Mendrisio ist eine politische Gemeinde und Hauptort (Stadt) sowohl des Kreises Mendrisio wie auch des Bezirks Mendrisio im KantonTessin in der Schweiz. Der deutsche beziehungsweise lombardische Name Mendris wird nicht mehr verwendet. Die Bewohner werden Mendriser oder Mendrisier genannt.
Mendrisio liegt am Laveggio etwa 18 Kilometer südlich von Lugano und etwa fünf Kilometer von der Grenze zu Italien entfernt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich hinauf bis zum Gebiet «Bellavista» auf dem Monte Generoso.
Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 11,6 °C, wobei im Januar mit 1,6 °C die kältesten und im Juli mit 21,7 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 97 Frosttage und ein bis zwei Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 83, während im Durchschnitt 18,2 Hitzetage zu verzeichnen sind. Die Messstation von MeteoSchweiz befindet sich in der Gemeinde Stabio, auf einer Höhe von 351 m ü. M., ca. 5 km südwestlich des Ortszentrums (Luftlinie).
Dass Mendrisio zur Zeit der Kelten und Römer besiedelt war, wird durch eine Denktafel für Publius Valerius Dromone im alten Glockenturm bestätigt. Erstmals wird Mendrisio 793 als Mendrici erwähnt, vermutlich ein Genitiv von Mendricus oder Manricus, der Name eines Anführers eines langobardischen Stammes.
Im Mittelalter gehörte Mendrisio mit seinen drei Burgen zum Einflussbereich der Stadt Como. 1335 wurde Mendrisio zusammen mit Como Teil des Staates von Mailand.[6]
1433 übergab der Herzog von Mailand Filippo Maria Visconti das Dorf Mendrisio der Familie Sanseverino, die 1485 den Ort verliess. Mendrisio kam unter die direkte Kontrolle des Herzogs von Mailand.
1499 wurde das Mendrisiotto von den Franzosen besetzt, nach 1517 durch die Eidgenossen erobert.
Mendrisio fusionierte am 4. April 2004 mit der früheren Gemeinde Salorino. Am 5. April 2009 wurde die Fusion der Gemeinden Arzo, Capolago, Genestrerio, Mendrisio, Rancate und Tremona zur neuen Gemeinde Mendrisio rechtskräftig. Am 13. April 2013 wurden Meride, Ligornetto und Besazio eingemeindet.
Die Legislative der Stadt Mendrisio ist der Consiglio comunale (Gemeindeparlament), bestehend aus 60 Mitgliedern. Die rechts stehende Grafik zeigt die Zusammensetzung nach den Wahlen vom 14. April 2024.[9]
Die Exekutive wird gebildet durch den siebenköpfigen Municipio (Gemeinderat). Nach den Wahlen von 2024 setzt er sich wie folgt zusammen: 2 Il Centro–Verdi Liberali (Die Mitte–GLP), 2 Partito Liberale Radicale e GLR (FDP), 1 Verdi e Sinistra (Grüne–SP), 1 Lega, 1 UDC (SVP).[9] Ihm steht der Sindaco (Stadtpräsident) Samuele Cavadini (FDP) vor.
Anlässlich der Nationalratswahlen 2023 betrugen die Stimmenanteile der Parteien in Mendrisio: Die Mitte 20,9 %, FDP 20,1 %, SVP 15,9 %, Lega 12,2 %, SP 11,5 %, Grüne 10,1 %, GLP 1,6 %.[10]
Mendrisio liegt an der Bahnlinie Lugano – Como und ist Ausgangspunkt der Bahnstrecke Mendrisio–Varese, die 2018 in Betrieb genommen wurde.[11]
In der ersten Hälfte der 1990er-Jahre litt das Tessin und insbesondere das Mendrisiotto unter der weltweiten Wirtschaftskrise. In dieser Situation war der Grossversuch «VEL-1 Mendrisio» eine willkommene Konjunkturspritze. Zwischen 1994 und 2001 wurden 400 Elektrofahrzeuge an private Kunden verkauft und 80 Ladestationen aufgebaut. Deren Einsatz wurde über mehrere Jahre begleitet und erforscht.[12]
Der Einsatz von Elektrofahrzeugen wurde mit dem Grossversuch in Mendrisio nachgewiesen. Im Kanton Tessin folgte 2001–2004 das Projekt VEL2. Dieses zielte ebenfalls auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung für energieeffiziente Fahrzeuge ab. Damit wird eine Senkung des Energieverbrauchs respektive eine Reduktion der CO2-Emissionen angestrebt. Das Folgeprojekt zum Grossversuch sollte die Brücke schlagen zu VEL3 (2005–2013), das einen selbsttragenden, neutralen Bonus-Malus vorsieht. Durch den Grossversuch schuf sich Mendrisio einen internationalen Namen als Kompetenzzentrum für Elektrofahrzeuge.
Siehe dazu Elektromobilität in der Schweiz.
Die Università della Svizzera italiana (USI) wurde 1996 als erste staatliche Universität im Kanton Tessin gegründet. Sie hat ihren Sitz in Lugano beziehungsweise in Mendrisio. Unterrichtssprachen sind Italienisch und Englisch.[13]
In der Karwoche finden am Gründonnerstag und am Karfreitag die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio statt.[15] Das Alter dieser Tradition ist nicht bekannt, die Umzüge mit rund 270 Darstellern finden aber seit mindestens dem Siebzehnten Jahrhundert statt. Bis in die Fünfzigerjahre wurden dabei Frauenfiguren von Männern gespielt. An den Abenden der Umzüge werden die zahllosen über die ganze Route verteilten Laternenbilder beleuchtet. Diese Laternen gehen zurück bis ins Jahr 1798. Die Darsteller tragen ebenfalls bemalte Laternen. Im Jahr 2019 wurden die Prozessionen in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[16][17]
Ehemaliges Krankenhaus. Das neuklassizistische Gebäude wurde von Luigi Fontana geplant und 1860 eröffnet. Seit 1996 beherbergt es die Architekturakademie[24]
Fabrizio Frigerio, "Beroldingen (Familie)", "Beroldingen, Giuseppe Antonio", Beroldingen, Francesco", "Beroldingen, Sebastiano", Schweizer Lexikon, Luzern, Mengis & Ziehr Ed., 1991–1993, vol. I, p. 521.
Fabrizio Frigerio, "Mendrisio (Vogtei)", Schweizer Lexikon, Luzern, Mengis & Ziehr Ed., 1991–1993, vol. IV, p. 527.
Fabrizio Frigerio, «Torriani», Schweizer Lexikon, Luzern, Mengis & Ziehr Ed., 1991–1993, vol. VI, pp. 281–282.
Giuseppe Martinola (Hrsg.): Invito al Mendrisiotto. Lions Club del Mendrisiotto, Bellinzona 1965, S. 49–52, 56, 66; Idem: Inventario d’arte del Mendrisiotto. Band I, Edizioni dello Stato, Bellinzona 1975, S. 221–319.
Die Architektur-Akademie der Universität der italienischen Schweiz im Palazzo Turconi in Mendrisio mit der Skulptur «L’Oiseau amourex» von Niki de Saint Phalle
Casa dell’accademia, Wohnheim der Architektur-Akademie der Universität der italienischen Schweiz in Mendrisio