Mathias Cormann

Mathias Cormann, 2016

Mathias Hubert Paul Cormann[1] (* 20. September 1970 in Eupen) ist ein australischer Politiker belgischer Herkunft. Vom 19. Juni 2007 bis zum 6. November 2020 war er Senator für Western Australia im australischen Senat, dem Oberhaus des australischen Parlaments.[2] Zudem war er vom 18. September 2013 bis 30. Oktober 2020 Finanzminister Australiens[3]. Er gehört der Liberal Party of Australia an, vorher war er bis 1996 Mitglied der Christlich Sozialen Partei Belgiens. Im März 2021 setzte er sich im Auswahlverfahren um die Position des OECD-Generalsekretärs durch und wurde damit Nachfolger von José Ángel Gurría, den er am 1. Juni des Jahres ablöste.

Cormann wurde in Eupen, der Hauptstadt der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, geboren und wuchs in Raeren (Belgien) nahe Aachen auf. Er besuchte eine Hochschule in Lüttich und absolvierte seine Rechtskandidatur an der Universität von Namur. Anschließend schloss er 1994 ein Jurastudium an der Katholieke Universiteit Leuven in Löwen ab. Während seines Studiums nahm er an einem Austausch mit der University of East Anglia in Norwich, England, teil und lernte dort erstmals intensiv die englische Sprache,[4] welche nach seiner Muttersprache Deutsch, sowie den anderen belgischen Sprachen Französisch und Niederländisch seine vierte Sprache ist.[5] 1994 besuchte er erstmals Perth und wanderte 1996 schließlich nach Australien aus. Da sein belgischer Juraabschluss in Australien zunächst nicht anerkannt wurde, arbeitete Cormann kurzzeitig als Gärtner. Im Jahre 2000 erhielt er die australische Staatsbürgerschaft und verlor gleichzeitig die belgische Staatsbürgerschaft.[6] Cormann ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Politische Karriere

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Cormann mit Angela Merkel, 2015

In den 1990er Jahren war Cormann bei der ostbelgischen Christlich Sozialen Partei aktiv und war Präsident der Raerener CSP-Lokalsektion, kandidierte für den Provinzialrat der Provinz Lüttich und war für kurze Zeit Mitglied des Gemeinderates in Raeren.[7] Zeitweise war er auch Assistent des Europaabgeordneten Mathieu Grosch.[8]

Nach der Auswanderung nach Australien trat er 1996 der Liberal Party of Australia bei und war unter anderem von 2003 bis 2004 Vizevorsitzender der Partei im Bundesstaat Western Australia. Ab 2007 ersetzte Cormann Ian Campbell als Abgeordneten für Western Australia im australischen Senat. Bei den folgenden Parlamentswahlen 2010 und 2016 wurde er dementsprechend wiedergewählt. Unter Tony Abbott wurde er im September 2013 in dessen Regierung Finanzminister für Australien, was unter Malcolm Turnbull in den Regierungen Turnbull I und II weitergeführt wurde. Ab 2015 war Cormann Vize-Regierungsführer im Senat, bevor er am 20. Dezember 2017 das Amt des Regierungsführers im Senat übernahm.[1] In die Regierung Morrison I von Premierminister Scott Morrison wurde Cormann am 28. August 2018 erneut als Finanzminister berufen.[2][9]

Da der eigentliche Vizepremierminister Australiens, Barnaby Joyce, aufgrund eines familiären Skandals verhindert war, vertrat Cormann vom 21. bis zum 26. Februar 2018 den auf USA-Reise befindlichen Turnbull als geschäftsführenden Premierminister Australiens.[8]

Nachdem Turnbull am 23. August 2018 als Premierminister zurückgetreten war, wurde auch die Regierung aufgelöst. In der Regierung von Premierminister Scott Morrison wurde Cormann am 28. August 2018 erneut als Finanzminister berufen.[10][1] Seit dem 30. September 2019 war er der am längsten amtierende Finanzminister Australiens.[11]

Anfang Juli 2020 kündigte Cormann seinen Rückzug aus der australischen Politik zum Jahresende an.[12] So trat er am 30. Oktober 2020 als Finanzminister zurück, sein Nachfolger wurde Simon Birmingham.[13][14] Am 6. November 2020 legte er sein Mandat als Senator für Western Australia nieder.[2]

