Methacyclin

Strukturformel
Strukturformel von Methacyclin
Allgemeines
Name Methacyclin
Andere Namen
  • (4S,4aR,5S,5aR,12aS)-4-(Di­methylamino)-3,5,10,12,12a-pentahydroxy-6-methylen-1,11-dioxo-1,4,4a,5,5a,6,11,12a-octahydro-2-tetracencarboxamid (IUPAC)
  • 6-Demethyl-6-deoxy-6-methylenoxytetracyclin
  • 6-Methyleneoxytetracyclin
Summenformel C22H22N2O8
Kurzbeschreibung

gelber bis dunkelgelber geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 213-017-5
ECHA-InfoCard 100.011.834
PubChem 5281054
ChemSpider 10468596
DrugBank DB00931
Wikidata Q2365033
Eigenschaften
Molare Masse 478,88 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Schmelzpunkt
  • 205 °C (Zersetzung)[3]
  • >225 °C (Hydrochlorid, Zersetzung)[1]
Löslichkeit

schwer löslich in Wasser[4]

  • wenig löslich in Wasser (Hydrochlorid)[1]
  • schwer löslich in Ethanol (Hydrochlorid)[1]
  • praktisch unlöslich in Diethylether und Chloroform (Hydrochlorid)[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Hydrochlorid

keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Methacyclin ist eine organisch chemische Verbindung aus der Gruppe der Tetracycline und ist ein Derivat des Oxytetracyclins.

Gewinnung und Darstellung

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Methacyclin kann aus Oxytetracyclin dargestellt werden. Dieses wird mit Schwefeltrioxid-Pyridin umgesetzt, was zu einer Oxidationsreaktion führt. Durch gleichzeitige Sulfonierung entsteht im Zwischenprodukt eine Sauerstoff-Verbrückung und eine Hydroxygruppe wird zum Sulfat verestert. Durch Reaktion mit Flusssäure wird Methacyclin gebildet. Das Gesamtergebnis der beiden Reaktionsschritte ist die Eliminierung von Wasser.[4][5]

Methacyclin liegt als Hydrochlorid als gelbes bis dunkelgelbes geruchloses Pulver vor.[1]

Methacyclin wirkt als Agonist der Ligandenbindungsdomäne des menschlichen Pregnan-X-Rezeptors (hPRX) und induziert in vitro die CYP3A4-Expression. hPXR und CYP3A4 sind an der Metabolisierung insbesondere von Xenobiotika (körperfremden Stoffen) beteiligt. Insofern besteht ein Risiko für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.[6]

Methacyclin ist ein Tetracyclin-Antibiotikum, das arzneilich als Hydrochlorid eingesetzt wird und ein breites antibakterielles Wirkungsspektrum aufweist. Die Verbindung wirkt in erster Linie durch Hemmung der Proteinbiosynthese in Bakterien: Methacyclin bindet an die ribosomale Untereinheit 30S, wodurch die Bindung von Aminoacyl-tRNA an die ribosomale Akzeptorstelle während der Elongationsphase der Translation verhindert wird. Dadurch wird die Anlagerung von Aminosäuren an die wachsende Peptidkette blockiert und die Produktion von Proteinen, die für das Wachstum und das Überleben der Bakterien unerlässlich sind, wirksam gestoppt. Im Rahmen der Forschung wurde Methacyclinhydrochlorid zur Untersuchung der bakteriellen Ribosomenfunktion und der Wirkungsmechanismen von Tetracyclin-Antibiotika eingesetzt.[7] Das Wirkungsspektrum ist vergleichbar mit dem von Tetracyclin. Die Elimination ist langsamer.[8] Die Verbindung wurde 1961 von Pfizer patentiert.[3]

Über den Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986 besteht in Kalifornien seit 1. Januar 1991 eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die Methacyclinhydrochlorid enthalten.[9]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-642-58388-9, S. 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d Datenblatt Methacyclin, Pharmaceutical Secondary Standard; Certified Reference Material bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 4. Juli 2024 (PDF).
  3. a b c Eckard Amelingmeier, Michael Berger, Uwe Bergsträßer, Henning Bockhorn, Peter Botschwina: RÖMPP Lexikon Chemie, 10. Auflage, 1996-1999. Thieme, 2014, ISBN 978-3-13-200031-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Lucelia M. da Silva, Herida R. N. Salgado: Methacycline: A Review of Analytical Methods. In: Current Pharmaceutical Analysis. Band 8, Nr. 1, S. 2–13, doi:10.2174/157341212798995494.
  5. Ruben Vardanyan, Victor Hruby: Synthesis of Essential Drugs. Elsevier, 2006, ISBN 978-0-08-046212-7 (google.de [abgerufen am 7. Juli 2024]).
  6. S.J. Shukla, S. Sakamuru, R. Huang, T.A. Moeller, P. Shinn, D. Vanleer, D.S. Auld, C.P. Austin, M. Xia M: Identification of clinically used drugs that activate pregnane X receptors. In: American Society for Pharmacology and Experimental Therapeutics (Hrsg.): Drug Metabolism and Disposition. Band 39, Nr. 1, 2011, S. 151–9, doi:10.1124/dmd.110.035105, PMID 20966043, PMC 3014269 (freier Volltext) – (englisch).
  7. Santa Cruz Biotechnology: Methacycline Hydrochloride, abgerufen am 4. Juli 2024
  8. Curt Hunnius: Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. De Gruyter, 2021, ISBN 978-3-11-242212-0, S. 1085 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Methacycline Hydrochloride. OEHHA, 1. Januar 1991, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Methacyclinhydrochlorid: CAS-Nr.: 3963-95-9, EG-Nr.: 223-568-3, ECHA-InfoCard: 100.021.427, PubChem: 54685047, ChemSpider: 10482179, Wikidata: Q27107336.