Aufgewachsen in gutbürgerlichen Verhältnissen, heiratete sie in erster Ehe Theodor Köchert (1859–1937), Angehöriger der Juweliersfamilie A. E. Köchert. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Erich Köchert (1882–1949). Nach der Scheidung heiratete sie den Rechtsanwalt Edmund Lang (1860–1918). Aus dieser Ehe gingen Heinz Lang (1885–1904), der Maler Erwin Lang (1886–1962) sowie Lilith Lang (1891–1952), die nachmalige Mutter von Heinz von Foerster hervor.
Durch Rosa Mayreder und Auguste Fickert kam sie Ende der 1880er-Jahre mit der Frauenbewegung in Kontakt, in der sie sich nun engagierte und dank ihrer Rednergabe und ihres energischen Auftretens bald an führender Stelle wiederfand. Am 28. Januar 1893 war sie Mitbegründerin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins. Zusammen mit Mayreder und Fickert fungierte sie von 1899 bis 1903 als Herausgeberin der Zeitschrift Dokumente der Frauen.
Nachdem sich 1904 ihr Sohn Heinz erschossen hatte, zog sie sich aus der Kinderfürsorge zurück, mutmaßlich mit der Aussage: „Wie sollte ich anderen Müttern raten, die ihr eigenes Kind nicht behüten konnte“[5]
Lang setzte sich vor allem für Mutterschutz und die Rechte unehelicher Kinder ein. Sie trat gegen die Reglementierung der Prostitution auf und kämpfte für die Aufhebung des Lehrerinnenzölibats.
Lang gehörte mit ihrem Mann zum Zentrum eines aufgeklärten und freisinnigen Kreises, in dem sich die sozial und künstlerisch interessierte Gesellschaft Wiens traf. Sie war Mitglied in der von Friedrich Eckstein gegründeten Wiener Loge der Theosophischen Gesellschaft, in der sie unter anderem mit Franz Hartmann, Hugo Wolf und dem jungen Rudolf Steiner verkehrte.[6]
2016 wurde im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf der Marie-Lang-Weg nach ihr benannt.[7]
Lang, Marie, Schriftst(ellerin). In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon. IV. Ausgabe, vollkommen neu bearbeitet und wesentlich erweitert. Degener, Leipzig 1908, S. 793–794 (archive.org).
Marie Lang. Gedenkblatt des Settlement für seine Mitglieder und Freunde. Verlag Settlement, Wien 1935.
Elisabeth Malleier: Das Ottakringer Settlement. Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Verband Wiener Volksbildung/Edition Volkshochschule, Wien 2005, ISBN 3-900799-64-4 (Inhaltsverzeichnis online PDF; 76 kB).
↑Else Federn (1873–1946). In: Rosita Anna Ernst: Die Familie Federn im Wandel der Zeit. Eine biographische und werksgeschichtliche Analyse einer psychoanalytisch orientierten Familie. Unter besonderer Berücksichtigung des Lebens und Werks von Ernst Federn. Grin, Norderstedt 2002, ISBN 978-3-640-24767-7, S. 32 f. (Zugleich: Diplomarbeit. Universität Klagenfurt, Klagenfurt 2002; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Aufruf. In: Dokumente der Frauen. Band IV, Nr. 4/1901, 15. Februar 1901, S. 707–708 (Online bei ALO).
↑ Else Federn nannte in einem Vortrag am 21. März 1901 sowie in einem vorangegangenen Aufsatz als Vorbild(er) der Bewegung (nicht das Passmore Edwards Settlement, sondern) die Social-Settlement-Initiativen von Edward Denison (1840–1870), Arnold Toynbee (1852–1883) und Samuel Augustus Barnett (1844–1913). – Siehe: Notizen. Vortrag über Settlement. In: Dokumente der Frauen. Band V, Nr. 1/1901, 1. April 1901, S. 31 f. (Online bei ALO) sowie Else Federn: Settlement in Österreich (…). In: Dokumente der Frauen. Band IV, Nr. 19/1901, 1. Jänner 1901, S. 596–605. (Online bei ALO). Zweck des Vereins „Settlement“ (Volksheim) war es, die englische und amerikanische Institution des Social Settlement in Oesterreich ins Leben zu rufen. — Siehe: Notizen. Verein „Settlement“. In: Dokumente der Frauen. Band IV, Nr. 4/1901, 15. Februar 1901, S. 708 (Online bei ALO).