Don Miguel de Barrios (hebr. Daniel Levi; geb. 1635 in Montilla; gest. 6. Oktober 1701 in Amsterdam) war ein spanisch-jüdischer Dichter und Historiker.
Miguel de Barrios wurde 1635 in Montilla (Provinz Córdoba) in einer portugiesisch-marranischen Familie geboren. Als einer seiner Verwandten in Córdoba durch die Inquisition umgebracht wurde, verließ die Familie um 1650 Spanien und zog vorerst nach Oran (heute Algerien). Miguel und sein Bruder scheinen dort (in Mers-el-Kébir) in der spanischen Armee gedient zu haben. Als 1667 Juden und Conversos auch aus Oran vertrieben wurden, begab er sich mit vielen anderen nach Italien.[1]
In Livorno kehrte er zum Judentum zurück, ließ sich beschneiden und nahm den Namen Daniel an. Kurz darauf heiratete er Deborah Váez.[2] Im Jahr 1660 segelte er zusammen mit seiner ersten Frau und 152 Glaubensgenossen, meist ehemalige Conversos, zu den Niederländischen Antillen, mit der Absicht, in der neuen Welt sein Glück zu finden (Pensaban probar fortunas en el Nuevo Mundo). Er ließ sich in Tobago nieder, kehrte jedoch nach dem frühen Tod seiner Frau bald nach Europa zurück.[3]
1662 heiratete er in Amsterdam Abigail da Pina, eine Ex-Conversa aus Marokko. Um die gleiche Zeit trat er in den Sold der spanischen Armee und lebte während der nächsten zwölf Jahre als katholischer Hauptmann (Capitan de Caballos) und spanischer Dichter in Brüssel. Seine Frau blieb in Amsterdam, sodass er seine Beziehung zur dortigen jüdischen Gemeinde aufrechterhielt.[4] In Brüssel publizierte er seine beiden Hauptwerke Flor de Apolo (1665) und Coro de las Musas (1672) sowie drei Dramen.
Als er 1674 den Abschied nahm, kehrte er nach Amsterdam zu seiner Frau und den zwei Kindern zurück und bekannte sich unter dem Namen Daniel Levi de Barrios wieder offen zum Judentum. Wie viele der Amsterdamer Juden wurde er ein Anhänger von Schabbtai Zvi und bereitete sich 1675 durch Fasten auf die Ankunft des vermeintlichen Messias vor. Er befasste sich weiterhin mit seinem poetischen Werk, betätigte sich aber nun vermehrt auch als Historiker. Mit seiner Historia universal judáica versuchte er einen Abriss der jüdischen Geschichte zu verfassen; in Casa de Jacob schrieb er über die erste Ansiedlung der Juden in Holland.
Mit Gelegenheitsdichtung, kleinen Lobgedichten für reichere Sefarden, konnte Barrios knapp den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdienen. Daneben erhielt er regelmäßig Almosen von der portugiesischen Gemeinde.[5] Seine Frau starb 1686 in Amsterdam, sein einziger Sohn Simon 1688 auf den Barbados. Nach 1689 wurde kaum noch etwas von Miguel de Barrios gedruckt. Er starb 1701, nach anderen Angaben 1705,[4] in Amsterdam, wo er neben seiner zweiten Frau begraben wurde.[2]
Auf dem Frontispiz der Amsterdamer Ausgabe des Imperio de Dios en la harmonia del mundo (1663) ist die Familie Barrios in allegorischer Form dargestellt. Zu sehen ist der Dichter, umgeben von seiner Frau als Bellona, seiner Tochter Rebekka als Cupido und seinem Sohn Simon als Merkur.[6]
Bekannter als dieser Stich von Christian van Hagen ist das Bildnis von Rembrandt, das ebenfalls das Ehepaar Barrios darstellen soll. Das Werk Die jüdische Braut entstand 1667. Das Bild wurde erst im 19. Jahrhundert mit diesem Titel versehen. Um 1929 stellte Jacob Zwarts die These auf, dass es sich bei dem abgebildeten Paar um Miguel und Abigail de Barrios handeln könnte.[7] Andere Interpreten sehen im Bild eine biblische Darstellung.
Wie sein Leben, kann auch sein Werk in zwei Perioden eingeteilt werden. Die Zäsur ist das Jahr 1674, als er den Dienst im katholischen Brüssel quittierte und in die jüdische Gemeinde von Amsterdam zurückkehrte.
In Brüssel war seine Schreibweise stark dem spanischen Barock verpflichtet. Sein Vorbild war der spanische Lyriker und Dramatiker Luis de Góngora. Die drei Theaterstücke, die Barrios in Brüssel zusammen mit seiner wohl bekanntesten Gedichtsammlung Flor de Apolo veröffentlichte, entsprachen dem typisch spanischen Stil seiner Zeit. Sein Werk wird denn auch häufig dem Siglo de Oro (Goldenen Zeitalter) zugerechnet.[8] Daneben nahm er auch schon in der Brüsseler Zeit jüdische/converso-Themen auf. So handelte das Stück Contra la verdad no hay fuerza von der Verbrennung dreier Märtyrer bei einem Auto-da-fé in Córdoba.
Obwohl Barrios auch in der Amsterdamer Zeit weiterhin Lobgedichte für christliche Herrscher und Adlige schrieb, wandte er sich nun vermehrt spezifisch jüdischen Themen zu. Neben einigen religiösen Gedichten verfasste er einige Geschichtswerke, die im Zusammenhang mit der sefardischen Gemeinde Amsterdams standen (Triumpho del goviemo popular, Casa de Jacob, Relación de los poetas y escritores españoles u. a.).
Eine Sonderstellung nimmt Imperio de Dios en la Harmonia del Mundo ein. Mit diesem Werk unternahm er den Versuch, den Pentateuch in einer poetischen Version darzustellen.[9]
Personendaten | |
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NAME | Barrios, Miguel de |
ALTERNATIVNAMEN | Barrios, Daniel Levi de |
KURZBESCHREIBUNG | spanisch-jüdischer Dichter und Historiker |
GEBURTSDATUM | 1635 |
GEBURTSORT | Montilla, Provinz Córdoba |
STERBEDATUM | 6. Oktober 1701 |
STERBEORT | Amsterdam |