Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 59′ N, 11° 51′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Bayreuth | |
Höhe: | 621 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,23 km2 | |
Einwohner: | 1323 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 100 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95694 | |
Vorwahl: | 09272 | |
Kfz-Kennzeichen: | BT, EBS, ESB, KEM, MÜB, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 72 164 | |
Gemeindegliederung: | 10 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 95694 Mehlmeisel | |
Website: | www.mehlmeisel.de | |
Erster Bürgermeister: | Franz Tauber[2] (Freie Wählergemeinschaft Mehlmeisel) | |
Lage der Gemeinde Mehlmeisel im Landkreis Bayreuth | ||
Mehlmeisel ist eine Gemeinde im Landkreis Bayreuth, Regierungsbezirk Oberfranken. Der gleichnamige Hauptort ist Sitz der Gemeindeverwaltung und ein staatlich anerkannter Erholungsort.
Die Streusiedlung Mehlmeisel liegt im Naturpark Fichtelgebirge am Oberlauf der Fichtelnaab in einem Talkessel südöstlich des Ochsenkopfs.
Es gibt 10 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
Es gibt die Gemarkungen Mehlmeisel und Neugrün.
Angrenzende Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete sind:
Fichtelberg | Gemeindefreies Gebiet Fichtelberg | |
Gemeindefreies Gebiet Fichtelberg | Nagel (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) | |
Brand (Landkreis Tirschenreuth/Oberpfalz) |
Der Ort wurde am Sonntag Invocavit 1283 erstmals urkundlich erwähnt, in einer zu Regensburg ausgestellten Verkaufsurkunde[5], die die Übertragung von Leuchtenbergischen Ländereien um Waldeck an Herzog Ludwig den Strengen dokumentierte:
„silvam welmvzels dimidiam, ad quam pertinent sex ville“
Übersetzung: Der Wald des Welmysl, zu welchem sechs Villen gehören.
Der geheimnisvolle slawische Lokator „Welmysl“ oder „Velemysl“ ist historisch ansonsten nicht fassbar. Im Salbuch Herzog Ludwigs um das Jahr 1285[6] nimmt die Gegend der sechs Villen eine Sonderstellung ein, denn sie war frei von Abgaben und besaß alte Rechte, die wohl Jahrhunderte zurück reichten:
„Item silva welmvzels dimidia ad quam pertinent sex ville et alia multa jura tam in apibus quam in aliis accidentiis“
Übersetzung: Der Wald des Welmysl zur Hälfte, zu dem sechs Villen gehören und vielerlei Rechte, sowohl hinsichtlich Bienen als auch anderer Angelegenheiten.
Die alten Rechte verweisen vermutlich auf Bergbau, Wasser- und Waldnutzung. Auch alter Kirchenzehnt scheint wahrscheinlich, da eine Pfarrei „Welmawsels“ schon 1385 belegt werden kann.[7] Honiggewinnung durch Bienenbeuten (Zeidlerei) bleibt über Jahrhunderte bedeutsam, wie eine Urkunde des Zeidlers Künzel Mülner aus dem Jahr 1435 belegt: Sein Vater, Ott Müller selig vom Melmewssels, habe die Zeidelweide auf dem Oberen Forst 80 Jahre innegehabt.[8]
Während der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode verließen die dort siedelnden Familien die klimatisch ungünstige Lage des Fichtelgebirgsortes Mehlmeisel. Bereits 1311 war von „neun Öden“ die Rede,[9] 1422 wurden die Lokalitäten Oberlind, Rapotenreuth und Birk als Öden genannt,[10] im weiteren Verlauf auch die „vier Öden“ Mehlmeisel, Niederlind, Grün und Mähring.[11] 1438 bezeichnete ein Regensburger Pfarr-Register den Ort „Welmausel“ als Wüstung, in dem noch ein Priester in der örtlichen Kirche wirkte, jedoch keine Abgaben entrichtete.[12]
„Welmausel, item plebanus ibidem, devastata est“
Die lokale Heimatforschung spekulierte über einen Überfall von Hussiten oder Plünderungen durch Markgrafen, was sich jedoch bei näherer Betrachtung als reine Erfindung aus der Zeit des 19. Jahrhunderts erwies.[13]
