Lord Chamberlain of the Household oder kurz Lord Chamberlain (deutsch Oberkammerherr) ist die Bezeichnung für den leitenden Beamten des BritischenHofes. Die Funktion entspricht der des Kämmerers (englischChamberlain) oder Hofmarschalls. Sie ist von dem Amt des Lord Great Chamberlain zu unterscheiden, der als einer derGreat Officers of State ein Staatsbeamter ist. Das Amt des Lord Chamberlain, das seit 1399 belegt ist, wird stets einem Adligen übertragen, der gleichzeitig Mitglied des Geheimen Rats (Privy Council) ist. Während das Amt noch bis 1924 politisch war, handelt es sich heute um eine reine Verwaltungsfunktion.
Bis 1968 gehörte auch die Zensur in der Stadt London, insbesondere im Bereich der Theater, (siehe Master of the Revels) zu den Aufgaben des Lord Chamberlain, bevor die Theaterzensur durch einen Parlamentsbeschluss abgeschafft wurde.[1] Aufgrund eines 1713 erlassenen und 1737 enger gefassten Gesetzes hatten bis in die 1930er Jahre alle zur öffentlichen Vorführung gedachten Theaterstücke zwecks Genehmigung beim „Lord Chamberlain“ eingereicht werden müssen. Überwiegend waren die eingereichten Stücke im Besitz der Einrichtung verblieben, woraus auch eine archivarische Bedeutung entstand. Die scharfe politische Zensur ließ sich durch Anmeldung als Theaterclub umgehen, was mit sich brachte, dass ausschließlich Clubmitglieder und sie begleitende Freunde die Aufführungen sehen durften. Um trotzdem ein großes Publikum zu finden, richtete man schließlich die Form einer preisgünstigen „associate membership“ (angeschlossene Mitgliedschaft) ein, bei der im Gegensatz zur „full membership“ kein aktives und passives Wahlrecht für Clubämter bestand.[2]
Auch wenn die alltäglichen Leitungsaufgaben dem Privatsekretär des Souveräns übertragen sind, hat der Lord Chamberlain wichtige Koordinations-, Planungs- und Repräsentationsaufgaben. Es handelt sich daher nicht um ein rein zeremonielles Amt.
↑Kenneth O. Morgan: Britain Since 1945. The People's Peace, Oxford University Press, 3. Aufl. Oxford u. a. 2001, S. 259
↑Reiner Lehberger: Das sozialistische Theater in England 1934 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Studien zu Geschichte und den Programmtätigkeiten des „Left Theatre“, „Unity Theatre“ und der „Left Book Club Theatre Guild“, Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1977, S. 18 u. 89