Nasuh Mahruki

Ali Nasuh Mahruki (* 21. Mai 1968 in Istanbul) ist ein türkischer Bergsteiger, Schriftsteller, Fotograf, Dokumentarfilmer und Politiker.

Nasuh Mahruki (2024)

Er ist der erste Türke, der den Gipfel des Mount Everest und die Seven Summits bestieg. Ferner ist er Mitgründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Bergrettungsvereinigung AKUT Arama Kurtarma Derneği. 2024 trat er als Bürgermeisterkanditat in Beşiktaş an und wurde wegen angeblicher Falschmeldungen im Dezember kurzzeitig inhaftiert und später vor Gericht gestellt.

Nasuh Mahruki ist der Enkel der fünften Generation von Admiral Nasuhzade Ali Pascha, der während des osmanischen Reichs Sultan Mahmud II. diente.[1] Sein Vater, Cafer Cem Mahruki (1943–2024), war einer der bedeutendsten Numismatiker der Türkei und Präsident der Türkischen Numismatischen Vereinigung.[2]

Nach seinem Abitur am Şişli Terakki-Gymnasium in Istanbul im Jahr 1987 besuchte Mahruki die School of Business Administration an der Bilkent-Universität in Ankara, die er 1992 abschloss. Während seiner Zeit an der Universität lernte er im Kletterclub der Universität das Bergsteigen kennen und wurde später Clubpräsident.[3] Danach hat Nasuh Mahruki an der Nationalen Sicherheitsakademie (Milli Savunma Üniversitesi) in Beşiktaş, Istanbul studiert und dort 2004 seinen Abschluss gemacht.[4]

1995 bestieg er als erster Türke den Gipfel des Mount Everest und komplettierte 1996 die Besteigung der sieben höchsten Gipfel der Welt (Seven Summits). Im Jahr 1997 bestieg er den Cho Oyu im Alleingang und stellte damit einen türkischen Rekord auf. Als Nächstes bestieg er 1998 den Lhotse ohne Sauerstoffflasche und den K2. Er veröffentlichte fünf Bücher[5] und mehrere Dokumentarfilme.[6]

Mahruki ist ein Gründungsmitglied von AKUT. Um sich auf die Politik zu konzentrieren, trat er am 28. November 2016 als Vorsitzender des Verwaltungsrats und Vorstandsmitglied zurück. 2019 trat er auch als Ehrenpräsident von AKUT zurück.[7]

Mahruki gehört dem kemalistischen Lager an und ist ein lautstarker Kritiker von Recep Tayyip Erdoğan.[8] Er gilt als wichtiger Vertreter der Zivilgesellschaft in der Türkei.[9] Seine politischen Forderungen umfassen Transparenz und Fairness bei Wahlen,[10] Meinungsfreiheit und Pressefreiheit,[11] Kampf gegen die Korruption in staatlichen Institutionen[10] und Schutz vor willkürlichen Verhaftungen.[11]

Seit 2016 ist er in der Lokalpolitik aktiv und kandidierte bei den Kommunalwahlen im März 2024 als Unabhängiger im Istanbuler Stadtteil Besiktas und erreichte 13 Prozent der Stimmen.[9]

Am 20. November 2024 wurde er vor allem unter dem Vorwurf der öffentlichen Verbreitung irreführender Informationen verhaftet, weil er auf dem Kurznachrichtendienst X die nationale Wahlbehörde YSK beleidigt habe.[12] Mahruki hatte in dem Post Ahmet Yener, dem Leiter der Behörde, Wahlmanipulation vorgeworfen, weil dieser über Pläne sprach, die elektronische Stimmabgabe in der Türkei einzuführen: „Verehrtes türkisches Volk, äußerste Vorsicht und Wachsamkeit ist geboten. Die Regierung und die Wahlbehörde planen ein weiteres Mal, eure Stimmen zu stehlen [...] Das wäre das Ende der Türkischen Republik, mit Konsequenzen, die schrecklicher sind als eure schlimmsten Albträume.“[13] Diese Vorwürfe fallen unter das 2022 eingeführte Desinformationsgesetz, das besonders harte Strafen vorsieht und auch als Zensurgesetz kritisiert wird.[11][14] Am 5. Dezember wurde er aus der Haft entlassen.[15] Am 13. Januar 2025 wurde von einem Istanbuler Strafgericht erstinstanzlich eine Haftstrafe von drei Jahren von einem Staatsanwalt gegen Mahruki beantragt,[16] denn Mahruki habe „mit dem Ziel gehandelt, in der Öffentlichkeit Unruhe, Furcht und Panik zu schüren.“[17]

