Als Mittelstreckenraketen bezeichnet man im deutschen Sprachgebrauch militärische ballistische Raketen mit einer Reichweite zwischen 800 und 5500 km. Sie dienen überwiegend als Trägermittel für Kernwaffen und zählen zu den substrategischen Nuklearwaffen. Diese Bewertung erfolgte durch die USA und die Sowjetunion bzw. Russland, weil Mittelstreckenraketen aufgrund ihrer im Vergleich zu Interkontinentalraketen kürzeren Reichweite für beide Staaten wegen ihrer geografischen Lage eine deutlich geringere Bedrohung darstellen.
Nach international üblicher Klassifizierung fallen zwei Klassen ballistischer Raketen in diesen Bereich:
MRBMs (Medium Range Ballistic Missiles) für Mittelstreckenraketen mittlerer Reichweite von 800 bis 2399 km, früher 1000 bis 2700 km
IRBMs (Intermediate Range Ballistic Missile) für Mittelstreckenraketen größerer Reichweite von 2400 bis 5499 km, früher 2700 bis 5500 km
Zu ihnen zählten unter anderem die US-amerikanische Pershing II, die sowjetische SS-20 und die französische S2 bzw. S3. Marschflugkörper zählen bei entsprechender Reichweite ebenfalls zu den Mittelstreckenwaffen, sind jedoch im eigentlichen Sinne keine Mittelstreckenraketen, da sie nicht auf ballistischen Bahnen fliegen und von Strahltriebwerken angetrieben werden.
So besitzen die Marschflugkörper vom BGM-109 Tomahawk ähnliche Reichweiten wie Mittelstreckenraketen und eine hohe Zielgenauigkeit. Ihre Anflugszeit ist bei Unterschallgeschwindigkeit wesentlich höher als die von Mittelstreckenraketen. Sie wurden gegen Ende des Kalten Krieges für einige Jahre auch auf deutschem Territorium stationiert. Seit Anfang der 1980er-Jahre war daher in der Bundesrepublik das Begriffspaar „Pershing II und Cruise Missile“ gängig.
Der INF-Vertrag von 1987 zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion führte zur Abschaffung dieser Kategorie von Kernwaffen im Bereich der NATO und des Warschauer Pakts, wurde jedoch 2019 außer Kraft gesetzt.
Für eine Liste der internationalen Klassifizierung von ballistischen Raketen siehe: Boden-Boden-Raketen.
Start- oder Boost-Phase – etwa 2 bis 4 Minuten (bei Feststoffantrieb kürzer als bei Flüssigantrieb). Start mit steilem Abschusswinkel (weniger Luftwiderstand), nach 1 bis 2 Minuten Umlenkung in die Flugrichtung. Höhe bei Brennschluss zwischen etwa 50 und 200 km je nach Länge der Flugbahn, bei Geschwindigkeiten um 5 km/s.
Mittlere Flugphase – je nach Reichweite etwa 5 bis 15 Minuten. Annähernd suborbitaler Flug in einer fast elliptischen Umlaufbahn, deren Apogäum bis zu einigen 100 km Höhe hat. In dieser Phase oder am Beginn des Wiedereintritts in die dichtere Atmosphäre können manche Raketen mehrere unabhängige Gefechtsköpfe und Täuschkörper ausstoßen.
Wiedereintrittsphase – knapp 2 Minuten Dauer, beginnend in etwa 100 km Höhe. Einschlag mit Geschwindigkeit zwischen 1 und 3 km/s (bis 10.000 km/h).