Als männliche Prostitution bezeichnet man die Ausübung sexueller Handlungen durch einen Mann gegen Entgelt.
Grundsätzlich kann man folgende Arten der Prostitution unterscheiden:
Bei männlichen Prostituierten existieren erhebliche Unterschiede in sozialem Status und Hintergrund, u. a.:
Für männliche Prostituierte haben sich verschiedene Begriffe etabliert, die nicht ganz trennscharf folgende Bedeutungen haben:
Die Bezeichnung Callboy (eng. call, „anrufen“, und boy, „Junge“) für männliche Prostituierte entstand aufgrund deren Beauftragung über Telefon und – später – Internet. Vorwiegend mobil, lassen sie sich in Hotels oder Privatwohnungen „rufen“, bieten ihre Dienste aber auch in eigenen Räumen oder in „Houses of Boys“ an. Die Altersspanne von Callboys bewegt sich etwa von 18 bis 40 Jahren; ein attraktives, schlankes und/oder muskulöses Erscheinungsbild ist meist Voraussetzung. Darüber hinaus bieten auch ältere oder dickere Männer Dienste für speziell interessierte Klientel an.
Die meisten Callboys bieten ihre Dienste homosexuellen Männern an, etwa über Internet-Kontaktportale wie Romeo und Gaydar oder Apps wie Grindr, oder dezidierte Portale wie Rentmen. Die wenigsten sind ausschließlich auf Frauen spezialisiert. Dies liegt daran, dass es kaum Frauen gibt, die einen Callboy rufen. Mehr Frauen interessieren sich für Callgirls oder suchen zusammen mit ihrem Partner Kontakt zu einer weiblichen Prostituierten.[1] Nach einer Untersuchung der Neuen Zürcher Zeitung ist der Beruf des Callboys keine „Vollzeitstelle“.[2] Die wenigen Männer, die Anzeigen für Frauen schalten, suchen meist nach einem Nebenverdienst.
Ein Stricher (abgeleitet vom Strich, dem Ort der Anbahnung der Prostitution), veraltet auch Buhlknabe, Lustknabe oder Puppenjunge genannt,[3] ist ein jugendlicher oder erwachsener männlicher Prostituierter, der seine Dienste persönlich auf der Straße, in Bars oder an anderen öffentlich zugänglichen Orten anbietet und dort Kontakt zu potentiellen Kunden sucht. Der Prostituierte geht auf das Angebot ein, gegen eine materielle oder immaterielle Gegenleistung erotische und/oder sexuelle Handlungen an sich selbst oder an Männern vorzunehmen oder vornehmen zu lassen, oder bietet solche Dienstleistungen von sich aus an.[4] Zu Vornahme der sexuellen Handlungen wird ein Ort in der Nähe aufgesucht, z. B. ein Cruising-Bereich, eine Toilette, die Unterkunft des Strichers oder das Hotelzimmer des Kunden.
Stricher sind oft jung bis sehr jung, die Altersspanne reicht in der Regel von 14 bis 25 Jahren. Das Verhalten des Strichers ist häufiger durch bestimmte nachteilige, oft mit Geldnot einhergehende Lebensumstände (Obdach- oder Wohnungslosigkeit, mangelhafte ärztliche Versorgung, Verschuldung, Drogenmissbrauch oder andere Suchterkrankungen, z. B. Spielsucht) bzw. Komplementärprobleme wie Migration oder sozialer Isolation nach Coming-out (mit) bedingt. Selbstverständlich kann ihre Tätigkeit auch zusätzliche psychische Probleme mit sich bringen oder die vorhandenen Probleme verschärfen.
