André Nepveu war Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Autor des Buches Le nez et la gorge (Larousse 1909,1918, 1923). 1906 gründete er zusammen mit Georges Duhamel, Jules Romains, Charles Vildrac, René Arcos, Georges Chennevière und Albert Gleizes den Künstlerkreis der Abbaye de Créteil (Abtei-Gruppe), der Anfang 1908 aufgegeben werden musste.[1] Ab 1907 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Luc Durtain Romane und Gedichte (später auch einige Theaterstücke). Im Ersten Weltkrieg war er Bataillonsarzt und wurde mit dem Kriegskreuz (Croix de guerre) ausgezeichnet. Nach dem Krieg gab er seinen Beruf auf und widmete sich ganz dem Schreiben. Die Inspiration dazu holte er sich ab 1926 auf ausgedehnten Reisen vornehmlich nach Nordamerika und in die UdSSR, aber auch nach Südamerika, Indonesien und Europa.
Unter dem Obertitel Les Conquêtes du monde (Welteroberungen) versammelte er bis 1942 zuerst bei Gallimard, dann im Verlag Flammarion zahlreiche Reportage-Romane. Dabei wurde er vor allem für seinen wohlwollend-kritischen Blick auf die USA bekannt. Seine von Sympathie getragene kritische Methode wandte er auch auf die Sowjetunion der späten zwanziger Jahre an, konstatierte schwere Mängel, blieb aber grundsätzlich positiv eingestellt, bis der Hitler-Stalin-Pakt ihn 1939 bewog, öffentlich mit der UdSSR zu brechen. Einer seiner Amerika-Texte, der preisgekrönte Titel Im vierzigsten Stock, erschien 1928 auch in deutscher Übersetzung.
Von 1937 bis 1939 war Durtain zusammen mit Paul Nizan Herausgeber der Zeitschrift Les Cahiers de la jeunesse. Revue universelle. Er gehörte zum Herausgebergremium der Zeitschrift Europe, wurde aber 1946 ausgeschlossen. Er starb 1959 im Alter von 77 Jahren. Keines seiner Bücher wurde seither neu aufgelegt.
Marie-Louise Bidal: Les écrivains de l’Abbaye. Georges Duhamel, Jules Romains, Charles Vildrac, René Arcos, Luc Durtain, Georges Chennevière. Boivin, Paris 1938.
Yves Chatelain: Luc Durtain et son œuvre. Les Oeuvres représentatives, Paris 1933.
Jean-Pierre Damour: DURTAIN Luc. In: Jean-Pierre de Beaumarchais, Daniel Couty und Alain Rey (Hrsg.): Dictionnaire des littératures de langue française. A–F. Bordas, Paris 1984, S. 709.
Astrid Grewe: Das Amerikabild der französischen Schriftsteller zwischen den beiden Weltkriegen. Winter, Heidelberg 1985, S. 101, 369ff, 395ff, 451ff, 462ff, 491 ff, 512.
Trude Wessely: Ein Europäer. Luc Durtain. Brünn, Rohrer 1933.