Die Mieste umgebenden landwirtschaftlichen Flächen sind mit durchschnittlich 37 Bodenpunkten nur mäßig ertragreich. Im Osten des Dorfes fließt die Sichauer Bäke nach Süden.
Zur Ortschaft gehört neben Mieste der Ortsteil Wernitz.[4]
Zu Mieste gehören die Kolonien Breiteiche, Himmelreich, Hopfenhorst, Krügerhorst, Lenz und Werder.[5] Die Kolonie Lenz liegt östlich an der Bundesstraße 188 zwischen Mieste und Miesterhorst. Die Kolonien Breiteiche und Hopfenhorst liegen im Süden des Dorfes, Krügerhorst und Werder im Südwesten, die Kolonie Himmelreich hingegen liegt nördlich.
In der Fehdezeit 1414/15 wurden vsz dem dorfe myest Schafe und Rindvieh gestohlen, so ist es in den Schadensrechnungen des Markgrafen Friedrich I. überliefert.[6] Weitere Nennungen sind 1471 Myst, 1541 Myst, 1687 Miest.[2]
Die Dorfanlage von Mieste wechselte im Lauf der Geschichte ihr Erscheinungsbild. War sie anfangs rund, wurde sie nach einem großen Brand im Jahr 1808 geradlinig aufgebaut und erweitert.
1871 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die einstmals landwirtschaftlich ausgerichtete Infrastruktur wandelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in einen Ort mit vielen Handwerks- und Gewerbefirmen.
Im Jahre 1923 hatten Bauern aus der Umgebung in Mieste eine Kartoffelflockenfabrik errichtet, die mit einer Jahresverarbeitung von 5.000 Tonnen die über den Verbrauch erzeugte Kartoffelmenge zu Flocken verarbeitete. 1944 musste sie kriegsbedingt schließen.[7]
Vermutlich im 18. Jahrhundert entstand Miesterhorst als Kolonie von Mieste auf einem der Horste im Drömling.
Franz Mertens leitet den Namen 1420 myest, myste vom dravänischen „müöst“ oder „müst“ für „Dammstraße, Knüppeldamm, Brücke“ ab. Es interpretiert es als „Weg durch den Drömling“.[8] Der Drömling war bis zu seiner Trockenlegung im 18. und 19. Jahrhundert eine unzugängliche Sumpfniederung.
Max Ebeling schrieb 1889: „In einer Urkunde von 959 wird des Dorfes Mösde (=Mieste?)… gedacht.“[9] In einer Schenkung von Besitzungen in Buxtehude von König Otto I. am 2. Juli 959 an die Stiftskirche in Magdeburg wird Besitz in Helinge et Moside erwähnt.[10]Samuel Walther meinte 1737 das wäre ein Dorf Mösde, das seinerzeitige Miest.[11] Er meint außerdem Caspar Sagittarius habe den Ort als falsch als Mortzan gedeutet.[12]
Daher interpretieren manche die Nennung 959 Mösde als erste Erwähnung des Dorfes Mieste.[13]
Die Gemeinde wurde am 25. Juli 1952 in den neuen kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Am 15. März 1974 wurde die Gemeinde Wernitz aus dem Kreis Gardelegen in die Gemeinde Lindstedt eingemeindet. Nach Auflösung des Kreises Gardelegen kam die Gemeinde Mieste am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[14]
Für einige Jahre war Mieste Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Mieste mit 10 Gemeinden, ehe sie 2005 in die neugebildete Verwaltungsgemeinschaft Südliche Altmark aufging. Zum 1. Januar 2011 wurden die Gemeinde Mieste und die 17 weiteren der VWG Südliche Altmark aufgelöst und per Landesgesetz nach Gardelegen eingemeindet.[15][16]
Die evangelische Kirchengemeinde Mieste gehörte früher zusammen mit Miesterhorst und Sichau zur Pfarrei Mieste.[18] Im Jahre 2003 wurden die Kirchengemeinden mit Dannefeld zum Kirchspiel Mieste zusammengelegt, das heute betreut wird vom Pfarrbereich Mieste im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Mieste stammen aus dem Jahre 1634.[20]
Die katholischen Christen gehören zur 1947 errichteten Kuratie Mieste mit der Kirche St. Elisabeth.[21] Sie werden versorgt von der Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Steffen Rötz ist seit Ende September 2022 Ortsbürgermeister, nachdem Andy Neubauer sein Amt Ende August 2022 nach drei Jahren Amtszeit niederlegte.[23][24]
1990 bis 1994 war Horst Hacke Bürgermeister vom Mieste, von 1994 bis 2008 Dirk Schütze. Letzter Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde Mieste war Kai-Michael Neubüser (CDU).
