefanie Kondik von den Venture-Capital-Fonds Benchmark Capital und Redpoint Ventures 7 Millionen US-Dollar Finanzierung mit dem Ziel, die kommerzielle Nutzung des Betriebssystems zu monetarisieren, zum Beispiel für die Installation von CyanogenMod ab Werk durch die Hardwarehersteller entsprechender Smartphones. Kondik gründete daraufhin das Startup-Unternehmen Cyanogen Inc., das von seinem Mitgründer Kirt McMaster als CEO geleitet wurde.[4][5]
2015 war CyanogenMod mit mehr als 50 Millionen Nutzern weltweit das am weitesten verbreitete Community-basierte Android-Derivat.[6]
Cyanogen Inc. vermochte zwar Verträge mit einigen Hardware-Produzenten abzuschließen, jedoch schlug der Versuch der Kommerzialisierung des Projekts fehl. Unter anderem trugen auch unternehmensinterne Unstimmigkeiten zum Misserfolg bei.[7] Im Juli 2016 wurde Cyanogen Inc. von den Investoren grundlegend restrukturiert. Die Folge waren weitreichende Entlassungen, die unter anderem die gesamte Abteilung für die Betriebssystem-Entwicklung betrafen.[8] Kondik selbst wurde hierarchisch degradiert. Am 11. Oktober 2016 wurde der CEO McMaster entlassen und durch Lior Tal ersetzt.[9] Am 30. November 2016 verließ auch Kondik das Unternehmen.[7][5]
Am 23. Dezember erklärte Cyanogen Inc. offiziell die Einstellung ihrer Dienste bis spätestens zum 31. Dezember 2016, sicherte jedoch zu, dass der Quellcode weiterhin für jeden bereitgestellt würde, „der CyanogenMod persönlich bauen möchte“.[10]
Nur einen Tag später, am 24. Dezember 2016, erklärten einige der Stamm-Entwickler öffentlich, dass sie den frei verfügbaren Quellcode von CyanogenMod forken und in Form eines neuen Projektes weiterentwickeln werden. Dies soll – wie schon der Vorgänger CyanogenMod – gemeinschaftlich und als Freie Software geschehen.[11] Einen weiteren Tag später lud die Gemeinschaft eine Kopie des CyanogenMod-Quellcodes auf GitHub hoch, was als Erscheinungsdatum von LineageOS gilt.
Da Cyanogen Inc. die Namensrechte an CyanogenMod markenrechtlich für sich gesichert hatte, musste ein neuer Name für das neue Projekt gewählt werden: LineageOS. Lineage bedeutet auf Englisch Abstammung, bzw. Abstammungslinie. Dieser Name wurde bewusst in Hinblick auf die Abstammung von CyanogenMod gewählt.
Am 22. Januar 2017 wurden die ersten beiden offiziellen Versionen von LineageOS freigegeben: Version 13.0 und 14.1, die jeweils auf CyanogenMod 13.0 (Android 6.0) bzw. 14.1 (Android 7.1) basieren und wobei die Versionsnummerierung von CyanogenMod beibehalten wurde und seitdem fortgeführt wird. Seitdem erscheinen regelmäßig kleinere Updates als sogenannte nightly builds.[12]
LineageOS hat viele Eigenschaften von CyanogenMod übernommen. So wird weiterhin Gerrit zur Prüfung des Quellcodes verwendet. Auch bei der Namensgebung orientiert sich LineageOS an den Versionsnummern von CyanogenMod. So entspricht Android 7.1 der LineageOS-Version 14.1.
Am 23. Januar 2017 erschienen die ersten offiziellen Versionen von LineageOS, zunächst jedoch nur als Nightly Build. Neben den von LineageOS zur Verfügung gestellten offiziellen Versionen existieren viele inoffizielle Ports auf Basis dieses Systems. Eine gängige Anlaufstelle für Entwickler dieser inoffiziellen Versionen ist etwa das Forum der XDA Developers.
