Luçon (Vendée)

Luçon
Luçon (Frankreich)
Luçon (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Pays de la Loire
Département (Nr.) Vendée (85)
Arrondissement Fontenay-le-Comte
Kanton Luçon (Hauptort)
Gemeindeverband Sud Vendée Littoral
Koordinaten 46° 27′ N, 1° 10′ WKoordinaten: 46° 27′ N, 1° 10′ W
Höhe 1–40 m
Fläche 31,52 km²
Einwohner 9.483 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 301 Einw./km²
Postleitzahl 85400
INSEE-Code

Luçon – Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption

Luçon ist eine westfranzösische Gemeinde mit 9.483 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Vendée in der Region Pays de la Loire.

Luçon liegt ca. 10 Meter ü. d. M. und etwa 22 Kilometer vom Atlantikufer bei L’Aiguillon-la-Presqu’île entfernt in der flachen Landschaft der Vendée. Die Hafenstädte La Rochelle und Les Sables-d’Olonne liegen in einer Entfernung von etwa 42 Kilometer (Fahrtstrecke) in südlicher bzw. 50 Kilometer in westlicher Richtung. Luçon verfügt über einen Bahnhof an der Eisenbahnlinie NantesBordeaux. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Marais Poitevin.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2020
Einwohner 8243 9002 9066 9099 9306 9722 9541

Bei der ersten Volkszählung in Frankreich im Jahre 1793 hatte Luçon knapp über 2000 Einwohner; seitdem ist ein stetiger – hauptsächlich auf die Zuwanderung aus ländlichen Gebieten zurückzuführender – Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen: Mitte des 19. Jahrhunderts waren es gut 5000 und hundert Jahre später etwa 7400 Einwohner.

Ehemals waren es die von der Landwirtschaft der Umgebung abhängigen Handwerker und Händler, die den Wohlstand der Stadt beförderten. Heute sind es eine gute Infrastruktur sowie die Ausweisung mehrerer Gewerbegebiete (zones industrielles oder zones économiques), in denen sich über hundert klein- und mittelständische Unternehmen angesiedelt haben, die für die Schaffung von Arbeitsplätzen sorgen.

Wie es der Name des Gemeindeverbandes Pays né de la mer bereits andeutet, ist Luçon eine aus 'dem Meer geborene' Stadt. Bereits im 7. Jahrhundert gründete der heilige Philibert in unmittelbarer Nähe zum Meer ein Kloster, das im 9. Jahrhundert mehrfach von den Normannen geplündert wurde. Im 10. Jahrhundert entstand eine Abtei mit einem kleinen Hafen unmittelbar am Meeresufer; deren Mönche legten mit Hilfe von Drainagen und Kanälen das sumpfige Umland trocken. Ihnen folgten Bauern auf der Suche nach fruchtbarem Ackerland, welches in der allmählich versandenden Umgebung – im ausgehenden Mittelalter waren es bereits 14 Kilometer, die die Stadt vom Meer trennten – reichlich zur Verfügung stand; diesen wiederum folgten Handwerker und Händler, die sich in der entstehenden und schnell wachsenden Stadt niederließen, denn der Vendée-Weizen wurde in weite Teile Frankreichs, später auch Mittel- und Nordeuropas, exportiert.

Im Jahre 1317 ernannte Papst Johannes XXII. die zum Hauptort und geistig-kulturellen Zentrum des Bas-Poitou aufgestiegene Stadt zum Sitz eines Bischofs – daraufhin stieg die ehemalige romanische Abteikirche in den Rang einer Kathedrale auf und wurde in den Stilformen der Spätgotik erneuert. Nach den Verwüstungen während der Hugenottenkriege (1562–1598) erlebte die Stadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Blütezeit unter dem künftigen Kardinal Richelieu, der bereits im Alter von 21 Jahren (1607) von Papst Paul V. zum Bischof von Luçon geweiht wurde. Von den Ereignissen des katholisch-royalistisch geprägten Vendée-Aufstandes (1793–1796) blieb die Stadt weitgehend verschont.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Brunnen im Jardin Dumaine

Die Kathedrale von Luçon (franz.: Cathédrale Notre-Dame-de-l’Assomption) stammt aus dem 11. Jahrhundert und wurde in der Folgezeit mehrmals restauriert und umgebaut. Die Kathedrale und der direkt angrenzende Bischofspalast bilden ein Ensemble, das seit 1906 als Monument historique eingestuft ist.

Mit ihren vielen Parks und Gärten (jardins romantiques) ist Luçon eine 'Grüne Stadt' (ville verte), die zu Spaziergängen einlädt. Besonders sehenswert ist der zentral gelegene Jardin Dumaine. Aus dem 17. Jahrhundert stammt die Kapelle des ehemaligen Ursulinenklosters (Chapelle des Ursulines) mit ihrer 33 Meter langen gewölbten und bemalten Holzdecke und ihrem barocken Hauptaltar. Die Kapelle des im 16. Jahrhundert – d. h. in der Zeit der Gegenreformation – entstandenen Ordens der unbeschuhten Karmelitinnen (Chapelle du Carmel) wurde erst im 19. Jahrhundert, aber in Stilformen des 13. Jahrhunderts errichtet. Das Château de Milles Souris (ehemals Hôtel de Mauras) stammt wahrscheinlich aus dem Ende des 17. Jahrhunderts; sein Haupteingang scheint von der barocken Fassade der Kathedrale inspiriert zu sein. Der in der Revolutionszeit angelegte Friedhof (Cimetière historique) beherbergt zahlreiche historistische Grabmäler des 19. Jahrhunderts.

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Luçon (Vendée)

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Le Patrimoine des Communes de la Vendée. Flohic Editions, Band 1, Paris 2001, ISBN 2-84234-118-X, S. 423–442.
  • Thorsten Droste: Poitou. Westfrankreich zwischen Poitiers und Angoulême – die Atlantikküste von der Loire bis zur Gironde. DuMont, Köln 1999, S. 125, ISBN 3-7701-4456-2.
Commons: Luçon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien