Das Museum für Moderne Kunst (eigene Bezeichnung und Schreibweise: MUSEUM ᴹᴹᴷ FÜR MODERNE KUNST) in Frankfurt am Main wurde 1981 gegründet. Der Marburger Kunst- und Architekturtheoretiker Heinrich Klotz und der Theater- und Kunstkritiker Peter Iden gelten als die Initiatoren. Das Museumsgebäude wurde von dem Wiener Architekten Hans Hollein entworfen und 1991 eröffnet und wird seit 2018 von Susanne Pfeffer als Direktorin geleitet. Mit dem MUSEUMᴹᴹᴷ, dem TOWERᴹᴹᴷ und dem ZOLLAMTᴹᴹᴷ verfügt das Museum für Moderne Kunst über insgesamt drei Standorte.
Nach der Gründung des Museums für Moderne Kunst im Jahr 1981 fiel die Entscheidung im Jahr 1982 auf ein Grundstück im Stadtzentrum, welches ursprünglich für den Ausbau der städtischen Ämter vorgesehen war.[1] Der Haupteingang des Museums befindet sich an der Ecke Domstraße Braubachstraße und schafft so eine Anbindung zur historischen Altstadt. Im Jahre 1983 folgte ein offener Realisierungswettbewerb; am 17. Mai 1983[2] gewann der Wiener Architekt Hans Hollein mit seinem Entwurf und wurde mit der Realisierung beauftragt.[3] Baubeginn war 1987, das Richtfest wurde 1988 gefeiert.[4]Peter Iden erarbeitete das Raumprogramm des Museums. Am Entwurf Holleins wurden kaum Änderungen vorgenommen.[5] Einzig die vor der Eröffnung erworbene Installation Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch von Joseph Beuys[6] wurde in den Entwürfen Holleins berücksichtigt und hat zu einem eigens auf dieses Werk zugeschnittenen, sich über zwei Geschosse erstreckenden Raum geführt.[7]
Hans Holleins Entwurf des Museum für Moderne Kunst beruht auf dem Ansatz, dass es in einem Museum keinen neutralen Raum geben könne, „sondern nur charakteristische Räume unterschiedlicher Größenordnung (und ihre Erschließung), mit denen das Kunstwerk eine Dialektik eingeht – in gegenseitiger Potenzierung“.[8]
Das dreigeschossige Gebäude ist in seiner Höhe der Umgebung angepasst und zeichnet sich durch die „Dreiecksform“ und Fassadengestaltung aus. Es wird im Volksmund auch als „Tortenstück“ bezeichnet[9] und wurde in diesem Motiv von Claes Oldenburg gestaltet.[10] Das Gebäude beherbergt drei Hauptebenen für Ausstellungen und einen Verwaltungsbereich im Zwischengeschoss, welcher über dem Eingangsbereich und der Cafeteria liegt. In diesem Bereich befinden sich auch die Bibliothek und das Archiv des MMK. Die gesamte Fläche des Museums ist unterkellert. Dort befinden sich Werkstätten, Depots und ein Vortragssaal.[11]
Im Zweiten Weltkrieg wurde bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main ein Großteil der Frankfurter Altstadt zerstört. Dieser Umstand führte zu einem kulturellen Defizit im Stadtbild. Durch Neubauprojekte begann Frankfurt in den 1970er Jahren den Kulturbereich der Stadt zu reformieren. Im Rahmen dieses Bauprogramms erwarb die Stadt Frankfurt Villen und Parkanlagen, um den Wiederaufbau des historischen Stadtzentrums sowie die Erweiterung des sogenannten Museumsufers einzuleiten, welches das südliche Mainufer bezeichnet. Die Entstehungsgeschichte des MMK war von Anfang an sehr eng in das Museumsufer-Konzept eingebunden.[12]
