Maulbrüter

Maulbrütendes Männchen des Fadenflossen-Kardinalbarsch. Gut zu erkennen der stark ausgewölbte Kehlsack
Maulbrütender Schokoladengurami
Ablaichen und Eiaufnahme bei Burtons Maulbrüter
Maulbrütendes Weibchen von Pseudocrenilabrus nicholsi (Vordergrund)
Darwin-Nasenfrosch (Rhinoderma darwinii)
Video: Brutstrategie der Maulbrüterfische

Als Maulbrüter bezeichnet man Fische oder Amphibien, die zum Schutz vor Feinden die befruchteten Eier oder die geschlüpften Jungtiere in ihr Maul nehmen. Man unterscheidet ovophile („Eier liebende“) und larvophile („Larven liebende“) Maulbrüter. Bei maternaler Maulbrutpflege nimmt das Weibchen, bei paternaler das Männchen die Brut im Maul auf. Bei biparentaler Maulbrutpflege beteiligen sich beide Elterntiere. Bei maulbrütenden Fischen findet eine externe Befruchtung statt.

Das Maulbrüten hat den Vorteil, dass im Bedrohungsfall ein rascher Ortswechsel mit dem Gelege möglich ist, eine Möglichkeit, die Substratlaicher nicht haben. Nachteil ist das aus Platzgründen kleinere Gelege. Die Reduzierung der Eizahl bedeutet aber eine Energieersparnis, besonders für die Fischweibchen.

Das Maulbrüten selbst erfordert jedoch oft Verzicht, manche Arten nehmen während dieser Zeit keine Nahrung auf (wie Banggai-Kardinalbarsch), vielleicht auch, um ihre Brut nicht zu verschlingen. Beim Tanganjika-Beulenkopf wurde die Magenfüllung untersucht. Maulbrütende Weibchen wiesen nur eine 19–28 Prozent Füllung des Magens auf gegenüber nicht mit Maulbrüten beschäftigten Weibchen.[1] Kannibalismus wurde beobachtet bei dem japanischen Kardinalbarsch Ostorhinchus doederleini, ein ovophiler paternaler Maulbrüter, der während dieser Zeit in der Regel kein Futter aufnimmt[2] und bei dem Vielfarbigen Maulbrüter (Pseudocrenilabrus multicolor), einem ovophilen maternalen Buntbarsch; in letzterem Fall werden vorzugsweise unbefruchtete Eier gefressen[3]. Brütende Vielfarbige Maulbrüter müssen 15,7 % mehr Energie aufwenden als nichtbrütende.[4] Brütende Weibchen der Unterart Pseudocrenilabrus multicolor victoriae verbringen in sauerstoffarmem Wasser mehr Zeit an der sauerstoffreicheren Oberfläche, als nicht brütende.[5]

Bei einigen Arten nimmt der Maulbrüter nur Nahrung auf, um seine Larven zu nähren, wie bei Tropheus moorii.[6]

Maulbrütende Fische kommen in folgenden Taxa vor:

Im Meer ist das Maulbrüten als Form der Brutpflege wesentlich weniger verbreitet als bei Süßwasserfischen. Die meisten marinen Maulbrüter sind ovophil und kümmern sich nicht mehr um die ausgeschlüpften Jungfische. Eine Ausnahme ist der Banggai-Kardinalbarsch (Pterapogon kauderni), bei dem das Männchen die Embryonen noch 6 Tage nach dem Eischlupf im Maul trägt.[10]

Auch unter den Amphibien gibt es einen Maulbrüter: Beim chilenischen Darwin-Nasenfrosch (Rhinoderma darwinii) werden die Eier zunächst an Land gelegt und vom Männchen bewacht. Die schlüpfenden Kaulquappen werden dann vom Männchen in seinen Kehlsack aufgenommen, um dort die Entwicklung zu vollenden.[11]

Das Maulbrüten entwickelte sich, ausgehend von Verstecklaichern, mehrmals parallel. Allein bei Buntbarschen wird angenommen, dass sich diese Brutpflege 10 bis 14 mal entwickelte, allerdings wird der mögliche phylogenetische Baum kontrovers diskutiert. DNA-Analysen zeigen, dass die Verhaltensänderungen in evolutionär sehr kurzen Zeiträumen erfolgten.[12][13]

