Lucinida

Lucinida

Nördliche Mondmuschel (Lucinoma borealis)

Systematik
Stamm: Weichtiere (Mollusca)
Klasse: Muscheln (Bivalvia)
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Lucinida
Wissenschaftlicher Name
Lucinida
Gray, 1854

Die Lucinida sind eine Ordnung der Muscheln (Bivalvia). Die Vertreter der Ordnung sind dadurch charakterisiert, dass sie meist in Symbiose mit chemoautotrophen Bakterien leben. Die ältesten Vertreter der Lucinida kommen in ordovizischen Schichten vor (Babinka und Coxiconcha[1]).

Die kleinen bis sehr großen, gleichklappigen Gehäuse sind im Umriss rundlich, eiförmig, elliptisch bis gerundet-dreieckig. Sie sind meist nur leicht ungleichseitig. Die Wirbel sind meist klein, spitz zulaufend und ortho- oder prosogyr eingewölbt.

Das Ligament liegt extern hinter den Wirbel auf eingesenkten Nymphen. Das Schloss besteht ursprünglich aus je zwei Kardinalzähnen in beiden Klappen. In der linken Klappe sind je zwei vordere und hintere Lateralzähne übereinander vorhanden, in der rechten Klappe ist je ein vorderer und hinterer Lateralzahn entwickelt. In vielen Arten sind die Schlosszähne jedoch unterschiedlich stark bis völlig reduziert. Die beiden Schließmuskel sind mehr oder weniger deutlich ungleich groß. Der vordere Schließmuskel ist häufig mehr oder weniger stark verlängert und schmal; er löst sich winklig von der Mantellinie ab. Die Mantellinie ist vollständig, nicht eingebuchtet, oft breit und etwas modifiziert.

Die Schale ist aragonitisch. De äußere Lage ist kombiniert prismatisch, die mittlere Lage besteht aus Kreuzlamellen, und die innere Lage ist komplex-kreuzlamellar. Die Oberfläche zeigt meist eine randparallele Ornamentierung bestehend aus feinen bis groben Anwachsstreifen, Rippen und Lamellen. Es gibt auch fast glatte Formen, und Arten mit divarikaten Mustern. In einigen Formen verlaufen mehr oder weniger deutliche Kiele von den Wirbeln zum vorderen oder hinteren Ende des Ventralrandes.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

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Die Ordnung ist weltweit verbreitet. Die meisten Arten kommen jedoch in tropischen, subtropischen oder warm-gemäßigten Meeren vor. Sie leben fast ausschließlich in Lebensräumen mit hoher Zufuhr an organischen Material wie zum Beispiel Seegraswiesen und Mangroven, oder auch an Cold Seeps, in denen Kohlenwasserstoffe an die Sedimentoberfläche dringen. Seegraswiesen fangen organischen Detritus ein. Das Sediment hat höhere Raten an Sulphidreduktion und Sulphidrückhaltevermögen als die umgebenden nicht bewachsenen Sedimente. Auch Mangrovenwälder sind ein Flachwasserökosystem mit sehr hohen Zufuhr an organischen Stoffen. Die meisten Arten der Lucinidae leben daher in Wassertiefen von weniger als 100 m. Allerdings gibt es an Kohlenwasserstoffaustritten an die Sedimentoberfläche auch in tieferen Meeresbereichen ähnliche Bedingungen. Neuere Untersuchungen ergaben daher eine erstaunlich hohe Diversität dieser Gruppe auch in größeren, bathyalen Meerestiefen.

Die Tiere leben meist mäßig tief eingegraben, mehr oder weniger senkrecht ausgerichtet, mit dem Hinterende nach unten im Sediment. Soweit bekannt leben die meisten Formen mit symbiontischen Bakterien in oder auf den Kiemen. In der Überfamilie Lucinoidea scheint die Symbiose obligatorisch zu sein. In der Überfamilie Thyasiroidea kommen auch Arten ohne symbiotische Bakterien vor. In der Familie Lucinidae sind bisher nur Gammaproteobacteria als Symbionten nachgewiesen.

Das Taxon wurde von John Edward Gray 1854 aufgestellt.[2] Der Ordnung Lucinida werden derzeit drei Überfamilien zugeordnet:

Lidiya Aleksandrovna Nevesskaja schlägt dagegen ein wesentlich weiter gefasstes Konzept der Lucinida vor mit den Überfamilien Megalodontoidea, Astartoidea, Mactromyoidea, Lucinoidea, Crassatelloidea, Hiatelloidea, Pseudocardinioidea, Donacoidea, Pisisioidea, Cyamoidea, Kellioidea, Leptonoidea und Galeommatoidea. Die MolluscaBase folgt dieser weiten Fassung der Ordnung Lucinida jedoch nicht.[3]

  • Michael Amler, Rudolf Fischer & Nicole Rogalla: Muscheln. Haeckel-Bücherei, Band 5. Enke Verlag, Stuttgart 2000 ISBN 3-13-118391-8.
  • Joseph G. Carter, Cristian R. Altaba, Laurie C. Anderson, Rafael Araujo, Alexander S. Biakov, Arthur E. Bogan, David C. Campbell, Matthew Campbell, Chen Jin-hua, John C. W. Cope, Graciela Delvene, Henk H. Dijkstra, Fang Zong-jie, Ronald N. Gardner, Vera A. Gavrilova, Irina A. Goncharova, Peter J. Harries, Joseph H. Hartman, Michael Hautmann, Walter R. Hoeh, Jorgen Hylleberg, Jiang Bao-yu, Paul Johnston, Lisa Kirkendale, Karl Kleemann, Jens Koppka, Jiří Kříž, Deusana Machado, Nikolaus Malchus, Ana Márquez-Aliaga, Jean-Pierre Masse, Christopher A. McRoberts, Peter U. Middelfart, Simon Mitchell, Lidiya A. Nevesskaja, Sacit Özer, John Pojeta, Jr., Inga V. Polubotko, Jose Maria Pons, Sergey Popov, Teresa Sánchez, André F. Sartori, Robert W. Scott, Irina I. Sey, Javier H. Signorelli, Vladimir V. Silantiev, Peter W. Skelton, Thomas Steuber, J. Bruce Waterhouse, G. Lynn Wingard, and Thomas Yancey: A Synoptical Classification of the Bivalvia (Mollusca). Kansas University Paleontological Contributions, 4: 1-47, Lawrence, Kansas, 2011 PDF
  • Lidiya Aleksandrovna Nevesskaja: Principles of systematics and the system of bivalves. In: Paleontological Journal. 43 (1), 2009 doi:10.1134/S0031030109010018, S. 1–11.
  • John E. Taylor, Emily A. Glover, Lisa Smith, Patricia Dyal, Suzanne T. Williams: Molecular phylogeny and classification of the chemosymbiotic bivalve family Lucinidae (Mollusca: Bivalvia). In: Zoological Journal of the Linnean Society. 163 (1), 2011 doi:10.1111/j.1096-3642.2011.00700.xS. 15–49.

Einzelnachweise

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  1. M. Steinová: Middle Ordovician Bivalves from Bohemia, Spain and France. In: J. C. Gutierrez-Marco, D. García-Bellido (Herag.): Ordovician of the World. Cuadernos des Museo Geominero, 14, Madrid 2011, S. 575–580 (PDF).
  2. John Edward Gray: A Revision of the Arrangement of the Families of Bivalve Shells (Conchifera). The Annals and magazine of natural history, 2. series, 13: 408-418, London 1854, S. 415 (Online bei www.biodiversitylibrary.org).
  3. MolluscaBase: Lucinida Gray, 1854