Ursprünglich war die gemeinsame Unterbringung eines Museums für Architektur und eines Museums für zeitgenössische Kunst in einem Gebäude vorgesehen. Der Magistrat der Stadt Frankfurt nahm diesen Vorschlag auf und beschloss am 10. Mai 1979 die Errichtung dieser zwei Institutionen in einem Gebäude. Das Museum sollte architektonisch in zwei Bereiche aufgeteilt und unter einer gemeinsamen Leitung geführt werden. Der Vorschlag und die Durchführung wurden jedoch aufgrund der begrenzten räumlichen Möglichkeiten wieder verworfen. Ausschlaggebend war unter anderem auch die von den städtischen Körperschaften beschlossenen Kunstankäufe aus der ehemaligen Sammlung Ströher.[13]
Die Idee, in Frankfurt ein Museum für die Moderne einzurichten, ging von Peter Iden aus, einem einflussreichen Theater- und Kunstkritiker bei der Frankfurter Rundschau und Gründungsdirektor des Museums bis 1978–1987[14]. In dem damaligen Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) und dem Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann (SPD) fand Iden politische Fürsprecher für sein Projekt. 1989 wechselte der Schweizer Kunsthistoriker und KuratorJean-Christophe Ammann von der Kunsthalle Basel nach Frankfurt am Main und eröffnete dort als Direktor am 6. Juni 1991 das neue Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt am Main.[15] Mit einem neuen Ausstellungsmodell, dem Szenenwechsel, der mithilfe privater Sponsoren insgesamt 20 Mal stattfand (Szenenwechsel I, 1992 bis Szenenwechsel XX, 2001-2), gewann das neue Museum internationales Renommee. Bei den Szenenwechsel Ausstellungen wurde der Bestand des Museums halbjährlich umgeordnet und dabei mit Neuzugängen, Leihgaben und Sonderausstellungen angereichert.[16]
Dem MMK steht seit 19. Oktober 2014 ein weiterer externer Ausstellungsraum im 2. Stock des Taunusturm an der Gallusanlage zur Verfügung. Die Kosten für die etwa 2000 m² große Museumsfläche sowie die Betriebskosten für 15 Jahre werden privat finanziert. Dort werden zweimal pro Jahr wechselnde Ausstellungen aus den Beständen des Museums stattfinden.[24][25]
Das ZOLLAMTᴹᴹᴷ ist ein externer Ausstellungsraum des MMK im ehemaligen Hauptzollamt der Stadt Frankfurt am Main und befindet sich direkt diagonal gegenüber dem Haupteingang des MMK 1. Hier werden seit 2007, nach einer grundlegenden Sanierung des Gebäudes, regelmäßig jüngere oder „unbekanntere“ künstlerische Positionen präsentiert.
Das Ausstellungsprogramm wird wesentlich von der Jürgen Ponto-Stiftung unterstützt. Die Stipendiaten der Jürgen Ponto-Stiftung, die jährlich zwei Arbeitsstipendien an junge Künstler vergibt, erhalten in Kooperation mit dem MMK die Möglichkeit, im ZOLLAMTᴹᴹᴷ ihr Werk einem breiten Publikum im Rahmen einer Ausstellung vorzustellen.
Patrick Conley: Jean-Christophe Ammann. Fragen an den Direktor des Museums für Moderne Kunst. In: ART Position, Jg. 1, Heft 3 (September 1989), S. 7 bis 9 (Online-Version)
Theresia Kiefer: Architektur und Konzeption eines zeitgenössischen Museums am Beispiels des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main. 1995.
Andreas Bee: Zusammengedrängt zwischen zwei Buchdeckeln. In: Zehn Jahre Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. Köln 2003, ISBN 978-3-8321-5629-9.
Hans Hollein: Ausstellen, Aufstellen, Abstellen Überlegungen zur Aufgabe des Museums für Moderne Kunst., in: Roland Burgard, Museum für Moderne Kunst, Schriftreihe des Hochbauamtes zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main. Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1991.
