Medullär-zystische Nierenerkrankung Typ 1

Klassifikation nach ICD-10
Q61.5 Medulläre Zystenniere
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die medullär-zystische Nierenerkrankung Typ 1, auch als MCKD1 oder ADMCKD1 (autosomal dominant medullary cystic kidney disease type 1) oder autosomal-dominante Nephronophthise bezeichnet, ist eine sehr seltene ernsthafte genetisch bedingte Erkrankung der Nieren. Die Krankheit ist eine autosomal-dominante Form einer tubulointerstitiellen Nephropathie. Die MCKD1 führt zu Zystennieren an der kortikomedullären Grenze der Nieren. Die Erkrankung bricht erst im erwachsenen Alter aus und führt im Durchschnitt in der sechsten Lebensdekade bei den Betroffenen zum terminalen Nierenversagen.[1]

Prävalenz und Genetik

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Die medullär-zystische Nierenerkrankung Typ 1 ist eine sehr seltene Erbkrankheit. Die Prävalenz für Typ 1 und Typ 2 der MCKD liegt zusammen bei etwa 1 bis 9 pro 1.000.000.[2] Bis 2001 waren etwa 55 betroffene Familien weltweit bekannt, die entweder von Typ 1 oder Typ 2 der MCKD betroffen sind.

Der Gendefekt befindet sich auf Chromosom 1 Genlocus p21.[3] Ein 2,1 Mb großes Intervall im Bereich p21 wurde zwar als potenzieller Bereich identifiziert, in dem sich das betroffene Gen befinden muss, allerdings wurde ein entsprechendes „MCKD1-Gen“ bisher nicht gefunden.[1]

Patienten mit MCKD1 haben infolge des tubulären Konzentrierungsdefektes erhebliche Salzverluste, die zu einer schweren Dehydratation und Elektrolytverschiebungen führen können. Der Verlust der Fähigkeit, den Urin auf über 800 mosm·kg−1H2O konzentrieren zu können, ist ein Frühsymptom der Erkrankung. Im Blut der Betroffenen lassen sich Azotämie (überdurchschnittliche hoher Gehalt von stickstoffhaltigen Stoffwechselprodukten), Anämie (Blutarmut), Hypokaliämie (Kaliummangel) und metabolische Azidose (Übersäuerung) nachweisen. Die eingeschränkte Nierenfunktion lässt sich mittels Nierenfunktionsszintigraphie darstellen.[4][5] Die Diagnose kann durch Sonographie („Ultraschall“) oder andere bildgebende Verfahren, wie beispielsweise der Magnetresonanztomographie, erfolgen.[6]

Atrophische und zystisch erweiterte Tubuli befinden sich in der Mehrzahl an der kortikomedullären Grenze der Nieren. Die Zysten gehen meist vom distalen Konvolut und den Sammelrohren aus.[6]

Die Krankheit tritt bei Rothaarigen und Blonden bevorzugt auf.[7]

Abgrenzung zur Nephronophthise

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Bis in die 1970er Jahre hinein ist man davon ausgegangen, dass Nephronophthise (NPHP1) und die beiden medullärzystischen Nierenerkrankungen (Typ 1+2) die gleiche Krankheit sind.[8] Beide Formen lassen sich histologisch nicht unterscheiden. Der Erbgang der Nephronophthise ist autosomal-rezessiv. Sie führt im Durchschnitt bereits im 13. Lebensjahr zum terminalen Nierenversagen.[9] Wegen der Ähnlichkeit der Erkrankungen spricht man auch vom NPH-MCKD-Komplex.

Bei der medullär-zystischen Nierenerkrankung Typ 1 tritt das terminale Nierenversagen im Alter von durchschnittlich 62 Jahren ein.[6]

Es ist bis heute keine Therapie bekannt, die das Nachlassen der Nierenleistung bis in die chronische Niereninsuffizienz hinein aufhalten könnte. Die Behandlung der MCKD1 erfolgt deshalb rein symptomatisch. Eine Heilung bietet nur eine Nierentransplantation. Mit dem terminalen Versagen der Nieren wird eine Nierenersatztherapie notwendig. Entweder in Form der Dialyse oder mittels Nierentransplantation.

Neben der eingeschränkten Nierenfunktion sind noch Hyperurikämie und Gicht mit der Krankheit assoziiert.[6]

Erstbeschreibung

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Die MCKD1 wurde erstmals 1944 von G. W. Thorn und Kollegen als „Salzverlust-Nephritis“ (salt-losing nephritis) beschrieben.[10]

Einzelnachweise

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  1. a b M. T. F. Wolf u. a.: Telomeric refinement of the MCKD1 locus on chromosome 1q21. In: Kidney Int, 66, 2004, S. 580–585. PMID 15253709
  2. Eintrag zu Nierenkrankheit, tubulointerstitielle, autosomal-dominante. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten), abgerufen am 4. Oktober 2008.
  3. K. Christodoulou u. a.: Chromosome 1 localization of a gene for autosomal dominant medullary cystic kidney disease. In: Hum Mol Genet 7, 1998, S. 905–911.
  4. H. Hecht u. a.: Poor renal uptake of 99mtechnetiumdimercaptosuccinic acid and near normal 99mtechnetiummercaptoacetyltriglycine renogram in nephronophthisis. In: Pediatr Nephrol 10, 1996, S. 167–170.
  5. R. C. Pabico u. a.: Renal tubular dysfunction in patients with cystic disease of the kidneys. In: Urology 51, 1998, S. 156–160.
  6. a b c d F. Hildebrandt u. a.: Nephronophthise und verwandte Krankheiten. (Memento des Originals vom 15. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medgenetik.de (PDF; 83 kB) In: medgen, 12, 2000, S. 225–231.
  7. E. J. Rayfield, F. D. McDonald: Red and blond hair in renal medullary cystic disease. In: Arch. Intern. Med., 130, 1972, S. 72–75. PMID 5035984
  8. B. C. Chamberlin u. a.: Juvenile nephronophthisis and medullary cystic disease. In: Mayo Clin. Proc., 52, 1977, S. 485–491. PMID 881899.
  9. R. Waldherr u. a.: The nephronophthisis complex: a clinicopathologic study in children. In: Virchows Arch Pathol Anat, 394, 1982, S. 235–254.
  10. G. W. Thorn u. a.: Renal failure simulating adrenocortical insufficiency. In: New Eng. J. Med., 231, 1944, S. 76–85.