Seit der Version 17.1 wird eine eigene Recovery-Implementierung für Standardinstallationen bereitgestellt. Andere Implementierungen können aber weiterhin verwendet werden.[13]
LineageOS kann auf diversen Android-Smartphones installiert werden, die einen entsperrten Bootloader haben.[14] Dabei wird mit Hilfe eines Tools wie beispielsweise Fastboot ein Custom-Recovery (z. B. TWRP[15]) gestartet, mit der dann das entsprechende LineageOS-Installationspaket geflasht wird. Die LineageOS-Images bringen keine Root- bzw. SuperUser-(SU)-Rechte mit, ebenso fehlen den LineageOS-Versionen aus lizenzrechtlichen Gründen jegliche Google-Apps (GApps). Die SU-Unterstützung und die GApps können jedoch als separate ZIP-Archive heruntergeladen und mit Hilfe eines Custom-Recovery in einem Flashdurchlauf installiert werden.[16][17]
LineageOS führt die Nummerierung von CyanogenMod fort.
LineageOS-Hauptversion | Android-Version | Build | Veröffentlichung | Anmerkungen / Erwähnenswerte Änderungen |
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13.0 | Android 6.0.1 (Marshmallow) |
Nightly | 22. Jan. 2017 | Basiert auf CyanogenMod 13.0 |
14.1 | Android 7.1.2 (Nougat) |
Nightly | 22. Jan. 2017 | Basiert auf CyanogenMod 14.1 |
15.1 | Android 8.1 (Oreo) |
Nightly | 26. Feb 2018[18] | Angekündigt am 5. Dezember 2017[19] |
16.0 | Android 9 (Pie) |
Nightly | 1. März 2019[20] | Angekündigt am 17. September 2018[21] |
17.1 | 10.0.0 (Android 10) |
Nightly | 2. April 2020 | Angekündigt am 1. April 2020[13][22] |
[23] | 18.111.0.0 (Android 11) |
Nightly | 1. April 2021 | Angekündigt am 1. April 2021[24] |
[25] | 19.112.0.0 (Android 12) |
Nightly | 26. April 2022 | Angekündigt am 26. April 2022[26] |
20 | 13.0.0 (Android 13) |
Nightly | 31. Dezember 2022 | Angekündigt am 31. Dezember 2022[27] |
21 | Android 14 | 14. Februar 2024 | Angekündigt am 14. Februar 2024[28] | |
Ältere Version; nicht mehr unterstützt Ältere Version; noch unterstützt Aktuelle Version Zukünftige Version |
Üblicherweise werden schon vor dem offiziellen Release der nächsten Version für manche Geräte inoffizielle Builds auf Community-Seiten (wie XDA Developers) angeboten.
Es gibt zahlreiche Abspaltungen von LineageOS, um den Installations- und Benutzerkomfort sowie den Datenschutz und die Sicherheit gegenüber einer Standardinstallation von LineageOS zu erhöhen:
Im Juli 2019 gelang es inoffiziellen Entwicklern, LineageOS auf die Nintendo Switch zu portieren (sogenannte Homebrew-Software). Das Projekt trägt den Namen Switchroot.[39][40]
Golem.de berichtet im April 2022 über Sicherheitsprobleme bei LineageOS. Ein zentrales Problem ist der offene Recovery-Modus sowie der offene Bootloader, der ungewollte Systemänderungen und die Installation von Schadsoftware ermöglicht. Der Recovery-Modus stellt ein eigenständiges Betriebssystem neben dem Android-Hauptsystem dar. Es ermöglicht die Erstellung von Backups, die Behebung von Fehlern sowie die Reparatur, Löschung oder Ersetzung des Android-Systems. Ein weiteres Problem ist die fehlende Unterstützung von Verified Boot, einer Funktion, die das System bei jedem Start auf Veränderungen überprüft. Hinzu kommt, dass Sicherheitsupdates oft verspätet ausgeliefert werden. Besonders betroffen sind ältere Geräte, die oft verspätet oder gar nicht mit Updates versorgt werden.[41][42]
Mike Kuketz, Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe, kam nach umfangreichen Tests im April 2023 zu einem ähnlichen Ergebnis. Für Kuketz macht LineageOS keinen besonders datenschutzfreundlichen oder sicheren Eindruck. Trotz des Verzichts auf die Google-Play-Services sei das System immer noch eng mit Google-Diensten verknüpft. Seiner Ansicht nach hängt die Qualität von LineageOS auf einem bestimmten Gerät stark von den Fähigkeiten und dem Engagement des jeweiligen Maintainers ab. Außerdem bemängelt er, wie auch Golem, dass die Installation von LineageOS im Vergleich zu sicherheitsbewussteren Custom-ROMs wie CalyxOS, GrapheneOS oder iodéOS mehr Aufwand erfordert.[43]