Der Straßen- und Bahnhofsstrich hat gegenüber den Orten, an denen Callboys arbeiten, für den Stricher auch einige Vorteile: Er ist weder an Öffnungszeiten gebunden, noch muss er einen Teil seines erlösten Geldes abführen, wie das im House of Boys der Fall ist. Er braucht auch keine eigene Wohnung und keinen Telefonanschluss, wie das für selbstständige Callboys der Fall ist. Außerdem kann er Freier unter Umständen leichter ablehnen als Callboys. Als nachteilig ist das wenig einladende Milieu zu betrachten, in dem der Stricher seiner Tätigkeit nachgeht oder von Männern angesprochen wird. In der Regel wird hier weitaus weniger auf Hygiene und Schutz geachtet, was die Gefahr schwerwiegender Erkrankungen mit sich bringt, und das Umfeld ist häufig deutlich stärker oder zumindest offensichtlicher durch Gewalt- und Drogenkriminalität geprägt. 2011 dokumentierte der Regisseur Rosa von Praunheim die gegenwärtige Situation von Strichern in Deutschland in seinem Dokumentarfilm Die Jungs vom Bahnhof Zoo für den RBB und NDR.
Nicht immer werden die Dienste der Stricher mit Bargeld bezahlt, auch Drogen oder materielle und immaterielle Leistungen aller Art (z. B. die Gewährung einer Unterkunft für die Nacht) werden angeboten.
Beratungsstellen versuchen zur Vermeidung von HIV-Infektionen bei Strichern das nötige Bewusstsein für Safer Sex zu erzeugen und empfehlen dringend die Benutzung von Kondomen.
Ein Escort (engl. escort, dt. Begleitung) ist im ursprünglichen, weiteren Sinne ein bezahlter Begleiter, etwa beim Restaurantbesuch oder zu gesellschaftlichen Anlässen. Gerade in Ländern, in denen Prostitution oder deren Anbahnung verboten ist, wird Prostitution unter dieser Bezeichnung angeboten. Offiziell bezahlt der Kunde nur dafür, dass der Escort Zeit mit ihm verbringt – sollte es dabei zu einvernehmlichen sexuellen Handlungen kommen, sei das eine andere Sache. Im engeren Sinne ist „Escort“ im einschlägigen Umfeld ein Synonym für Prostitution/Prostituierte.
Als Gigolo bezeichnete man im Deutschen hauptsächlich in den 1920er Jahren einen gewandten Tänzer und Unterhalter mit guten Manieren für allein ausgehende Damen (sogenannter Eintänzer). Die Bezeichnung war häufig eher abschätzig gemeint, stand aber nicht unbedingt im Zusammenhang mit Prostitution. Der Gigolo wurde im zeitgenössischen sentimentalen Erfolgsschlager Schöner Gigolo, armer Gigolo besungen (siehe auch: Schöner Gigolo, armer Gigolo, D 1978; Film mit David Bowie). Besonders das Hotel Adlon in Berlin war in den Jahren zwischen den Weltkriegen für seine Gigolos weltbekannt.
Im englischen Sprachgebrauch meint Gigolo dagegen stets einen männlichen Prostituierten. Im übertragenen Sinne kann mit Gigolo auch ein Angeber oder eitler Frauenheld gemeint sein, der Frauenbekanntschaften mit finanziellen Interessen verbindet. Die feminisierte Form Gigolette wird spöttisch für homosexuelle Gigolos verwendet.
In Deutschland wird der Begriff kaum noch gebraucht; vereinzelt bezeichnen sich junge Männer, die ihre Dienstleistungen (auch) Frauen gegenüber, z. B. in Tanzcafés bei Damenwahl, anbieten, noch als Gigolos.
Da die Dienstleistungen freiberuflich angeboten und bar bezahlt werden, sind haupterwerbsmäßig tätige Prostituierte in der Regel nicht sozialversichert oder begehen Sozialleistungsbetrug, weil sie ihren Hinzuverdienst beim Bezug von Sozialleistungen nicht angeben. Da mit zunehmendem Alter und nachlassender äußerlicher Attraktivität die Einnahmenerzielung schwieriger wird, ist die Verweildauer im Beruf begrenzt. Ein Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt ist mangels Ausbildung oder belegbarer Vorarbeitgeber schwierig, so dass sie dann häufig auf Sozialleistungen angewiesen und von Wohnungslosigkeit bedroht sind.
Auch gesundheitlich sind männliche Prostituierte besonders gefährdet: