Beard ist das einzige Kind des Architekten Roy Whitbread Beard und der Schulleiterin Joyce Emily Beard, geborene Taylor. Sie besuchte die halbstaatliche Mädchenschule Shrewsbury High School und nahm während ihrer Schulzeit regelmäßig an archäologischen Grabungen teil. Im Alter von 18 Jahren begann sie ihr Studium am Newnham College, einem ausschließlich Frauen vorbehaltenen College in Cambridge. Eine Einschreibung am King’s College Cambridge hatte sie verworfen, weil dort keine Stipendien an Frauen vergeben wurden. Am Newnham College zählten Joyce Reynolds und Patricia Elizabeth Easterling zu ihren Dozentinnen. Im Jahr 1977 erwarb Beard ihren B.A., 1982 wurde sie in Cambridge zum Ph.D. promoviert. Im Jahr 1985 heiratete Beard den Kunsthistoriker Robin Cormack, mit dem sie eine Tochter und einen Sohn hat.[2]
Bereits von 1979 an bis 1983 war Beard Lecturer in Classics am King’s College London. Im Jahr 1984 kehrte sie nach Cambridge zurück und wurde zum Fellow des Newnham College ernannt. Sie war zu dem Zeitpunkt die einzige Frau unter den Dozenten der Classics Faculty der Universität Cambridge. Im Jahr 1992 wurde sie classics editor des Times Literary Supplement und im Jahr 2004 Professor of Classics in Cambridge.
Im Jahr 2004 war Beard Mitglied im Kuratorium der Ausstellung From Ancient Art to Post-Impressionism in der Royal Academy of Arts in London. Im Herbst 2008 hielt sie als Sather Professor of Classical Literature an der University of California in Berkeley eine Vorlesungsreihe zum Roman Laughter,[3] im November 2009 die Geddes-Harrower Lectures an der Universität Aberdeen zum Thema From Ancient Athens to Old Aberdeen: artists and archaeologists, travellers and tourists in the nineteenth century.[4]
Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 auf das World Trade Center wurde Beard neben anderen Autoren von der London Review of Books eingeladen, ihre Meinung zu dem Ereignis zu äußern. Sie glaubte, dass viele Leute, wenn sich der Schock erst einmal gelegt hätte, zu der Einsicht kommen würden, dass die USA dies zu erwarten gehabt hätten (“the United States had it coming”) und dass die Rüpel dieser Welt, selbst wenn sie das Herz am rechten Fleck hätten, am Ende die Rechnung bezahlen würden (“world bullies, even if their heart is in the right place, will in the end pay the price”),[5] eine Position, die in der amerikanischen Diskussion als Roosting Chickens argument bezeichnet wird.[6] Stürme der Entrüstung entluden sich daraufhin sowohl in der Fachwelt als auch im allgemeinen Publikum. In einem Interview vom November 2007 glaubte Beard jedoch, dass sich inzwischen die Ansicht durchgesetzt habe, dass der internationale Terror mit der Außenpolitik der USA in Verbindung zu bringen sei.[7]
Nach einem Auftritt in der Fernsehserie Question Time im Januar 2013, in der sie sich positiv über Immigranten und deren Beitrag zur Gesellschaft aussprach, wurde Mary Beard Opfer von Twitter-Attacken, in denen sie zum Teil unflätig beschimpft und persönlich angegriffen wurde.[8][9] Beard setzte sich öffentlich zur Wehr, indem sie diese Kommentare, samt einer zugesandten, mit Photoshop erzeugten pornografischen Bildmontage auf ihrem Blog veröffentlichte.[10] Da auch andere Frauen auf Twitter ähnlich aggressiv angegriffen wurden, so z. B. die Journalistin Caroline Criado-Perez und die Labour-Abgeordnete Stella Creasy, entspann sich eine längere Debatte in den britischen Medien und darüber hinaus, wie derartigen Angriffen am effektivsten begegnet werden könne.[11]
Zu den schwindenden Wissensvoraussetzungen für die antike Geschichte äußerte sie 2022, dass
„viele Kunstwerke zunächst nicht viel bedeuten, wenn man weder mit der Bibel noch der Mythologie oder den römischen Kaisern vertraut ist. Warum sind die Impressionisten so beliebt? Weil man nichts wissen muss, um sie zu genießen.“ ... „Vor hundert Jahren gab es ein paar Kerle, die verdammt gut waren, aber auch viele, die es nicht waren. Im neunzehnten Jahrhundert hat der Fakultätsvorstand das Niveau der Studenten beklagt. Dabei waren die Prüfungen in Latein und Griechisch sehr einfach. Das ganze Gerede über Verdummung ist übertrieben."[12]
Der Kölner Althistoriker Karl-Joachim Hölkeskamp schrieb über ihre Publikationen: „In elegantem Duktus, aber mit spitzer Feder und erbarmungsloser Schärfe will sie sich erklärtermaßen daranmachen, die gesamte bisherige Forschung souverän-kritisch auseinanderzunehmen und das Dickicht aus trügerischen Sicherheiten und verstaubten Vorurteilen, hergebrachten Handbuchweisheiten und verbohrten Orthodoxien zu lichten.“[19] Der Tübinger Archäologe Manuel Flecker bemerkte zu ihrem Pompeji-Buch: „Kaum hinwegsehen lässt sich über den unnötigen Habitus Beards, andere stets ungenannte Forscher häufig explizit abzukanzeln oder auch zu loben, um sich so selbst im Zentrum der Deutungshoheit als entscheidende Wissensinstanz darzustellen.“[20]
Emperor of Rome: Ruling the Ancient Roman World. Profile Books, London 2023.