Kuckucks-Fiederbartwelse aus dem ostafrikanischen Tanganjikasee betreiben Brutparasitismus und schmuggeln ihre Eier laichenden Buntbarschen unter. Der Buntbarsch behandelt die Welseier anschließend wie seine eigenen und bewacht auch die Jungen. Da die Kuckucks-Fiederbartwelse eher schlüpfen, nehmen sie die Gelegenheit wahr, die Eier ihres Wirtes in dessen Maul zu fressen, bevor sie das Maul verlassen.[14]

  • Ellen Thaler: Maulbrüter in Riff und Aquarium. KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 54 Dezember/Januar 2008/2009, Natur und Tier Verlag Münster. ISSN 1439-779X
Commons: Mouthbrooding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Y. Yanagisawa, H. Ochi: Food intake by mouthbrooding females of Cyphotilapia frontosa (Cichlidae) to feed themselves and their young. In: Environmental Biology of Fishes. 30, 1991, S. 353–358.
  2. Noboru Okuda, Yasunobu Yanagisawa: Filial cannibalism in a paternal mouthbrooding fish, Apogon doederleini, in relation to mate availability. In: Animal Behaviour 52, Nr. 2, 1996, S. 307–314.
  3. Wolfgang Mrowka: Filial cannibalism and reproductive success in the maternal mouthbrooding cichlid fish Pseudocrenilabrus multicolor. In: Behavioral Ecology and Sociobiology. 21, Nr. 4, 1987, S. 257–265.
  4. W. Mrowka, B. Schierwater: Energy expenditure for mouthbrooding in a cichlid fish. In: Behavioral Ecology and Sociobiology. 22, 1988, S. 161–164
  5. L. W.-C. Corrie, L. J. Chapman, E. E. Reardon: Brood protection at a cost: mouth brooding under hypoxia in an African cichlid. In: Environmental Biology of Fishes. 82, 2008, S. 41–49.
  6. Y. Yanagisawa, T. Sato: Active browsing by mouthbrooding females of Tropheus duboisi and Tropheus moori (Cichlidae) to feed the young and/or themselves. In: Environ. Biol. Fish. 27, 1990, S. 43–50.
  7. Haruki Ochi, Andrew Rossiter, Yasunobu Yanagisawa: Biparental mouthbrooding of the catfish Phyllonemus filinemus in Lake Tanganyika. In: Ichthyological Research 48, Nr. 3, 2001, S. 225–229.
  8. G. F. Turner, R. L. Robinson: Reproductive biology, mating systems and parental care. Tilapias: biology and exploitation. In: Fish and Fisheries Series 25, 2000, S. 33–58.
  9. W. G. R. Crampton, C. D. Hopkins: Nesting and paternal care in the weakly electric fish, Gymnotus (Gymnotiformes: Gymnotidae) with descriptions of larval and adult electric organ discharges of two species. In: Copeia, 1, 2005, S. 48–60.
  10. Alejandro Vagelli: The reproductive biology and early ontogeny of the mouthbrooding Banggai cardinalfish, Pterapogon kauderni (Perciformes, Apogonidae). When do fishes become juveniles? In: Developments in Environmental Biology of Fishes 19, 1998, S. 79–92.
  11. AmphibiaWeb: Information on amphibian biology and conservation. 2013. Berkeley, California: Rhinodermatidae
  12. N. S. Balchine-Earn Goodwin, J. Reynolds: Evolutionary transitions in parental care in cichlid fish. In: The Royal Society. 265, 1998, S. 2265–2272.
  13. Michael R. Kidd, Nina Duftner, Stephan Koblmüller, Christian Sturmbauer, Hans A. Hofmann: Repeated parallel evolution of parental care strategies within Xenotilapia, a genus of cichlid fishes from Lake Tanganyika. In: PloS one 7, Nr. 2, 2012, e31236, doi:10.1371/journal.pone.0031236.
  14. E. Schraml: Fiederbartwelse aus dem Tanganjikasee. In: DATZ, 56, Nr. 8, 2003, S. 60–65.