Gasnier stand seit den ausgehenden 1890er Jahren als Schauspieler auf Pariser Bühnen und konnte wenig später auch Theaterregie führen. Frühestens 1899 (laut Gasnier), spätestens aber 1905 verpflichtete ihn die Produktionsfirma Pathé als Regisseur für kurze Filme. In dieser Funktion zeichnete Louis Gasnier unter anderem für mehrere Frühwerke mit dem ersten Kinostar des Landes, Max Linder, verantwortlich und begründete damit Linders außergewöhnliche Karriere als erster Stummfilmkomiker der internationalen Kinogeschichte. Laut Georges Sadoul soll der Vielarbeiter Gasnier allein in den Jahren 1909 bis 1912 zwischen 100 und 200 Filme inszeniert haben.[1] 1912 übersiedelte Gasnier in die USA und machte sich dort bald einen Namen als Regisseur von Actionfilmserien im klassischen Cliffhanger-Stil. Vor allem die Abenteuerreihe „The Perils of Pauline“, ein Klassiker des Cliffhanger-Kinos, erfreute sich beim US-Publikum größter Beliebtheit.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs, einhergehend mit dem Niedergang des Genres der Filmserie, begann Louis Gasnier abendfüllende Unterhaltungsfilme – Komödien, Romanzen, Dramen und Abenteuergeschichten – zu drehen, die jedoch nicht über das Mittelmaß der gängigen Massenzerstreuung hinauskamen. 1936 machte er sich einen Namen mit dem sensationslüsternen C-Streifen Reefer Madness, mit dem vor dem Gebrauch von Cannabis gewarnt werden sollte. Gasnier, „ein Routinier ohne jedweden künstlerischen Anspruch“[2], drehte seit Beginn der Tonfilm-Ära nur noch drittklassige Filmchen (Ausnahme: „Topaze“ mit Louis Jouvet). Mehrfach realisierte er auch Auftragsproduktionen in Spanien und Frankreich bzw. Versionenfilme. Als er 1963 starb – er wurde tot auf einer Parkbank am Hollywood Boulevard liegend aufgefunden – war er völlig verarmt und selbst in Filmkreisen längst vergessen.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 199.
↑Georges Sadoul: Dictionary of Film Makers, University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1972. S. 97
↑Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 199.