Chronologie der wichtigsten Besteigungen

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  • Kleiner Demirkazık (3425 m) Westwandkletterei Niğde, Türkei Juli 1991
  • Fünf Besteigungen an Terskey Ala Too: Uglawaya (3900 m), Peak Studentin (4202 m), Brigandina-Albatros-Traverse (4800-4740 m), Cigid (5.170 m), Kasachstan, Juli 1991
  • Türkische Erstbesteigung des Khan Tengri (7010 m), Kirgisistan, August 1992
  • Große Demirkazık-Nordwandbesteigung (3756 m), Niğde Türkei, September 1992
  • Winterbesteigung des Elbrus (5621 m), Kaukasus, Februar 1993
  • Pik Lenin (7134 m), Kirgisistan, Juli 1993
  • Türkische Erstbesteigung des Vaja Psavela (6912 m), Kirgisistan, August 1993
  • Türkische Erstbesteigung des Peak of Four (6 299 m), Kirgisistan, Juli 1994
  • Türkische Erstbesteigung des Gipfels Korzhenevskaya (7105 m), Tadschikistan, Juli 1994
  • Pik Kommunismus (7495 m), Tadschikistan, Juli 1994
  • Allein- und türkische Erstbesteigung des Pik Pobeda (7439 m), Kirgisistan, August 1994
  • Erste türkische Winterbesteigung des Damavand (5610 m), Iran Dezember 1994
  • Besteigung des Erciyes (3916 m), Winterbesteigung des Nordeisfalls, Kayseri, Februar 1995
  • Abschluss des „Seven Summits“-Projekts zur Besteigung der höchsten Gipfel aller Kontinente im November 1996: Mt. Everest (8848 m), Tibet, Asien, 17. Mai 1995
  • Erste türkische Besteigung des Aconcagua (6959 m), Argentinien, Südamerika, November 1995
  • Türkische Erstbesteigung des Vinson-Massivs (4897 m), Antarktis, Dezember 1995
  • Erste türkische Besteigung des McKinley (6194 m), Alaska, Nordamerika, Januar 1996
  • Erste türkische Besteigung des Kilimandscharo (5895 m), Tansania, Afrika, August 1996
  • Elbrus (5642 m) Kaukasus, Europa, August 1996
  • Mount Kosciuszko (2228 m) Australien, November 1999
  • Great Demirkazık (3756 m), Peck-Route, Erstbegehung im Winter, Niğde, Türkei, Dezember 1999
  • Güzeller (3461 m), Nordwand-Erstbegehung im Winter, Niğde, Türkei, Februar 1997
  • Solo-Besteigung des Cho Oyu (8201 m), Tibet, sechsthöchster Berg der Erde. Die höchste Solo-Besteigung der Türkei. September 1997, ohne Sauerstoff.
  • Erste türkische Besteigung des Lhotse (8516 m), des vierthöchsten Berges der Erde.
  • Westwand, Nepal, Mai 1998, Die höchste sauerstofflose Besteigung der Türkei.
  • Erste versuchte türkische Besteigung des Manaslu (8163 m), Nepal, Oktober 1998
  • Damavand (5610 m), Iran Januar 2000
  • Winterbesteigung des Ararat (Ağrı Dağı) (5137 m), Türkei Februar 2000
  • Erste türkische Besteigung des extrem gefährlichen und schwierigen K2 (8611 m), Pakistan Juli 2000. Zweithöchster Berg der Erde, höchste Besteigung ohne Sauerstoff durch einen türkischen Staatsbürger.
  • Muztagh Ata (7546 m), China August 2001. Erste türkische Besteigung. Höchste Skibesteigung der Türkei.
Commons: Nasuh Mahruhki – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Nasuhzâde Ali Paşa ve Rum İsyanı | VakıfBank Kültür Yayınları - Ve benzersiz kitaplar. In: Vbky.com. VakıfBank Kültür Yayınları, archiviert vom Original am 25. Mai 2022; abgerufen am 13. Januar 2025 (türkisch).
  2. Nasuh Mahruki'nin babası Cafer Cem Mahruki (E-81) öldü. In: Ölüm haberi. 14. Juli 2024, abgerufen am 13. Januar 2025 (türkisch).
  3. Eski AKUT Başkanı Nasuh Mahruki tahliye edildi! Nasuh Mahruki suçu ne, neden tutuklandı? In: Gdh. tr, abgerufen am 13. Januar 2025 (türkisch).
  4. NASUH MAHRUKI. In: Girişim Savaşçısı. Abgerufen am 14. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  5. https://www.yapikrediyayinlari.com.tr/: Nasuh Mahruki - YKY - Yapı Kredi Yayınları. In: YKY - Yapı Kredi Yayınları. (com.tr [abgerufen am 14. Januar 2025]).
  6. Nasuh Mahruki. In: Kamera Arkasi. Abgerufen am 14. Januar 2025.
  7. TM: AKUT co-founder Mahruki quits post amid heavy gov't pressure. In: Turkish Minute. 30. November 2016, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  8. Nasuh Mahruki’ye bak sen: Atatürk’e karşıymış! In: Yeni Akit. Abgerufen am 14. Januar 2025 (türkisch).
  9. a b Jürgen Gottschlich: Türkischer Oppositioneller verhaftet: Wie beleidigt man die „Hohe Wahlbehörde“? In: Die Tageszeitung: taz. 21. November 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. Januar 2025]).
  10. a b Cumhuriyet (Hrsg.): Nasuh Mahruki'nin tutuklanma gerekçesi belli oldu: 'Kamu barışını bozmaya elverişli'. (com.tr [abgerufen am 19. Januar 2025]).
  11. a b c Türkei - Kritiker wegen Desinformationsgesetz unter Druck. In: Deutsche Welle. 11. Dezember 2024, abgerufen am 14. Januar 2025.
  12. Bekannter Erdoğan-Kritiker in Türkei verhaftet. In: Der Standard. Abgerufen am 14. Januar 2025 (österreichisches Deutsch).
  13. AKUT co-founder Nasuh Mahruki arrested over social media posts. In: Turkish Minute. 20. November 2024, abgerufen am 19. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  14. Uğur Gültekin: Türkei: Heute Mahruki, morgen du! In: Woz.ch. 21. November 2024, abgerufen am 19. Januar 2025.
  15. Eski AKUT Başkanı Nasuh Mahruki tahliye edildi. In: Euronews.tr. 5. Dezember 2024, abgerufen am 14. Januar 2025 (türkisch).
  16. Nasuh Mahruki davasında hapis talebi! In: Tuna Gazete. 13. Januar 2025, abgerufen am 14. Januar 2025 (türkisch).
  17. Nasuh Mahruki hakkında 3 yıl hapis talebi | Son dakika haberleri. In: Habertürk. Abgerufen am 19. Januar 2025 (türkisch).