Im Oktober 2020 nominierte Australien Cormann für das Amt des Generalsekretärs der OECD.[15] Am 12. März wurde bekannt, dass sich Cormann im Auswahlverfahren zum neuen Generalsekretär der OECD durchsetzen konnte.[16][17] Am. 1. Juni 2021 erfolgte sein Amtsantritt.[18]

Während seiner Kandidatur für das Amt des Generalsekretärs der OECD wurde Cormann wegen seiner Haltung zum Klimawandel kritisiert. Unter anderem gehörte Corman als Finanzminister der konservativen australischen Regierungen an, die ein System zur Bepreisung von Kohlenstoffdioxid abschaffte.[19] Im März 2021 wandten sich 29 führende Vertreter australischer und internationaler Umwelt- und Hilfsorganisationen schriftlich an die OECD, äußerten „ernste Bedenken“ und forderten, dass Cormann wegen seiner „Vereitelung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen“ disqualifiziert wird.[20][21]

Einzelnachweise

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  1. a b c Biography for CORMANN, the Hon. Mathias Hubert Paul. Parliament of Australia, abgerufen am 17. Februar 2018 (englisch).
  2. a b c Former Senator the Hon Mathias Cormann. Parliament of Australia, November 2020, abgerufen am 12. März 2021 (australisches Englisch).
  3. Mathias Cormann löst großes Medienecho aus. Belgischer Rundfunk, 7. September 2013, abgerufen am 24. März 2018.
  4. Panellist – Mathias Cormann. Australian Broadcasting Corporation, abgerufen am 17. Februar 2018.
  5. Geoff Kitney: Mathias Cormann: A tale of two lives. The Sydney Morning Herald, 2. Mai 2014, abgerufen am 13. März 2021 (australisches Englisch).
  6. Media Release – Senator Cormann’s Citizenship. Finanzministerium Australien, 18. Juli 2017, abgerufen am 17. Februar 2018 (englisch).
  7. Ex-Raerener Mathias Cormann, heute Finanzminister Australiens, ist (zum Glück für ihn) kein Belgier mehr. Ostbelgien direkt, 22. August 2017, abgerufen am 24. März 2018.
  8. a b Mathias Cormann: Ostbelgier fünf Tage lang Premier in Australien. Belgischer Rundfunk, 15. Februar 2018, abgerufen am 24. März 2018.
  9. Biography. Minister of Finance, abgerufen am 24. März 2018 (englisch).
  10. Latest News. Minister of Finance, abgerufen am 26. August 2019 (englisch).
  11. Cormann ‘the rock’ becomes longest-serving finance minister. The Australian, 3. Oktober 2019, abgerufen am 9. Januar 2020.
  12. Amy Remeikis: Mathias Cormann says he will quit politics at the end of the year. The Guardian, 5. Juli 2020, abgerufen am 20. Juli 2020 (englisch).
  13. Appointment as Minister for Finance. Minister for Trade, Tourism and Investment – Minister for Finance – Senator the Hon Simon Birmingham, 30. Oktober 2020, abgerufen am 12. März 2021 (australisches Englisch).
  14. Minister for Finance and Senate Leadership. Prime Minister of Australia, 8. Oktober 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. November 2020; abgerufen am 12. März 2021 (australisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pm.gov.au
  15. Katharine Murphy: Mathias Cormann nominated for OECD top job despite its criticism of Coalition’s climate change policy. The Guardian, 10. August 2020, abgerufen am 10. August 2020 (englisch).
  16. Mathias Cormann neuer OECD-Generalsekretär. Belgischer Rundfunk, 12. März 2021, abgerufen am 12. März 2021.
  17. Australiens Ex-Finanzminister – Der neue OECD-Generalsekretär heisst Mathias Cormann. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 13. März 2021, abgerufen am 13. März 2021.
  18. Wirtschaftswoche: Personalie: Australier Cormann ist neuer Chef der OECD. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  19. Daniel Hurst: Mathias Cormann: the Australian OECD candidate trying to airbrush his climate record. In: The Guardian. 19. Februar 2021, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 26. April 2024]).
  20. Mathias Cormann should be rejected for OECD job over climate change failures, world leaders told. Abgerufen am 26. April 2024 (englisch).
  21. Greenpeace Australia u. a.: Letter to Ambassador Christopher Sharrock, Chair of the Selection Committee, Selection of OECD Secretary-General. 4. März 2021, abgerufen am 26. April 2024 (englisch).
  22. Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband an den australischen Finanzminister. Auswärtiges Amt, archiviert vom Original am 4. Mai 2018; abgerufen am 4. Mai 2018.