Mae Chi

Buddhistische „Weiße Nonne“ in Kambodscha

Mae Chi (auch Mae Ji, Mae Chee, Thai: แม่ชี; Aussprache: [mɛ̂ːt͡ɕʰiː]; aus thailändisch mae „Mutter“ und der indischen Respekt anzeigenden Nachsilbe -ji)[1] sind buddhistische Frauen in Thailand, die sich selbst zu religiösem Zölibat und Askese verpflichtet haben. Mae Chi halten 8 oder 10 Ordensgelübde, tragen zumeist weiße Ordenskleidung, ihr Haupthaar und ihre Augenbrauen sind geschoren. Mae Chi leben zumeist in Gemeinschaften, oft auf dem Tempelgelände, aber deutlich abseits der Mönchsgemeinde. Die Zahl der Mae Chi in Thailand wird auf etwa 20.000 geschätzt. Sie werden teilweise als „(weißgekleidete) Nonnen“ bezeichnet, obwohl die thailändische Sangha bisher die Frauenordination nicht anerkennt.

Sie führen ein Leben am Rand der Gesellschaft, da sie weder Laiinnen (upasika) noch buddhistische Nonnen (bhikkhuni) oder auch nur Novizinnen (samaneri) sind. Sie genießen nicht das Ansehen oder die Privilegien der Mönche. Mae Chi sind traditionell in weltlichen wie auch spirituellen Bereichen unzureichend gebildet und erfüllen üblicherweise Hilfsaufgaben und niedrige Dienste im Tempelbereich.[2]

Die Transmissionslinie des Dharma brach im Nonnenorden der vollordinierten buddhistischen Nonnen (Bhikkhuni) des Theravada ab, daher gelten die Mae Chi als fromme Laien, die nicht die Rituale und Aufgaben erledigen können, die Vollordinierte praktizieren. Mae Chi gibt es in Thailand dennoch schon seit Generationen. Der französische Gesandte Simon de La Loubère beschrieb sie bereits nach seinem Aufenthalt in Siam im 17. Jahrhundert.[3] Insbesondere ältere und unverheiratete Frauen dürften diese Gemeinschaft aufgesucht haben. Ihr Sozialprestige war trotz ihrer Anzahl immer äußerst gering und der Weg in die echte buddhistische Nonnenordination stand ihnen nie offen, da die siamesische Gesellschaft die im Buddhismus von Anfang an übliche Vollordination der Frauen nie kannte.

21. Jahrhundert

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Mae Chi in Bangkok

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert war das Problem der Mae Chi nicht mehr zu ignorieren. 1969 kam es erstmals zu einem nationalen Treffen der Mae Chi auf Initiative des obersten Rates des Mönchordens und auch zur Gründung des „Thai Institute of Mae Chis“. Der Ruf nach besserer Bildung ging einher mit der Übernahme neuer Aufgaben in der Betreuung von Mädchen und Frauen. Auch der radikalere Ruf nach Vollordination als Nonne (bhikkhuni) ließ nicht lange auf sich warten.

Bhikkhuni Dhammananda, die als hochgeschätzte Akademikerin Dr. Chatsumarn Kabilsingh eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens war, durchbrach das große Tabu, indem sie 2003 in Sri Lanka als erste thailändischer Frau die Vollordination als Theravada-Nonne erhielt. So setzte sie konsequent den Pionierweg ihrer Mutter Voramai Kabilsingh († 24. Juni 2003, 95-jährig) fort, die Ende des 20. Jahrhunderts die Bhiksuniordination in der Tradition des Mahayana genommen hatte.

EW Ajahn Sundara (Siladhara)

Wenn auch dieser Versuch, den Bhikkhuniorden in Thailand einzuführen, wie auch die Versuche, auf parlamentarischem Weg eine Besserstellung der Mae Chi zu erreichen, keineswegs auf ungeteilte Zustimmung stoßen, so ist doch eine Aufbruchsstimmung in Kreisen der Mae Chi deutlich wahrnehmbar. Unterstützung erhalten sie dabei nicht nur von Organisationen wie dem buddhistischen Frauennetzwerk Sakyadhita, sondern auch von westlichen Buddhisten und vereinzelt auch von thailändischen Mönchen.

