Lubliniec | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Schlesien | |
Powiat: | Lubliniec | |
Fläche: | 91,90 km² | |
Geographische Lage: | 50° 41′ N, 18° 41′ O
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Höhe: | 260 m n.p.m. | |
Einwohner: | 23.551 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 42-700 bis 42-715 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 34 | |
Kfz-Kennzeichen: | SLU | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Częstochowa–Opole | |
Eisenbahn: | Oleśnica–Katowice Lubliniec–Warschau/Kielce | |
Nächster int. Flughafen: | Katowice | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Einwohner: | 23.551 (31. Dez. 2020)[1] | |
Gemeindenummer (GUS): | 2407011 | |
Verwaltung (Stand: 2013) | ||
Bürgermeister: | Edward Maniura | |
Adresse: | ul. Paderewskiego 5 42-700 Lubliniec | |
Webpräsenz: | www.lubliniec.pl |
Lubliniec (deutsch Lublinitz, ursprünglich Lubin, 1941–1945 Loben) ist eine oberschlesische Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Die Stadt hat bedeutende Leicht- und Chemieindustrie; hier leben fast 25.000 Einwohner.
Die Stadt befindet sich am Nordrand der Region Oberschlesien und des Oberschlesischen Industriegebiets, etwa 60 km nordwestlich von Katowice und etwa 35 km südwestlich von Częstochowa auf 256 m ü. NHN. Durch das Stadtgebiet fließen vier Flüsse, die Malapane sowie das nach der Stadt benannte Lublinitzer Wasser, an dessen Ufer große Teile der Stadt angrenzen. Außerdem durchziehen die Bäche Steblowski und Droniowicki Lubliniec. Die Umgebung der Stadt ist von großen Waldgebieten, den Lublinitzer Wäldern (Lasy Lublinieckie) umgeben, die bis nach Opole und Częstochowa reichen. In diesem Waldgebiet, das zu den größten in Polen zählt, wurde 1999 der 50.746 ha große Landschaftspark Lasy nad Górną Liswartą angelegt, der sich wenige Kilometer nördlich der Stadt erstreckt.
Die Stadt Lubliniec gliedert sich in folgende Stadtteile:
Die Ortschaft wurde um 1270 an einer wichtigen Handelsstraße von Breslau nach Krakau vom Oppelner Herzog Wladislaus I. gegründet. Um das Jahr 1300 wurde die ursprünglich Lubin[2] genannte Stadt von Herzog Boleslaus I. von Oppeln mit Magdeburger Stadtrecht versehen und mit einem rechteckigen Ring samt Pfarrkirche ausgestattet. In dieser Zeit kam die Stadt unter böhmische Herrschaft, aber bald darauf eroberte Władysław II. Jagiełło die Stadt kurzzeitig für die polnische Krone. Das mittelalterliche Lublinitz sicherten Gräben und Erdwälle sowie drei Stadttore, das Krakauer, Oppelner und Rosenberger Tor. In den folgenden Jahrzehnten erhielt die Stadt zahlreiche Privilegien. Bereits im 15. Jahrhundert erhielt das etwa 200 Einwohner zählende Lublinitz das Braurecht für die Bevölkerung im Umkreis von 7 km. Darauf wurde im Jahre 1500 von Herzog Johann II. von Oppeln festgesetzt, dass in nahegelegenen Gasthöfen nur Lublinitzer Bier ausgeschenkt werden dürfe, was zusammen mit der Erlaubnis zum Abhalten von Wochenmärkten und Viehmärkten und schließlich dem Anschluss des Dorfes Steblów zu einem beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung führte. Sehr wichtig wurde für die Stadt auch die Verleihung des Zunftrechts, da sich nun die Handwerker zusammenschließen konnten und dadurch eine viel höhere Qualität und Stückzahl der Waren ermöglicht wurde.
Nach der Reformation wurde Lublinitz im 16. Jahrhundert ein bescheidenes Zentrum des Protestantismus im katholischen Oberschlesien. Im 18. Jahrhundert stieg Lublinitz zur Kreisstadt auf und war somit Hauptstadt eines der größten Kreise des Oppelner Landes. 1776 kam im Einvernehmen mit dem Grafen von Schlegenberg ein etwa 1300 ha großes Waldgebiet in den Besitz der Stadt, wodurch die Bewohner mit dem nötigen Holz versorgt werden konnten, ohne teures Holz einzuführen. 1742 fiel die Stadt nach dem Breslauer Frieden, wie der allergrößte Teil Schlesiens, an Preußen.
Zu neuer Blüte kam Lublinitz im 19. Jahrhundert, da sich nahe der Stadt die Eisenbahnlinien Rosenberg–Tarnowitz sowie Oppeln–Tschenstochau kreuzten und Lublinitz an dieses Eisenbahnnetz angeschlossen war. Im Zuge der Industrialisierung siedelten sich kleine Industriebetriebe in der Stadt an. 1893 wurde das alte Schloss von der preußischen Verwaltung gekauft und dort eine Klinik für die Bevölkerung der Stadt eingerichtet. Von 1895 bis 1896 wurde dann im Schloss die bis heute existierende Psychiatrie eingerichtet.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Lublinitz eine evangelische Kirche, drei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Waisenhaus, eine Oberförsterei, Maschinen-, Perlen-, Strumpf- und Zigarrenfabrikation, ein Elektrizitätswerk und war Sitz eines Amtsgerichts.[2]
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 wurden im Kreis Lublinitz 15.453 oder 53,1 % der 29.132 Stimmen für den Verbleib bei Deutschland abgegeben, wobei die Stadt selbst mit 88 % für Deutschland stimmte. Das für Polen ungünstige Abstimmungsergebnis nahm Wojciech Korfanty zum Vorwand, in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1921 im nahe gelegenen Ort Czarny Las zum Dritten Schlesischen Aufstand aufzurufen. Schließlich wurde entschieden, dass Lublinitz wie das restliche Ostoberschlesien an Polen fallen solle, während ein Drittel des Kreises Lublinitz an den Kreis Guttentag angeschlossen wurde. Seitdem war Lubliniec neue Grenzstadt Polens zur preußischen Provinz Oberschlesien.
Bereits kurz nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 wurde auch Lubliniec von deutschen Soldaten erobert und 1941 zu Loben umbenannt. Bald darauf begann die Verfolgung der ehemaligen polnischen Aufständischen, der Insassen der Heil- und Pflegeanstalt Loben sowie die Vertreibung und Deportation der meisten ortsansässigen Juden. Einzig der erhaltene jüdische Friedhof von 1845 erinnert noch an die jüdische Gemeinde. Sie hatte drei Generationen zuvor (1861) 18 % der Gesamtbevölkerung ausgemacht. Dort finden sich auch die Gräber der Großeltern Edith Steins mütterlicherseits, Adelheid und Salomon Courant, und ihrer Brüder Ernst und Richard. Edith Steins Familie hatte sich bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 für den Verbleib bei Deutschland eingesetzt und sich deshalb, wie Edith Stein später schrieb, „durch ihr entschiedenes Eintreten für die deutsche Sache den Haß der Polen“ zugezogen.[4]
Im Dezember 1941 wurde in der Heil- und Pflegeanstalt eine „Kinderfachabteilung“ eingerichtet, unter der Leitung von Ernst Buchalik und Elisabeth Hecker.[5] In den Krankenakten dieser Klinik ist der Mord an 280 Kindern dokumentiert, die gerade das Schulalter erreicht hatten.[6]
Am 19. Januar 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen und als Teil Polens wieder in Lubliniec umbenannt. Heute ist die Stadt vor allem wegen der psychiatrischen Anstalt (Wojewódzki Szpital Neuropsychiatryczny im. doktora Emila Cyrana) bekannt, die eine der größten Polens ist, darüber hinaus sind noch das größte polnische Frauengefängnis sowie ein Bildungszentrum für Hörgeschädigte von Bedeutung. Heute ist Lubliniec wegen der großen Waldgebiete in der Umgebung ein beliebtes Ausflugsziel und wird auch als „Stadt des grünen Klimas“ bezeichnet.