Deutsche Übersetzung: Die Kaiser von Rom. Herrscher über Volk und Reich. S. Fischer, Frankfurt am Main 2024, ISBN 978-3-10-397546-8.
Twelve Caesars: Images of Power from the Ancient World to the Modern. Princeton University Press, 2021, ISBN 978-0-691-22236-3.
Civilisations: How Do We Look / The Eye of Faith. Profile Books, 2018 / Liveright Publishing, 2018, in den USA unter dem Titel: How Do We Look: The Body, the Divine, and the Question of Civilization; ISBN 978-1-78125-999-3
SPQR. A History of Ancient Rome. Livery Publishing Co., New York City, USA 2015, ISBN 978-0-87140-423-7.[21]
Deutsche Übersetzung: SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-002230-1.
Laughter in Ancient Rome: On Joking, Tickling, and Cracking Up. University of California Press, 2014, ISBN 0-520-27716-3.
Deutsche Übersetzung: Das Lachen im alten Rom. Eine Kulturgeschichte. Aus dem Englischen von Carsten Drecoll. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-805-34979-6.
The Fires of Vesuvius: Pompeii Lost and Found. Harvard University Press, 2008. Auch unter dem Titel Pompeii: The Life of a Roman Town.ISBN 1-86197-516-3.
Deutsche Übersetzung: Pompeji. Das Leben in einer römischen Stadt. Philipp Reclam Verlag, Ditzingen 2011, ISBN 978-3-15-010755-3.
The Roman Triumph. Harvard University Press, Cambridge/Mass. 2007, ISBN 978-0-674-02613-1 (Buchbesprechung von Greg Woolf: Pomp and circumstance. In: The Guardian, Samstag, 22. Dezember 2007 [4]).
(Hg., mit John North): Pagan Priests: Religion and Power in the Ancient World. 1990, ISBN 0-7156-2206-4.
Aufsätze
While Ridgeway lives research can ne’er be dull. In: C. Stray (Hrsg.): The Owl of Minerva: Cambridge Praelections 1906. (Cambridge, 2004)
Ciceronian Correspondences: making a Book out of Letters. In: T. P. Wiseman (Hrsg.): Classics in Progress, (London, 2002), S. 103–144.
The Roman and the Foreign: The Cult of the „Great Mother“ in Imperial Rome. In: Nicholas Thomas, Caroline Humphrey (Hrsg.): Shamanism, History, and the State (1996), S. 164–189 Google Bücher [5]
Re-reading (Vestal) virginity. In: Richard Hawley, Barbara Levick (Hrsg.): Women in Antiquity. New Assessments. Routledge, London/ New York 1995, ISBN 0-415-11368-7, S. 166–177.
Looking (harder) for Roman myth: Dumézil, declamation and the problems of definition. In: Fritz Graf (Hrsg.): Mythos in mythenloser Gesellschaft: das Paradeigma Roms (Colloquium Rauricum III, Stuttgart, 1993), S. 44–64.
Souvenirs of culture: deciphering (in) the museum. In: Art History. 15 (1992), S. 505–532.
A Complex of Times: no more sheep on Romulus' birthday. In: Proceedings of the Cambridge Philological Society. 1987, S. 1–15 (nachgedr. in: C. Ando (Hrsg.): Roman Religion (Edinburgh, 2003))
↑Mary Beard zum 11 September. In: London Review of Books. vol. 23 no. 19, 4 October 2001 [2].
↑Die Bezeichnung bezieht sich auf ein Buch von Ward Churchill, On the Justice of Roosting Chickens: Reflections on the Consequences of U.S. Imperial Arrogance and Criminality. AK Press, 2003, ISBN 1-902593-79-0.
↑Paul Laity, The dangerous don, Interview, in: The Guardian. Saturday 10 November 2007 [3]