In der thailändischen Waldtradition (Forest Sangha), die den traditionellen Werten von Einfachheit und Meditation verbunden und durch den großen Erneuerer Ajahn Chah bekannt geworden ist, werden die Mae Chi in weiß gekleidete Anagarika (Acht Gelübde Nonnen) und in braun gekleidete (wie die Mönche) Siladhara (Zehn Gelübde Nonnen) unterschieden. Diese genießen in der Waldtradition praktisch die gleiche Ausbildung wie die Mönche und genießen, soweit das die thailändische Tradition erlaubt, einen den Mönchen ähnlichen Status, ohne an das heikle Tabu selbst anzustreifen. Insbesondere für „Westler“ in Thailand und für die Klostergemeinschaften im Westen (z. B. Amaravati in der englischen Grafschaft Hertfordshire) gelten die Siladhara gleichsam als vollwertige Nonnen.

Die Spannungen zwischen westlichen Vorstellungen und Bedürfnissen einerseits und konservativen Einstellungen des Thai-Sangha andererseits führte in den westlichen Klöstern der Waldtradition im Lauf des Jahres 2009 zu Auseinandersetzungen, die nach einer Lösung verlangten. Mit der Vorlage eines Fünfpunkteprogramms, das die Nonnen zu unterzeichnen hatten, wurde mit Datum 19. November 2009 der Versuch einer Klärung unternommen.[4]

Bei einem Teil der Nonnen und der Laiengemeinschaft stoßen Bestimmungen wie die Ehrerweisung einer älteren Nonne für einen jüngeren Mönch und der definitive Ausschluss einer Weiterentwicklungsmöglichkeit der Frauen zum Status einer Bhikkhuni auf Unverständnis.[5]

Das Datum des 'Fünfpunkteprogramms' kann im Zusammenhang mit einem anderen Nonnenkonflikt der westlichen Waldtradition gesehen werden. Fast zeitgleich, am 1. November 2009, wurde der weltweit bekannte Australische Mönch Ajahn Brahm (Ajahn Brahmavamso) mitsamt seiner Klostergemeinschaft in Australien aus der Waldtradition des Ajahn Chah ausgestoßen. Ajahn Brahm hatte am 22. Oktober 2009 in Perth an der Ordination von vier Siladhara-Nonnen zu Bhikkunis führend teilgenommen[6] und hatte sich dem eilig einberufenen Tribunal in Bangkok am 1. November nicht gebeugt.

Seither kursiert eine Petition an die entscheidenden Mönchsgremien der thailändischen Waldtradition, sich nicht länger gegen die Bhikkhuni-Ordination zu stellen.

  • Nancy J. Barnes: Buddhist Women and the Nuns' Order in Asia. In: Engaged Buddhism. Buddhist Liberation Movements in Asia. State University of New York, Albany 1996, S. 259–294.
  • Steven Collins, Justin McDaniel: Buddhist ‘nuns’ (mae chi) and the teaching of Pali in contemporary Thailand. In: Modern Asian Studies, Band 44, Nr. 6, November 2010, S. 1373–1408.
  • Monica Lindberg Falk: Making Fields of Merit. Buddhist Female Ascetics and Gendered Orders in Thailand. NIAS Press, Kopenhagen 2007.
  • Caroline Starkey, Emma Tomalin: Gender, Buddhism, and Education. Dhamma and Social transformation Within the Theravada Tradition. In: Gender, Religion and Education in a Chaotic Postmodern World. Springer, Dordrecht 2013, S. 55–72.

Einzelnachweise

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  1. Collins, McDaniel: Buddhist ‘nuns’. 2010, S. 1384.
  2. Lindberg Falk: Making Fields of Merit. 2007, S. 2.
  3. Joanna Cook: Meditation in Modern Buddhism. Renunciation and Change in Thai Monastic Life Cambridge University Press, 2010, S. 5.
  4. "Where We Are Now" Statement der westlichen Forest Sangha (Memento des Originals vom 22. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/forestsangha.org
  5. Blog von Ven. Sujato, Mönch in der australischen Waldtradition
  6. [bhikkhuni.net/Perth%20Ordination.asp Bhikkuni-Ordination in Perth 2009] (Seite nicht mehr verfügbar, 5. März 2014)