McDonaldisierung

McDonaldisierung beschreibt einen Prozess, in dem eine Gesellschaft zunehmend die Charakteristika eines Fastfood-Restaurants übernimmt. Es ist ein durch den US-amerikanischen Soziologen George Ritzer in seinem Buch The McDonaldization of Society (Die McDonaldisierung der Gesellschaft) geprägter Begriff.

Aus der Sicht Ritzers ist die McDonaldisierung eine Neuentwicklung innerhalb des Rationalisierungsbegriffes, diese kennzeichnet insofern eine Veränderung von traditionellen hin zu rationalen Gedankenmodellen in Richtung eines zunehmend arbeitswissenschaftlich strukturierten und fundierten Managements.

Während Max Weber noch das Modell der Bürokratie als Zielrichtung verwendet, in die sich die Gesellschaft entwickelt, sieht Ritzer in der vorgelebten Arbeitswelt der Fastfood-Restaurants das der heutigen Entwicklung am ehesten entsprechende Paradigma.[1]

Ritzer charakterisiert die McDonaldisierung anhand von vier Hauptaspekten:

  • Effizienz – die optimale Methode, eine Aufgabe zu lösen
  • Kalkulierbarkeit – das Ziel sollte eher quantifizierbar (z. B. Umsatzzahlen) als lediglich subjektiv (z. B. Geschmack) bestimmbar sein
  • Voraussagbarkeit – vereinheitlichte und gleichförmige Dienstleistungen
  • Kontrolle – vereinheitlichte und gleichförmige Mitarbeiter

Unter Einbindung dieser vier Kategorien kann eine Strategie, welche innerhalb eines engen Blickfeldes als rational und erfolgversprechend erscheint, zu insgesamt schädlichen und irrationalen Ergebnissen führen. Der Prozess wird von Ritzer als eine Entwicklung zusammengefasst, bei der die Prinzipien der Führung von Fastfood-Restaurants zunehmend auch in unterschiedlichen lebensweltlichen Bereichen der US-amerikanischen Gesellschaft und danach sogar das Leben in der ganzen Welt dominieren.[2]

Der 1993 geprägte Begriff wird seitdem in vielen anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen verwendet. Der Begriff McDonaldisierung kann sich außerdem auf die zunehmende Ersetzung traditioneller gastronomischer Betriebe durch McDonald’s-Filialen beziehen. Der ähnliche Begriff Aldisierung wurde zum Schweizer Wort des Jahres 2005 gewählt.

Kritisiert wurde Ritzer u. a. durch Andrew Potter und Joseph Heath in ihrem Buch Konsumrebellen. Der Mythos der Gegenkultur.[3] Sie werfen Ritzer vor, sich auf das älteste und am leichtesten zu kritisierende Fast-Food-Restaurant zu konzentrieren und greifen den Bogen an, den er (in der amerikanischen Fassung seines Buches) von Auschwitz zum Hamburger spannt. Als Gegenbeispiel nennen sie vor allem Subway.

  • George Ritzer: Die McDonaldisierung der Gesellschaft. Lizenzausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13811-6 (Fischer-Taschenbücher 13811).

Englische Literatur:

  • Dennis Hayes, Robin Wynyard (Hrsg.): The McDonaldization of Higher Education. Bergin & Garvey, Westport CT u. a. 2002, ISBN 0-89789-856-7.
  • George Ritzer (Hrsg.): Explorations in the Sociology of Consumption. Fast Food, Credit Cards and Casinos. Sage, London u. a. 2001, ISBN 0-7619-7119-X.
  • George Ritzer (Hrsg.): McDonaldization. The reader. 3rd edition. Pine Forge Press, Thousand Oaks CA u. a. 2010, ISBN 978-1-412-97582-7.
  • Matthew B. Robinson: McDonaldization of America's Police, Courts, and Corrections. S. 85ff.
  • Bryan S. Turner: McCitizens: Risk, Coolness, and Irony in Contemporary Politics. S. 229ff.
  • George Ritzer: The McDonaldization of Society. Revised new century edition. Pine Forge Press, Thousand Oaks CA u. a. 2004, ISBN 0-7619-8812-2.
  • George Ritzer: The McDonaldization Thesis. Explorations and Extensions. Sage, London u. a. 1998, ISBN 0-7619-5540-2.
  • Barry Smart (Hrsg.): Resisting McDonaldization. Sage, London u. a. 1999, ISBN 0-7619-5517-8.
  • James L. Watson (Hrsg.): Golden arches east. McDonald's in East Asia. Stanford University Press, Stanford CA 1997, ISBN 0-8047-3205-1.
Wiktionary: McDonaldisierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ritzer, 2004:553
  2. Ritzer, 1993:1
  3. Joseph Heath und Andrew Potter: Konsumrebellen. Der Mythos der Gegenkultur. 2005, S. 291 ff.