Meister der Magdalenen-Legende: Maria Magdalena. National Gallery (London) NG2614Meister der Magdalenen-Legende: Porträt der Margarete von Österreich. Musée du Louvre, Paris RF 2259
Als Meister der Magdalenen-Legende wird ein altniederländischer Maler benannt, der ab dem Ende des 15. Jahrhunderts von ungefähr 1483 bis um 1526 tätig war. Er könnte in Brüssel oder Mechelen tätig gewesen sein.
Der namentlich nicht bekannte Kűnstler erhielt seinen Notnamen nach zwei von ihm zwischen 1515 und 1520 geschaffenen Altarbildern, die Szenen aus den Legenden um Maria Magdalena darstellen.[1] Die Bilder zeigen die Heilige vor ihrer Bekehrung auf der Jagd und danach bei der Predigt, sie waren Teil eines Altarbilderzyklus zur Magdalenen-Legende und in der Neuzeit Teil der Sammlung des Kaiser-Friedrich Museums in Berlin. Eines der Bilder wurde zwischen 1940 und 1945 zerstört,[2] das Bild der Predigt befindet sich heute im Philadelphia Museum of Art. Durch Stilvergleich mit anderen Bildern wurde eine Rekonstruktion des gesamten Zyklus vorgeschlagen,[3] der allerdings unter Kunsthistorikern umstritten bleibt.
Stilistisch steht der Meister der Magdalenen-Legende der Malkunst des Rogier van der Weyden nahe; auch ähnelt sein Stil in späteren Werken teilweise dem des Bernard van Orley, dem von der italienischen Kunst und insbesondere Raffael beeinflussten flämischen Malers. Dieser war von 1520 bis 1527 Hofmaler der Margarete von Österreich, Statthalterin der habsburgischen Niederlande und auch fűr deren Nachfolgerin tätig. So könnte man den Meister zusammen mit dem in Italien arbeitenden, aber aus Flandern stammenden Maler Colijn de Coter „als Bindeglied zwischen der lang blühenden Roger-Werkstatt und des Barent von Orley“ bezeichnen.[4]
Dem Meister der Magdalenen-Legende werden ein umfangreiches Altarwerk und zahlreiche Porträts zugeschrieben. Etwa 50 Bilder sollen sich ihm in Stilanalogie zuschreiben lassen. Man kann jedoch vermuten, dass zahlreiche davon aus einer vom Meister gefűhrten Werkstatt oder doch nur aus dem Umkreis des Meisters stammen.
Unter Akzeptanz des Werkkatalogs des Meisters könnte sein Werk als eines der Beispiele fűr flämische Maler gesehen werden, die sich langsam von der traditionellen, oft formelhaften und auf religiöse Auftragswerke ausgerichteten Arbeitsweise lösten und die sich auch unter dem Einfluss der italienischen Renaissance einer naturnahen realistischen Malerei zuwandten. Dies ist besonders in den schon in frühen Werken erkennbaren realistischen und kunstvollen Darstellungen der Gesichter der vom Meister gemalten Figuren erkennbar und dann in den kunstvollen, oft allegorischen Porträts weltlicher Würdenträger.
Es wurde vorgeschlagen, dass der Meister der Magdalenen-Legende identisch sein könnte mit Pieter van Coninxloo.[5] Dieser ist nachweisbar von etwa 1460 bis um 1513 und war 1479 in Brűssel aktiv, sein Name ist in den Archiven der Margarete von Österreich als Porträtmaler genannt. Auch eine Gleichsetzung mit dem Meister der Fürstenbildnisse wurde vermutet, diesem Meister werden verschiedene Porträts hochgestellter Personen zugeschrieben, jedoch hat sich auch diese Zuordnungen nicht durchgesetzt.[6]
Aquilin Janssens de Bisthoven (Hrsg.): Primitifs flamands anonymes: maîtres aux noms d’emprunt des Pays-Bas meridionaux du XVe et du debut du XVIe siècle. (Ausstellungskatalog). Brügge 1969, S. 130; 264.
Master Of The Magdalen Legend. In: A checklist of painters c1200–1976 represented in the Witt Library, Courtauld Institute of Art, London. London 1978, S. ?.
Lorne Campbell: The Fifteenth Century Netherlandish Schools. London 1998, S. ?.
Ernst Günther Grimme: Erfüllte Wünsche – Museumsankäufe aus drei Jahrzehnten, Aachen 2003, S. ?.
↑Master of the Legend of St Mary Magdalene. In: The Concise Grove Dictionary of Art (On-Line Ausgabe, aufgerufen August 2014, englisch); Lost Art-ID 020666. In: Koordinierungsstelle Magdeburg: Lost Art (Datenbank), aufgerufen September 2014.
↑Jeanne Maquet-Tombu: Un triptique du Maïtre de la Légende de Marie-Madeleine. In: Gazette des Beaux-Arts. 5/15 (1927), S. 5–16; Diane Apostolos-Cappadona: From Apostola Apostolorum to Provençal Evangelist: On the Evolution of a Medieval Motif for Mary. In: Peter Loewen, Robin Waugh (Hrsg.): Mary Magdalene in Medieval Culture: Conflicted Roles. New York 2014 S. 163–180.
↑Friedrich Winkler: Die Altniederlandische Malerei: Malerei in Belgien und Holland von 1400 bis zum 1600. Berlin 1924, S. ?.
↑Max J. Friedländer: Die altniederländische Malerei, Band 14. Pieter Bruegel und Nachträge zu den früheren Bänden. Leiden 1937, S. 150.
↑Master of the Legend of St Mary Magdalene. In: The Concise Grove Dictionary of Art (On-Line Ausgabe, aufgerufen August 2014, englisch).
↑Lost Art-ID 020666. In: Koordinierungsstelle Magdeburg: Lost Art (Datenbank), aufgerufen September 2014.