Im Jahre 822 wurde Mellrichstadt erstmals als Madalrichistreuua urkundlich erwähnt.[5] Weitere frühe Erwähnungen gab es unter den Namen Madalichesstrouue (845) und Madalrichesstat (889).
Der karolingische Königshof Madalrichesstat war Mittelpunkt des fränkischen Westergaues.
Im Jahre 1078 fand in der Umgebung des Ortes die Schlacht bei Mellrichstadt zwischen den Anhängern König Heinrich IV. und des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden statt.
Bereits im 13. Jahrhundert war Mellrichstadt Besitz des Hochstiftes Würzburg und blieb es – obschon mehrmals verpfändet und wieder eingelöst – durch die Jahrhunderte.[6] Nach dem Erlöschen der burggräflichen Linie der Grafen von Henneberg um 1219 versuchte der Bischof von Würzburg, die mit dem Burggrafenamt verbundenen Lehen des Hochstifts einzuziehen. Es kam zu einer erbitterten Auseinandersetzung, die mit dem Verzicht des Grafen Poppo von Henneberg auf Mellrichstadt und Meiningen endete.[7]
Mindestens seit dem 19. Jahrhundert waren jüdische Familien in der Stadt ansässig. 1869 wurde der Jüdische Friedhof des Ortes angelegt. Die an der Hauptstraße 60 errichtete Synagoge wurde am 30. September 1938, noch vor dem Novemberpogrom 1938, von einer Gruppe Sudetendeutscher schwer beschädigt und anschließend abgerissen. An dem an gleicher Stelle errichteten Geschäftshaus erinnert seit 1988 eine mit schwarzer Schrift auf schwarzem Hintergrund ausgeführte Gedenktafel[9], die an der von der Hauptverkehrsstraße kaum sichtbaren Seite des Gebäudes angebracht ist, an dieses Geschehen.
Im Kalten Krieg lag Mellrichstadt unmittelbar am Eisernen Vorhang. 1962 wurde die Hainberg-Kaserne der Bundeswehr fertiggestellt. Bis zur Aufgabe am 30. September 2006 waren dort das Panzergrenadierbataillon 352 mit zirka 1000 Soldaten und weitere Einheiten stationiert.
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. April 1971 die Roßrieth eingegliedert. Am 1. Januar 1972 kam Frickenhausen hinzu.[10] Bahra folgte am 1. April 1973. Die Reihe der Eingemeindungen wurde mit der Eingliederung von Eußenhausen am 1. Januar 1978 sowie von Mühlfeld und Sondheim am 1. Mai 1978 abgeschlossen.[11]
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 5901 auf 5525 um 376 Einwohner bzw. um 6,4 %. 1996 hatte die Stadt 6419 Einwohner.
Quelle: BayLfStat
Vom 1. September 2006 an war Eberhard Streit Bürgermeister. Streit wurde über eine unabhängige Liste, unterstützt von Freien Wählern und SPD, zum Stadtoberhaupt gewählt. Im Juni 2012 wurde er mit 98,2 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.[15] Bei der Bürgermeisterwahl im März 2020 trat Streit nicht mehr an. In dieser konnte sich der Kandidat der Freien-Wählergemeinschaft, Michael Kraus, mit 53,6 % der Stimmen gegen Mitbewerber von CSU und SPD durchsetzen.[16]
Bürgermeister seit 1873
Nikolaus Morelli (Januar 1873 – Dezember 1878)
Kaspar Mohr (Dezember 1878 – Dezember 1881)
Kaspar Schnarz (Dezember 1881 – Oktober 1905)
Traueranzeige von Kaspar Schnarz
Thaddäus Sterzinger (Januar 1906 – April 1917)
Heinrich Kraus (April 1917 – Juni 1919)
Ludwig Heuring (Juni 1919 – Juli 1927)
Johann Wiedler (Juli 1927 – April 1933)
Hermann Recknagel (April 1933 – September 1935)
Heinrich Karl (September 1935 – Dezember 1935)
Alfons Halbig (19. Dezember 1935[17] – 25. Mai 1945)
Blasonierung: „In Rot über einer silbernen Zinnenmauer die Choransicht einer silbernen Kirche mit zwei Türmen und Apsis, alle mit blauen Dächern und goldenen Kreuzen.“[22]
Es gab 2013 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 12, im produzierenden Gewerbe 20818 und im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe 475 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 761 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1976. Im verarbeitenden Gewerbe gab es neun Betriebe, im Bauhauptgewerbe vier Betriebe. Im Jahr 2010 bestanden zudem 94 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 4106 Hektar, davon waren 3600 Hektar Ackerfläche und 500 Hektar Dauergrünfläche. Bekanntheit unter den Unternehmen aus Mellrichstadt genießen der Druckluftwaffenhersteller Weihrauch & Weihrauch sowie der Kugellager- und Getriebeteileproduzent Reich GmbH.