Rolf Lauter (Hrsg.): Das Museum für Moderne Kunst und die Sammlung Ströher. Zur Geschichte einer Privatsammlung. Museum für Moderne Kunst, 5. Dezember 1994 bis 8. Januar 1995, Frankfurt am Main, 1994, ISBN 3-7973-0585-0.
Heinrich Klotz: Das neue Frankfurt. In: Jahrbuch für Architektur, 1984.
Lorena Pethig: Museum für moderne Kunst, S. 178–185, in: Architekturführer FRANKFURT 1980–1989, Junius Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96060-525-6, Hrsg.: Wilhelm E. Opatz und Freunde Frankfurts e. V.
↑Theresia Kiefer: Architektur und Konzeption eines zeitgenössischen Museums am Beispiels des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main. 1995. S. 6.
↑Peter Iden, Rolf Lauter: Hans Hollein, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main: Publikation zum Richtfest am 13. Juli 1988 / Museum of Modern Art, Frankfurt am Main. Notes on the occasion of the roofing ceremony on July 13th 1988, Frankfurt am Main 1988, OCLC 815880967 [1]
↑Roland Burgard, Hochbauamt Dezernat Bau Frankfurt am Main (Hrsg.): Museum für Moderne Kunst, (Schriftreihe des Hochbauamtes zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main), Frankfurt am Main. 1991 S. 86.
↑Andreas Bee: Zusammengedrängt zwischen zwei Buchdeckeln. In: Zehn Jahre Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. Köln 2003 S. 8. ISBN 3-8321-5629-1
↑Hans Hollein: Ausstellen, Aufstellen, Abstellen. Überlegungen zur Aufgabe des Museums für Moderne Kunst. in: Roland Burgard, Hochbauamt Dezernat Bau Frankfurt am Main (Hrsg.): Museum für Moderne Kunst, (Schriftenreihe des Hochbauamtes zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main), Frankfurt am Main. 1991, S. 16. OCLC 807394881
↑Theresia Kiefer: Architektur und Konzeption eines zeitgenössischen Museums am Beispiels des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main. 1995. S. 24.
↑Theresia Kiefer: Architektur und Konzeption eines zeitgenössischen Museums am Beispiels des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main. 1995. S. 13.
↑Heinrich Klotz: Das neue Frankfurt. In: Jahrbuch für Architektur, 1984, S. 4.
↑Theresia Kiefer: Architektur und Konzeption eines zeitgenössischen Museums am Beispiels des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main. 1995, S. 5.
↑Rolf Lauter (Hrsg.): Für Jean-Christophe Ammann, Festschrift zum 60. Geburtstag, Societätsverlag, Frankfurt am Main, 2001, ISBN 978-3-7973-0789-7
↑Andreas Bee: Zehn Jahre Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. DuMont, Köln 2003, ISBN 978-3-8321-5629-9.
↑Ein Gespräch mit Susanne Gaensheimer: Sie haben andere Pläne als wir. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. Juni 2008, ISSN0174-4909 (Online [abgerufen am 8. März 2017]).
↑Die erste Präsentation mit einigen Neuerwerbungen fand 1981 in der Alten Oper Frankfurt statt. Siehe: Manfred de La Motte, Walter E. Baumann (Hrsg.): Phoenix. Alte Oper, Frankfurt. Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-9800579-0-9.
↑Rolf Lauter (Hrsg.): Das Museum für Moderne Kunst und die Sammlung Ströher. Zur Geschichte einer Privatsammlung, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 1994, ISBN 978-3-7973-0585-5
↑Peter Iden, Rolf Lauter, Dalla Pop Art Americana alla nuova figurazione: Opere del Museo d'arte moderna di Francoforte, Padiglione d‘Arte Contemporanea, Milano 1987, ISBN 978-88-202-0763-2
↑Kunst in die Türme. In: FAZ vom 25. September 2013, S. 27.