Die evangelische Dorfkirche Mieste ist ein rechteckiger Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert mit einem überproportionierten Sandsteinturm von 1884 in Form der rheinischen Romanik.[26]
Die katholische St.-Elisabeth-Kirche von 1959,[21] ein Fachwerkhaus mit einem Turm,[27] ist an einem Seitenweg der Riesebergstraße gelegen.
Auf dem Friedhof steht ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiften Weltkrieges in Form von Wänden aus Natursteinen.[28]
Vor der Kirche Mieste steht ein von Hermann Hosaeus gestaltetes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Form eines Sarkophags mit aufgesetztem Nischenarkade mit einer trauernden Frau und einem Soldaten.[28][29]
Der Sprachwissenschaftler Philipp Wegener hat Sagen, Märchen, Zauber und Festtagsbräuche auch im Dorf Mieste gesammelt und 1880 veröffentlicht. Er berichtet von Hexen, Kobolden und Sprüchen.[30][31]
Die Mahr, Marte oder der Nachtalb ist ein Sagenwesen, dass in der Nacht auf Menschen lastet. Philipp Wegener überlieferte diese Sage: Ein Mann in Mieste hat Martendrücken gehabt. Da hat er einmal zufällig das Loch gefunden, durch das die Marte hineinkommt. Es war ein Bohrloch, in das der Zimmermann vergessen hatte, einen Nagel zu schlagen. Er passte nun auf, bis die Marte wiederkam. Als sie im Hause war, machte er das Loch schnell zu. So konnte sie nicht mehr fort. Es ist seine Liebste aus Amerika gewesen. Er hat sie geheiratet und mit ihr Kinder gehabt. Aber einmal, beim Mistauswerfen, ist das wieder geöffnet worden und die Frau war auf immer verschwunden. Nur jeden Sonntagmorgen hat ein weißes Hemd vor dem Bett der Kinder gelegen.[32]
Der Lehrer Lehrmann überlieferte 1908 im „Altmärkischen Sagenschatz“ diese Sage: Ein Haus im Dorf trägt den Namen „Schnipp“. Tief unten im Keller liegt ein Schatz an Gold und Silber verborgen. Den Schatz heben kann nur, wer im Keller drei volle Tage und Nächte wachend zubringt. Einige Wagemutige haben es versucht, aber jedes Mal brachten ihnen unterirdische Geister ein Buch, in welchem sie lesen sollten. Sobald sie dies taten, schliefen sie ein. Anschließend kamen die Gestalten wieder und führten sie hinweg, so dass sie nicht wieder gesehen wurden.[33]
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1473–1477, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.211 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.411, 61. Mieste (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcElke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB1047268027, S.13.
↑ abcdPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1473–1477, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.20 (destatis.de [PDF; 1,6MB; abgerufen am 24. August 2019]).
↑Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.165.
↑Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.202.
↑Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
↑Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑ abRudolf Joppen: Die Zeit von der Potsdamer Konferenz bis zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1949. In: Franz Schrader (Hrsg.): Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg in der Reihe Studien zur katholischen Bistums-und Klostergeschichte. Band31 – Teil 11. St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S.232.
↑Elke Weisbach: Sechs von vier Ratssitze in Jeseritz besetzt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen,. 29. Mai 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 25. März 2022]).
↑Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.322.
↑Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.236.
↑ abMieste, Stadt Gardelegen. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. März 2018, abgerufen am 4. Oktober 2022.
↑Lehrer Lehrmann: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S.173, Der Schatz zu Mieste.