Charles Lucien Gautier, auch Lucien-Charles Gautier (* 17. August 1850 in Genf; † 2. Februar 1924 in Cologny) war ein Schweizer evangelischer Theologe und Hochschullehrer.
Lucien Gautier entstammte der aus Gex stammenden Genfer Familie Gautier[1] und war der Sohn des Astronomen Emile Gautier und dessen Ehefrau Elizabeth-Pauline-Victorine (* 14. Oktober 1829), Tochter von Louis Jean Sarasin (1776–1834); sein Bruder war der spätere Direktor der Genfer Sternwarte Raoul Gautier (* 15. April 1854 in Genf: † 19. April 1931 ebenda)[2].
Am 8. Juli 1878 heiratete er Berthe Victoire (* 8. März 1858 in Genf; † 18. November 1939 in Chêne-Bougeries)[3], Tochter des Bankiers Charles Hentsch (1826–1902); gemeinsam hatten sie fünf Kinder:
Lucien Gautier immatrikulierte sich 1869 an der Académie de Genève und studierte dort bis 1872 Theologie; in dieser Zeit zeigte sich bereits sein Interesse an der semitischen Philologie. Er setzte das Studium 1873 an der Universität Tübingen und darauf an der Universität Leipzig fort, wo er mit der Herausgabe und Übersetzung eines Textes des islamischen Theologen und Mystikers Ghasali 1877 zum Doktor der Philosophie promovierte.
1878 wurde er als Professor für das Alte Testament nach Lausanne an die Theologische Fakultät der Freien evangelischen Kirche des Kantons Waadt berufen, bevor er 1897 von seiner Stelle zurücktrat und sich nach Genf zurückzog. Einer seiner Studenten war unter anderem der spätere Dekan der Theologischen Fakultät der Genfer Universität, Auguste Gampert.
Lucien Gautier reiste von 1893 bis 1894 und 1899 nach Palästina und schrieb 1895 Au dela du Jourdain.
Seine Entdeckung der Forschungen zur Theorie zu den Quellen des Pentateuch von Julius Wellhausen sowie der historisch-kritischen Exegese des Alten Testaments waren für seinen Lebensweg bestimmend.
Nachdem er sich nach Genf zurückgezogen hatte, verfasste er 1898 seine Hauptwerke Souvenirs de Terre Sainte und 1901 Autour de la Mer Morte und vor allem von 1909 bis 1914 das zweibändige Werk Introduction à l’Ancien Testament, das für die französischsprachigen Protestanten über ein halbes Jahrhundert der Schlüssel zur deutschen Exegese blieb.
In den Jahren 1885, 1886, 1891 und 1892 war er Präsident der Synode der Vaudois église libre.[8]
Er stand mit Karl Marti in Briefkontakt.[9]
Personendaten | |
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NAME | Gautier, Lucien |
ALTERNATIVNAMEN | Gautier, Charles Lucien; Gauthier, Lucien; Ġūtyīh, Lūsyān; Ġūtīyah, Lūsyān; Ġūtīyih, Lūsyān |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer evangelischer Theologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 17. August 1850 |
GEBURTSORT | Genf |
STERBEDATUM | 2. Februar 1924 |
STERBEORT | Cologny |