Michael Hamburger wurde als Sohn des Professors für Kinderheilkunde Richard Hamburger[1] (1884–1940) und dessen Frau Lili Hamburger, geb. Hamburg, in eine jüdische Familie geboren. Sein Bruder Paul Hamlyn (1926–2001) war Verleger, Philanthrop und Peer. Hamburger emigrierte 1933 mit seiner Familie von Berlin über Edinburgh nach London. Er besuchte die George Watson School in Edinburgh sowie die Westminster School in London und studierte ab 1941 Deutsch und Französisch am Christ Church College in Oxford. 1943 bis 1947 diente er als Infanterist bei der British Army. Er wurde in Italien und Österreich eingesetzt. Von 1948 bis 1952 lebte er als freiberuflicher Schriftsteller und beendete sein Studium. Dann lehrte er bis 1955 Deutsch am University College London, anschließend an der University of Reading bis 1984. In den 1970er Jahren hatte er verschiedene Gastprofessuren in Großbritannien und den Vereinigten Staaten inne.
Im englischen Sprachraum wurden Kritiken seiner neuen Lyrikbände oft mit der Phrase „Michael Hamburger, better known as a translator“ eingeleitet. Seine eigene Lyrik wurde im deutschen Sprachraum mehr beachtet, obwohl er diese nicht selbst in seine Muttersprache übersetzte, sondern sie vom österreichischen Übersetzer Peter Waterhouse ins Deutsche übertragen ließ.
Neben der Lyrik widmete sich Hamburger seinem Garten in Middleton und hier insbesondere der Apfelzucht, für die er in England in vielen Kreisen – neben seinem Dichterkollegen Ted Hughes – bekannter war als mit seinen Lyrikpublikationen. 1951 heirateten er und Anne Ellen File, die unter dem Künstlernamen Anne Beresford dreizehn Lyrik- und zwei Auswahlbände veröffentlichte. Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor.
Hamburger war eng mit W. G. Sebald befreundet, der in seiner Nachbarschaft (Poring) lebte, ihm in seiner englischen Wallfahrt „Die Ringe des Saturn“ (S. 208ff.) ein Denkmal setzte und den Hamburger mehrfach ins Englische übertrug.
Traumgedichte. Zweisprachige Ausgabe. Folio Verlag, Wien-Bozen 1996, ISBN 3-85256-048-9
Unteilbar. Gedichte aus sechs Jahrzehnten. Hanser, München-Wien 1997, ISBN 3-446-19114-3 (=Collected poems 1941–1994 (dt.))
Todesgedichte. Zweisprachige Ausgabe. Folio Verlag, Wien-Bozen 1998, ISBN 3-85256-092-6 (aus: Collected poems 1941–1994 und sechs jüngere Gedichte)
Das Überleben der Erde. Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Folio Verlag, Wien-Bozen 1999, ISBN 3-85256-119-1 (=Late (dt.))
In einer kalten Jahreszeit. Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Folio Verlag, Wien-Bozen 2000, ISBN 3-85256-154-X
Unterhaltung mit der Muse des Alters. Gedichte. Hanser, München-Wien 2004, ISBN 3-446-20559-4
Aus einem Tagebuch der Nicht-Ereignisse. Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Folio Verlag, Wien-Bozen 2004, ISBN 3-85256-270-8 (=From a diary of non events (dt.))
Unterhaltung mit der Muse des Alters. Gedichte. Hanser. München-Wien 2004, ISBN 3-446-20559-4
Verlorener Einsatz. Erinnerungen. Flugasche, Stuttgart 1987, ISBN 3-925286-06-3 (=A mug's game (dt.))
Pro Domo. Selbstauskünfte, Rückblicke und andere Prosa. Folio Verlag, Wien-Bozen 2007, ISBN 978-3-85256-344-2
Literaturwissenschaft und Literaturkritik
Hugo von Hofmannsthal. Zwei Studien. Sachse & Pohl, Göttingen 1964
Zwischen den Sprachen. Essays und Gedichte. S. Fischer, Frankfurt am Main 1966
Vernunft und Rebellion. Aufsätze zur Gesellschaftskritik in der deutschen Literatur. Hanser, München 1969, Taschenbuch: Ullstein, Frankfurt am Main-Berlin-Wien 1974, ISBN 3-548-03024-6 (=Reason and energy (dt.))
Die Dialektik der Modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur konkreten Poesie. List, München 1972, ISBN 3-471-61443-5 (=The truth of poetry (dt.))
Literarische Erfahrungen. Aufsätze. Luchterhand, Darmstadt & Neuwied 1981, ISBN 3-472-86524-5
Wahrheit und Poesie. Spannungen in der modernen Literatur von Baudelaire bis zur Gegenwart. Ullstein, Frankfurt am Main-Berlin-Wien 1985, ISBN 3-548-35226-X (=The truth of poetry (dt.))
Das Überleben der Lyrik. Berichte und Zeugnisse. Hanser, München [u. a.] 1993, ISBN 3-446-17522-9
Moderne deutsche Literatur in England. Ein persönlicher Erfahrungsbericht (1981). Mit einer Vorbemerkung von Till Greite. In: Sinn und Form 2/2024, S. 238–252
Herausgeberschaft
Jesse Thoor: Das Werk. Sonette, Lieder, Erzählungen. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1965
Peter Bichsel: Stories for Children. Calder & Boyars, London 1971
Paul Celan: Poems. Penguin Books, Harmondsworth 1972; erweiterte Auflage als Poems of Paul Celan. Persea, New York 1989, ISBN 0-89255-134-8, ISBN 0-89255-140-2 (Europäischer Übersetzungspreis 1990)
East German Poetry. Carcanet Press, South Hinksey 1972, ISBN 0-85635-034-6
Walter Eckel (Hrsg.) und Jakob J. Köllhofer (Hrsg.): Michael Hamburger. Dichter und Übersetzer. Land, Frankfurt am Main [u. a.] 1989, ISBN 3-8204-9981-4.
Walter Eckel: Von Berlin nach Suffolk. Zur Lyrik Michael Hamburgers. Königshausen und Neumann, Würzburg 1991, ISBN 3-88479-574-0.
Matthias Müller-Wieferig: Jenseits der Gegensätze. Die Lyrik Michael Hamburgers. Die Blaue Eule, Essen 1991, ISBN 3-89206-401-6.
Peter Waterhouse: Die Nicht-Anschauung. Versuche über die Dichtung von Michael Hamburger. Folio Verlag, Wien und Bozen 2005.
Theo Breuer: Still he is turning – Michael Hamburger. In: Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000. Edition YE, Sistig/Eifel 2005.