Micro Air Vehicle

Honeywell RQ-16

Als Micro Air Vehicle, auch Micro Aerial Vehicle (MAV), werden in der unbemannten Luftfahrt Drohnen bezeichnet, die sich durch ihre geringe Größe (10 cm oder kleiner), geringe Fluggeschwindigkeit (10 m/s) und niedrige Reynolds-Zahl (1000–100.000) auszeichnen.[1]

Anwendungsbereiche für MAVs sind vor allem die nachrichtendienstliche und militärische Aufklärung. Die MAVs tragen in der Regel eine Videokamera und sind wegen ihrer geringen Größe schwer zu entdecken.

F/A-18 Jagdbomber werfen Perdix-Drohnen für eine Übung ab.

Zivile Anwendungen von MAVs werden aufgrund von innovativen Werkstoffen wie Kohlenstofffaserverbundwerkstoffen (CFK), verfügbaren Akkus hoher Energiedichte (beispielsweise LiPo) sowie der dadurch geringeren Anschaffungskosten immer attraktiver. Zum Einsatz kommen MAVs dabei zunehmend im Bereich der zivilen Sicherheit wie im Polizeibereich und bei Feuerwehreinsätzen zu Luftqualitätsmessungen. Anwendungen ergeben sich dadurch im Bereich vermaschter Sensor-Netze.[2] Einige Universitäten, wie beispielsweise die Universität Münster, entwickeln Mikrodrohnen für geoinformatische Anwendungen.[3] In Katastrophenfällen werden Mikrodrohnen in jüngerer Zeit vermehrt verwendet. Bei einem größeren Erdrutsch in Schmalkalden (Thüringen) nutzte das Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine Mikrodrohne, um den entstandenen Krater auszumessen.[4]

Unter der Bezeichnung „Perdix“ entwickelte das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten einen Schwarm von Micro-Drohnen, die, von Flugzeugen abgeworfen, im Zielgebiet Kampf- und Aufklärungseinsätze durchführen sollen. Dabei vernetzen sich die eingesetzten Drohnen und nutzen Kollektive Intelligenz, um ihren Einsatz abzuschließen. Das System wird bislang als „semiautonom“ beschrieben, was bedeutet, dass immer noch ein Mensch einen Angriffsbefehl erteilen muss. Das System wurde 2014 erstmals erprobt. Im Oktober 2016 wurde ein Schwarm von 103 Micro-Drohnen von einem F/A-18 Jagdbomber aus speziellen Behältern für eine Übung über einem Testgebiet in den USA abgeworfen.[5]

  • C.P. Ellington: The novel aerodynamics of insect flight: applications to micro-air vehicles. In: The Journal of Experimental Biology 202. S. 3439–3448, 1999.
  • J.M. Grasmeyer, M.T. Keennon: Development of the Black Widow Micro Air Vehicle. AIAA Paper Nr. 2001/0127, 2001.
  • R. Zbikowski: On aerodynamic modeling of an insect-like flapping wing in hover for micro air vehicles. The Royal Society, January 2002.
  • M.A. Camper: An Insect’s Role in the Development of Micro Air Vehicles. Colorado State University, 2003.
  • R.C. Michelson: Novel Approaches to Miniature Flight Platforms. Proceedings of the Institute of Mechanical Engineers, Vol. 218 Part G: Journal of Aerospace Engineering. Special Issue Paper 2004, S. 363–373.
  • Stefan Winkler: Zur Sensordatenfusion für integrierte Navigationssysteme unbemannter Kleinstflugzeuge. Shaker Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-8322-6060-6 (zugl. Dissertation, TU Braunschweig 2007).
  • R.C. Michelson: Test and Evaluation for Fully Autonomous Micro Air Vehicles. The ITEA Journal, Dezember 2008, Ausgabe 29, Nummer 4, ISSN 1054-0229 International Test and Evaluation Association, S. 367–374.

Einzelnachweise

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  1. Gregg Abate et al.: Bio-Inspiration of Morphing for Micro Air Vehicles. S. 41, in: John Valasek: Morphing aerospace vehicles and structures. Wiley Chichester 2012, ISBN 978-0-470-97286-1.
  2. Archivlink (Memento vom 2. Dezember 2008 im Internet Archive)
  3. ificopter (Memento vom 19. Juni 2011 im Internet Archive) uni-muenster.de, abgerufen am 2. Oktober 2019.
  4. Archivlink (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  5. Thomas Gibbons-Neff: "Watch the Pentagon’s new hive-mind-controlled drone swarm in action" Washington Post vom 10. Januar 2017