Michał Boni

Michał Boni, 2012

Michał Jan Boni/? (* 10. Juni 1954 in Posen) ist ein polnischer Politiker (PO). Er war von 2014 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments. Zuvor war er von 2011 bis 2013 Minister für Verwaltung und Digitalisierung.[1] Von 1991 bis 1993 hatte er dem ersten vollständig demokratisch gewählten Sejm für den Kongres Liberalno-Demokratyczny angehört.

Leben und Politik

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Michał Boni hat am Fachbereich Polonistik der Universität Warschau studiert und 1977 schloss er das Kulturwissenschaftsstudium ab.[2] Anschließend arbeitete er bis 1990 an diesem Fachbereich. 1980 schloss er sich der Solidarność an, wurde 1982 Mitarbeiter der Gewerkschaftszeitung Wola und war vom März 1983 bis September 1989 deren Chefredakteur.[3] 1986 promovierte Boni.[3]

1990 war er Unterstaatssekretär im Ministerium für Arbeit und Soziales, im Jahr darauf dessen Minister. Bei den Wahlen 1991 wurde Michał Boni von der Liste des Kongres Liberalno-Demokratyczny (Liberal-Demokratischer Kongress) in den I. Sejm der Dritten Polnischen Republik gewählt.[3] 1992 bis 1993 war er in der Regierung von Hanna Suchocka Unterstaatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium. 1994 kam er durch die Fusion der KLD, die bei der Parlamentswahl 1993 an der Sperrklausel gescheitert war, mit der Unia Demokratyczna in die Unia Wolności und war bis 2005 deren Mitglied.[3] Zeitweise war er deren Vorsitzender in der Woiwodschaft Masowien. 1994 bis 1996 war er Gemeinderat[4] der Gemeinde Zentrum Warschaus. Zugleich war er von 1994 bis 2007[3]/2008[5] Berater des Fonds Enterprise Investors. 1996 bis 1997 war er einer der Experten für die Erstellung des nationalen Entwicklungsplans 2007–2013. 1998 bis 2001 fungierte Michał Boni leitender Berater des Ministers für Arbeit und Sozialpolitik Longin Komołowski.[3] 2008 wurde er Staatssekretär in der Kanzlei des Ministerpräsidenten Donald Tusk und Leiter der Strategieberatung.[3] Am 15. Januar 2009 wurde er in den Ministerrat aufgenommen.[6] Am 18. November 2011 wurde Michał Boni zum Minister für Öffentliche Verwaltung und Digitalisierung ernannt.[7] Er übte dieses Amt bis zum 27. Dezember 2013 aus.[8] Bei der Europawahl 2014 wurde er für die Platforma Obywatelska in das Europäische Parlament gewählt.[9] 2019 verpasste er die Wiederwahl.[10]

Michał Boni ist in dritter Ehe verheiratet. In erster Ehe war er mit der Schriftstellerin Anna Nasiłowska verheiratet. Mitte der 1980er Jahre heiratete er Barbara Engelking, die spätere Gründerin und Leiterin des Zentrums zur Erforschung des Holocaust in Warschau. In dritter Ehe ist er mit Hanna Jahns verheiratet.[11]

Mitarbeit im polnischen Geheimdienst

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1992 wurde er auf der sogenannten Macierewicz-Liste als Mitarbeiter des Służba Bezpieczeństwa, des Geheimdiensts der Volksrepublik, geführt.[12] Er erklärte, dass er von Mitarbeitern des Geheimdienstes unter Druck gesetzt worden sei. Nach Aussage von Boni wurde er erpresst, indem ihm gedroht wurde, dass sein Ehebruch bekannt gemacht würde und sein dreijähriges Kind in ein Kinderheim des Geheimdienstes kommen würde. Er entschuldigte sich, dass er seine Kollegen nicht informiert hat.[12]

  1. Polen Heute: Radikaler Umbruch – große Regierungsumbildung, abgerufen am 24. Oktober 2013
  2. Website des Sejm, Posłowie I kadencji 1991–1993, abgerufen am 22. November 2011
  3. a b c d e f g Jan Olaszek: Encyklopedia Solidarności, Michał Boni, abgerufen am 17. Februar 2023
  4. Warschau war zu dieser Zeit in verschiedene Gminas gegliedert
  5. Website der Kanzlei des polnischen Ministerpräsidenten, Michał Boni (Memento vom 29. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 22. November 2011
  6. Dz.U. z 2009 r. nr. 23 poz. 130. Rozporządzenie Prezesa Rady Ministrów. 30. Januar 2009; (polnisch).
  7. Prezydent powołał rząd Donalda Tuska. In: prezydent.pl. 18. November 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Dezember 2021; abgerufen am 17. Februar 2023 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.prezydent.pl
  8. Monitor Polski, 2013, S. 1004.
  9. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 15. August 2024.
  10. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 15. August 2024.
  11. „Przyznanie się po latach“ auf naszdziennik.pl, abgerufen am 15. August 2024.
  12. a b TVN24, Boni: podpisałem deklarację o współpracy z SB, 31. Oktober 2007
  13. Mitteilung auf der Seite des Polnischen Präsidialamtes, abgerufen am 15. August 2024.
  14. „Michał Boni odznaczony orderem za zasługi“ auf www.polukr.net, abgerufen am 15. August 2024.