Die Stadt ist mit der Station Mellrichstadt Bahnhof an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Züge verkehren stündlich zwischen 5:00 und 23:00 Uhr in Richtung Würzburg und Erfurt. An der Streutalbahn, welche seit 1976 ohne regelmäßigen Personenverkehr ist, lag außerdem der Haltepunkt Mellrichstadt Stadt. Unter dem Namen Rhön-Zügle fahren saisonal Museumszüge, ohne hier zu halten.
Neben diversen Regionalbuslinien der Omnibusverkehr Franken (OVF) (DB Frankenbus) wird auch eine Stadtlinie an Werktagen im 60/90-Minuten-Takt angeboten. Betrieben wird diese im Rahmen einer Kooperation OVF/Omnibusservice Mellrichstadt.
Historischer Weihnachtsmarkt (am Wochenende zum dritten Advent)
Stadtfest (im Sommer)
Kulturimpulse (AM und VHS)
Bikeweekend am ersten Aprilwochenende (Start der Motorradsaison)
Hocke'se oder Stehn'se, gemütliches abendliches Beisammensein bei z. B. Bratwurst und Bier, an unterschiedlichsten Orten in Mellrichstadt, um die aktuellen Baustellen und Umbaumaßnahmen unter die Lupe nehmen zu können bzw. um die Gemeinschaft zu fördern (meist einmal im Monat).
24-Stunden-Schwimmen (alle zwei Jahre)
Faschingsumzug durch Mellrichstadt (am Sonntag vor dem Rosenmontag)
Mellrichstadt und das umliegende Streutal bieten eine Vielzahl an Wander- und Radwegen, darunter befindet sich der Main-Werra-Radweg. Unweit der Innenstadt befindet sich die Naherholungsanlage Kirschgarten mit weiten Rasenflächen und einem Kneipp-Becken. Das städtische- und Wellenfreibad ist ganzjährig geöffnet, eine weitere Bademöglichkeit besteht am Frickenhäuser See. Weitere Sport- und Freizeitstätten sind vorhanden. Mellrichstadt bietet des Weiteren Vereine wie den Turn- und Sportverein (TSV) Mellrichstadt mit zirka zehn Sparten, einen Tennisclub mit vier Freiplätzen und zwei Hallenplätzen, Tischtennis-, Badminton-, Ju-Jutsu- und Schützenvereine, Obst- und Gartenbauverein, Kapellen, Chöre und Gesangsvereine, einen Kleintierzüchterverein, einen Angelclub, Wasserwacht, Freiwillige Feuerwehren, Pfadfinder usw. Am Bischofsberg befindet sich das Segelfluggelände Bischofsberg, das von der Flugsportvereinigung Mellrichstadt e. V. betrieben wird.
Im Jahr 2006 führte die Strecke der Deutschland Tour durch den Ortskern der Stadt.
Im Jahr 2015 war Mellrichstadt der Zielort der 26. BR-Radltour. Beim Abschlussfest auf der Streuwiese trat unter anderem die Spider Murphy Gang auf.
Die Mittelschule in Mellrichstadt trägt seit Juni 2017 als erste Schule Deutschlands offiziell den Namen Udo-Lindenberg-Schule: Udo Lindenberg stehe seit Jahrzehnten für Werte wie Toleranz, Respekt, Frieden und eine bunte Gesellschaft – Werte, die den Schülern vermittelt werden sollen.[35][36]
Mellrichstadt einst und jetzt. Ein Erinnerungsbuch anläßlich der 750-Jahrfeier der Stadterhebung 1232/1233. (Hrsg.: Stadt Mellrichstadt, Bearb.: Walter Graumann, Josef Kuhn), Richard Mack KG Verlag, Mellrichstadt 1983.
Max Schweser: Der Bürgerturm erzählt. Richard Mack KG Verlag, Mellrichstadt 1974.
Walter Sage: Untersuchungen in der kgl. Martins- und späteren Kilianspfarrkirche zu Mellrichstadt in Unterfranken, München 1969.
Anton Hippeli: Mellrichstadt Liebeserklärung an eine Stadt, Mellrichstadt 1985.
Helmut Schlereth: Die Inschriften und Steinmetzzeichen der Stadt Mellrichstadt – eine Chronik nicht nur in Stein gehauen. Mellrichstadt 2019.
Ruthard Stäblein: Erinnerungen an die Rhön. Zeitreise in die Heimatkunde. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. März 2021, Seiten R1 und R5 (faz.net).
↑Heinrich Wagner: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken, Heft 29: Mellrichstadt. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1992, ISBN 3-7696-9946-7, S.25.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 165.
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.520.
↑Walter Graumann, Josef Kuhn (Schriftleitung): Mellrichstadt Stadtrechte 1232/33. Hrsg.: Stadt Mellrichstadt. Richard Mack KG Verlag Buch- und Offsetdruck, Mellrichstadt 1983, S.169.
↑Heimatmuseum Mellrichstadt. In: Rhoen.info (Rhönlexikon). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. März 2014; abgerufen am 14. Februar 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rhoen.info
↑Kreisgalerie Mellrichstadt. In: Rhoen.info (Rhönlexikon). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2016; abgerufen am 14. Februar 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rhoen.info