Eine planmäßige Wiederbesiedlung des Raumes Mehlmeisel fand ab dem Jahr 1468 im Auftrag des Pfalzgrafen Philipp des Aufrichtigen statt. Hintergrund war die Belebung des pfälzischen Bergbaus an den Südausläufern des Fichtelgebirges. Treibende Kraft war dabei der Bergbauunternehmer und Amberger Hofkastner Jakob Parksteiner, der sich in Mehlmeisel mit seiner Familie in einem „Blochwerk“ niederließ und eine Laurentius-Kirche für sein Seelenheil erbaute. Um das Gotteshaus langfristig finanziell abzusichern, organisierte er zwei Ablassbriefe über die päpstliche Nuntiatur in Deutschland.[14] Von 1478 bis 1539 gehörte der Raum Mehlmeisel als Lehen den markgräflichen Hirschbergern zu Weißenstadt.[15] 1539 wurde das gesamte Gebiet in die Hofmark Ebnath einverleibt, unter Führung der Hirschberger zu Ebnath und Schwarzenreuth.[16] Erst im Jahr 1808 erfolgte im Zuge der napoleonischen Reformen unter dem Minister Montgelas die Gründung der Steuergemeinde Mehlmeisel.[17]
Nach dem Dreißigjährigen Krieg arbeiteten auf Mehmeisler Gebiet entlang der Fichtelnaab etliche Eisenhämmer, wie der Hammer Unterlind oder der Hammer Oberlind, die von kurbayerischen Beamten merkantilistisch geführt wurden, bis sich der Staat im Jahr 1865 aus der Führung zurückzog und mit einer Versteigerung den Weg zur Privatisierung in der Gründerzeit frei machte.[18]
Der Ortskern von Mehlmeisel, das heißt, die Gehöfte rund um die alte Dorfkirche (heutige Kriegergedächtniskapelle), wurde am 30. Juni 1849 von einer verheerenden Brandkatastrophe heimgesucht.[19]
Die reichliche Wasserkraft der Fichtelgebirgsflüsse wie Fichtelnaab und Schnaitbach blieb bis weit in das 20. Jahrhundert prägend für die Ortsentwicklung durch Ansiedlung von Armaturschleiferei, Pfannenhämmern, Spiegelglasschleiferei, Holzwollfabrik, Glasperlfabrik, Ziegelhütte, Bierbrauerei. Es erfolgte ab 1890 der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Der letzte Zug fuhr im Jahr 1984. Anschließend wurde die Eisenbahnstrecke zurückgebaut und die Trasse wird seither als Fahrradweg genutzt.
Bis zur Gemeindegebietsreform 1972 gehörte Mehlmeisel zum aufgelösten Landkreis Kemnath und damit zur Oberpfalz. 1971 hatten sich die Einwohner mehrheitlich für den Verbleib im Regierungsbezirk Oberpfalz ausgesprochen, was jedoch nicht berücksichtigt wurde.[20] Von 1978 bis 1993 bestand zwischen den Gemeinden Fichtelberg und Mehlmeisel eine Verwaltungsgemeinschaft (VG). Diese wurde nach langjährigen Verhandlungen im Oktober 1993 durch einen Landtagsbeschluss beendet. Seit dem 1. Januar 1994 ist Mehlmeisel wieder eine Gemeinde.
Im Zeitraum von 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 1435 auf 1312 um 123 bzw. um 8,6 %. Ein Höchststand wurde am 31. Dezember 1997 mit 1476 Einwohnern erreicht.
Jahr | Bevölkerung |
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1910 | 1262[21] |
1933 | 1349[22] |
1939 | 1361[22] |
1961 | 1618 |
1970 | 1615 |
1987 | 1461 |
1991 | 1424 |
1995 | 1445 |
2000 | 1447 |
2005 | 1391 |
2010 | 1353 |
2015 | 1321 |
2016 | 1335 |
Zum Ersten Bürgermeister wurde 2014 mit 64,6 % der Stimmen Franz Tauber (Freie Wählergemeinschaft Mehlmeisel) gewählt. Sein Vorgänger war Günter Pöllmann (CSU).
Die letzten Kommunalwahlen führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Gemeinderat:
Parteien und Wählergruppen | 2008 | 2014 | 2020[23] |
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CSU | 6 | 6 | 6 |
Freie Wählergemeinschaft Mehlmeisel | 6 | 6 | 6 |
Summe | 12 | 12 | 12 |
Blasonierung: „Über goldenem Schildfuß, darin ein beblätterter grüner Weißdornzweig mit roten Früchten, gespalten von Silber und Grün; vorne ein grüner Nadelbaum über zwei schräg gekreuzten schwarzen Hacken, hinten ein wachsender silberner Hirsch.“[24] | |
Mehlmeisel ist eine überwiegend katholisch geprägte Gemeinde und gehört zum Bistum Regensburg und zum Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel.[25]