Das Jahr 2008 wurde von der Stadtverwaltung zum Jahr Edith Steins erklärt, die auch offiziell zur Stadtpatronin erklärt wurde.
Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
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1756 | 676 | [7] |
1782 | 803 | [7] |
1816 | 1144 | [8] |
1825 | 1509 | darunter 78 Evangelische, 196 Juden[9] |
1840 | 2114 | davon 160 Evangelische, 1600 Katholiken, 354 Juden[10] |
1855 | 2228 | [11] |
1861 | 2365 | davon 241 Evangelische, 1692 Katholiken, 432 Juden[11] |
1867 | 2571 | am 3. Dezember[12] |
1871 | 2404 | darunter 250 Evangelische, 400 Juden (1100 Polen);[8] nach anderen Angaben 2404 Einwohner (am 1. Dezember), davon 267 Evangelische, 1742 Katholiken, zwei sonstige Christen, 393 Juden[12] |
1885 | 2671 | [13] |
1890 | 3093 | [14] |
1900 | 3491 | meist Katholiken[2] |
1905 | 3656 | [14] |
1910 | 4157 | [14] ohne Schloss Lublinitz (306 Einwohner) und Gutsbezirk Schloss Lublinitz (489 Einwohner)[15] |
Jahr | Einwohner |
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1931 | 8500 |
1941 | 10.268 |
1961 | 19.800[16] |
1980 | 22.300[17] |
2002 | 24.457[18] |
2005 | 24.242[19] |
Die Stadt ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, den wichtige Transitstraßen und Eisenbahnlinien durchziehen. Sie hat einen Bahnhof an den Bahnstrecken Kalety–Wrocław, Pyskowice–Lubliniec und Kielce–Fosowskie.
Trotz der langen Stadtgeschichte konnten sich in Lubliniec nur wenige historische Gebäude erhalten. Neben dem als Ring bezeichneten zentralen Platz der Altstadt und den in der Altstadt befindlichen Bürgerhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts finden sich noch einige wichtige Bauwerke:
Nahe dem als Ring bezeichneten Platz befindet sich die einschiffige Nikolaikirche. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, wurde 1576–1590 und schließlich im 18. Jahrhundert umgebaut, wobei sie ihre barocke Gestalt erhielt. Spätere Umbauten fanden noch im 19. Jahrhundert statt. Die spätbarocke Karl-Borromäus-Kapelle stammt aus dem Jahr 1648. Der barocken Kirchturm beherbergt eine Glocke aus dem 18. Jahrhundert.
Das Schloss aus dem 18. Jahrhundert wurde anstelle eines Vorgängerbaus des 13. Jahrhunderts errichtet. Noch im 16. Jahrhundert wurde das Schloss als Feste bezeichnet, im folgenden Jahrhundert jedoch in eine Barockresidenz verwandelt. Es diente bis 1975 als Psychiatrie und verfiel in der Folge zusehends. Das Schloss wurde verkauft und im Jahr 2009 mit dem Ziel renoviert, ein Hotel einzurichten.
Blasonierung: Das Wappen der Stadt zeigt in gespaltenem Schild, rechts einen halben, goldenen Adler auf blauem Grund, links in rot fünf silberne Sterne.
Diese Darstellung findet sich bereits in einem Stadtsiegel von 1660. Historisch waren die fünf Sterne silber in Rot, in neuerer Zeit wurde die Farbgebung in gold auf blau geändert. Der goldene Adler erinnert als Wappentier der oberschlesischen Piasten an die Gründung der Stadt durch Herzog Wladislaus I. von Oppeln. Die Sterne führt Hugo Saurma auf die Freiherren von Garnier zurück, in deren Besitz sich Lublinitz von 1727 bis 1763 befand und deren Wappen neben dem Reichsadler drei Sterne zeigt.[20] 2016 wurde die historische Farbgebung des Wappens wiederhergestellt.[21]
Lubliniec unterhält mit folgenden Orten Partnerschaften: