Über 20 Jahre lang gehörte Louis Gérardin zu den weltbesten Sprintern auf der Bahn. 1930 wurde er Weltmeister der Amateure im Sprint, anschließend wurde er Profi. Als solcher belegte er dreimal den zweiten und zweimal den dritten Platz bei Bahn-Weltmeisterschaften. 13-mal wurde Gérardin Französischer Meister, zuletzt 1953, im Alter von 41 Jahren. 1950 gab es die kuriose Situation, dass es gleichzeitig drei Meister Frankreichs gab. Der Verband hatte beschlossen, den Fliegersport zu fördern und veranstaltete drei gleichberechtigte Meisterschaften, an der Amateure, Unabhängige und Berufsfahrer teilnehmen konnten. Alle drei Sieger durften das Meistertrikot tragen. Neben Gérardin waren Jacques Bellenger und Maurice Verdeun die anderen Meister, zudem gab es noch eine reine Amateurmeisterschaft.[1]
Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn im Jahre 1958 wurde Gérardin Trainer der französischen Nationalmannschaft und betreute erfolgreiche Sprinter wie Daniel Morelon und Pierre Trentin. Als er 1977 in den Ruhestand ging, folgte ihm Morelon als Nationaltrainer.
Aufsehen erregte in Frankreich Gérardins Affäre mit Édith Piaf. Für die Sängerin verließ er Anfang der 1950er Jahre seine Frau, die das Paar von einem Privatdetektiv beschatten ließ. Nach Beendigung der rund zweijährigen Affäre beklagte sich Gérardin öffentlich: „Zwei Tage und zwei Nächte mit der Piaf sind anstrengender als eine Etappe der Tour de France.“[2] 54 Liebesbriefe, die die Piaf an Gérardin schrieb, wurden im Mai 2009 für 67.000 Euro bei Christie’s versteigert.[3]
↑Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr.36/1950. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln 1950, S.18.
↑Renate Franz: Der vergessene Weltmeister. Das rätselhafte Schicksal des Kölner Radrennfahrers Albert Richter. Covadonga, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-936973-34-1, S. 83.