Im Zuge des Aufbaus der preußischen Marine wurde 1854 das Stationskommando Danzig aufgestellt. Nachdem Schleswig-Holstein als Folge des Deutsch-Dänischen Krieges unter österreichisch-preußische Verwaltung gestellt worden war, vereinbarten diese beiden Staaten 1865 in der Gasteiner Konvention, dass Preußen Kiel als Kriegshafen nutzen dürfe.[2] Daraufhin wurde das Stationskommando noch im selben Jahr dorthin verlegt.
Aufgabe der Marinestationen war die Führung der im Kommandobereich liegenden Festungen und Ausbildungseinrichtungen.[3] Außerdem führten sie anfangs alle in ihrem Verantwortungsbereich befindlichen Seestreitkräfte, bis 1891 ein eigenes Kommando für die Führung der Flotte geschaffen wurde.[4]
Dem Stationskommando der Ostsee unterstanden 1914:[4]
Im Heimathafen liegende Schiffe, die keinem aktiven Geschwader zugeteilt waren.
Der Stationsschef war zugleich Gouverneur von Kiel. Die Inspektionen entsprachen der Brigadeebene des Heeres und wurden von einem Konteradmiral geführt.[6] Ihre fachliche Zuständigkeit war nicht auf den regionalen Bereich der Marinestation beschränkt.[4]
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Friedensvertrag von Versailles musste Deutschland seine Marine erheblich verkleinern. Dem weiterhin bestehenden Kommando der Marinestation der Ostsee unterstanden folgende Kräfte und Einrichtungen (Stand 1930/31[7]):
Küstenverteidigung der Ostsee
Marineartillerieabteilungen I. (Kiel), III. (Swinemünde) und V. (Pillau)
Nach dem Beginn der deutschen Aufrüstung in Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg wuchs die Marinestation der Ostsee in den 1930er Jahren und war im Juni 1939 wie folgt gegliedert:[8]
Mit der Einrichtung der Kriegsmarine war der Stationsschef zum Kommandierenden Admiral der Marinestation der Ostsee geworden.
Im Lauf des Krieges vergrößerte sich der Befehlsbereich der Ostseestation um die besetzten Küstengebiete. Dafür wurde eine Anzahl von zusätzlichen Befehlsstellen geschaffen, die teilweise nur für kurze Zeit bestanden:[1]
↑ abWalter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden, O.O. 1956, Band I, Kapitel 81, S. 1 f.
↑Artikel 2 der Gasteiner Konvention in: Ernst Rudolf Huber: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1961, S. 182.
↑Wilhelmshavener Heimatlexikon. Band 2, S. 231, Wilhelmshaven 1987.
↑ abcKonrad Ehrensberger; 100 Jahre Organisation der deutschen Marine 1890–1990; Bonn 1993; ISBN 3-7637-5913-1
↑Schon in der Kaiserzeit wurde dort die Sønderborg Kaserne errichtet, welche als Kaiserliche Schiffsartillerieschule und Schützen-Kaserne dienen sollte.
↑Wilhelm Köhler, Mitarbeit von Max Plüddemann. Illustrierter Deutscher Flotten-Kalender für 1932 (Köhlers Flotten-Kalender), 30. Jahrgang, Minden
↑Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden, O.O. 1956, Band I, Kapitel 3, S. 13 f.
↑Souchon trat auf Druck des Soldatenrats am 7. November 1918 zurück und wurde durch Gustav Noske ersetzt. Vgl. Martin Rackwitz: Kiel 1918. Revolution – Aufbruch zu Demokratie und Republik. Kiel 2018, S. 131 ff.
↑v. Levetzow wurde am 18. März 1920 wegen seiner Beteiligung am Kapp-Putsch von Vizekanzler Eugen Schiffer abgesetzt. Vgl. Klaus Kuhl: Leutnant zur See Carl von Seydlitz – der Kampf für die Demokratisierung der Reichsmarine. In: Rolf Fischer (Hrsg.): Sehnsucht nach Demokratie. Neue Aspekte der Kieler Revolution 1918. Kiel 2020, S. 23–35, hier S. 25 ff.
↑Ewers wurde am 18. März von Vizekanzler Schiffer mit der Wahrnehmung der Geschäfte betraut.
↑Auf Druck der Besatzungen wurden die Seeoffiziere wegen ihrer Verstrickung in den Kapp-Putsch beurlaubt. Ewers trat daraufhin am 25. März zurück. Zunächst übernahm der zum Gouverneur ausgerufene Gustav Garbe das Amt, dann bestimmten die Mannschaften den zum Leutnant beförderten Deckoffizier („Volksoffizier“) Carl von Seydlitz zum neuen Stationschef. Er wurde am 6. April vom Reichswehrminister bestätigt. Am 26. Mai kam Reichswehrminister Geßler nach Kiel, setzte die Seeoffiziere wieder ein, und beurlaubte v. Seydlitz. Vgl. Kuhl, Seydlitz, S. 27 ff.
↑Laut Hans Küsel übergab er am 11. März 1919, zeitgleich mit der Einführung von Meurer als Stationschef, die Geschäfte des Chefs des Stabes an Kapitän zur See Seebohm; Hans Küsel: Beitrag zur Geschichte des revolutionären Umsturzes in der Kaiserlichen Marine und in Kiel. November 1918. Angefangen 1919 und abgeschlossen 1935. Typoskript mit wenigen handschriftlichen Anmerkungen und Korrekturen. BArch RM 8/1026 Bl. 71.