Dieser Artikel behandelt die deutsche Stadt Neustadt an der Donau, in Österreich existiert Neustadtl an der Donau, in Ungarn Dunaújváros (deutsch ebenfalls Neustadt an der Donau).
Die Stadt liegt auf halber Strecke zwischen Ingolstadt und Regensburg, auf einer etwa 5 km breiten Schotterebene des Donautales, welches an dieser Stelle im Süden von den bewaldeten Ausläufern des tertiärenDonau-Isar-Hügellandes der Hallertau und im Norden von den im Wesentlichen aus Kalkstein bestehenden Hängen der südlichen Fränkischen Alb begrenzt wird. Im Stadtgebiet münden die Flüsse Ilm und Abens in die Donau.
Es gibt die Gemarkungen Arresting, Bad Gögging, Eining, Geibenstetten, Hienheim, Irnsing, Marching, Mauern, Mühlhausen, Neustadt a.d.Donau, Oberrulrain und Schwaig.[4]
Die älteste durch schriftliche Quellen nachgewiesene Siedlung auf dem Gebiet von Neustadt bestand mit dem Ort bzw. der Burg Trephenau.[5] Noch unter der Bezeichnung Seligenstadt wurden Neustadt am 11. Mai 1273 durch Herzog Ludwig II., genannt der Strenge, die Stadtrechte verliehen. Diese Stadtrechtsverleihung ist die älteste in Bayern. Mit der Stadterhebung und der damit einhergehenden Neuanlage und Neubesiedelung könnte Herzog Ludwig II. die Sicherung der Donautalstraße sowie die Sicherung des Donauübergangs beabsichtigt haben. Die Stadtrechtsverleihung gehört zu den planmäßigen Stadtgründungen der frühen Wittelsbacher Herzöge. In einer Urkunde des Abtes Konrad von Weltenburg aus dem Jahre 1277 wurde Neustadt erstmals mit diesen Namen erwähnt.
Älter als das eigentliche Neustadt ist die vor den Toren der Stadt und unmittelbar am Ufer der Donau gelegene Siedlung Wöhr, die jetzt noch ein Gemeindeteil ist. Ihr Name geht auf das mittelhochdeutschewert zurück, das so viel wie Insel oder erhöhtes, wasserfreies Land bedeutet. Wöhr war bereits im ausgehenden Mittelalter in die Stadt Neustadt eingemeindet. Die Bewohner von Wöhr konnten Bürger der Stadt werden, lebten jedoch außerhalb der Befestigungsanlage. Die Burg Wöhr war Stammsitz des Adelsgeschlechts der Herrn von Wöhr und des herzoglichen Urbaramtes „ze Werde“, das Natural- und Geldabgaben aus herzoglichen Gütern verwaltete.
Im Verlaufe seiner wechselvollen, oft durch Krieg und Zerstörung sowie von Hochwasser geprägten Geschichte entwickelte sich Neustadt von einem Landstädtchen zu einem gewerblich-industriellen Dienstleistungszentrum. Mittlerweile ist Neustadt wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landkreises Kelheim. Das Neustädter „Wirtschaftswunder“[6] begann 1964 mit dem Bau der Erdölraffinerie und setzte sich in den 1980er Jahren fort durch die Ansiedlung namhafter Automobilzulieferer, die von der verkehrstechnisch günstigen Lage sowie der Nähe zu Audi und BMW profitieren. Mit dem Ausbau Bad Göggings zu einem Bade- und Fremdenverkehrsort erhielt Neustadt in dieser Zeit ein zweites wirtschaftliches Standbein.
Durch die Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten und Eingemeindungen im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wuchs die Einwohnerzahl von rund 4.000 im Jahre 1972 auf ungefähr 14.400 Ende 2021. Im Bereich der Stadt werden 6.900 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze angeboten, davon entfallen ca. 1.200 auf den Kurort Bad Gögging. Die Zahl der Einpendler übersteigt die der Auspendler erheblich.
Die Altstadt von Neustadt ist noch in ihrem historischen Kern erhalten. Mit Ausnahme des südöstlichen Teils, der so genannten Löwengrube, ist sie typisch für eine wittelsbachische Stadtgründung, weitgehend geprägt von regelmäßiger Anlage und quadratischem Grundriss. In der Löwengrube wird die ursprüngliche Siedlung Trephenau vermutet. Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind noch einige Stadtmauerpartien, die Graben-Wall-Anlagen sowie drei Türme erhalten. Die drei Stadttore wurden im 19. Jahrhundert abgetragen. In dieser Zeit wurde der Stadtwall bepflanzt, so dass die Altstadt heute von einer mächtigen Kastanienallee umrahmt ist. Es entstand ein Grünzug, der einzigartig in seiner Art ist. Sehenswert ist das Schiff der gotischen Stadtpfarrkirche St. Laurentius sowie das ebenfalls gotische Rathaus. Der Turm der Stadtpfarrkirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und Ende der 1940er Jahre durch einen Neubau ersetzt.
Im Jahr 1946 wurde Mauern in die Stadt eingegliedert.[7] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern kamen am 1. Januar 1972 Arresting, Eining und Marching, am 1. Juli 1972 Gögging hinzu,[8] am 1. Januar 1978 Geibenstetten, Irnsing, Mühlhausen und große Teile der aufgelösten Gemeinde Hienheim. Die Eingliederung der bis dahin selbständigen Gemeinden Oberulrain und Schwaig schloss am 1. Mai 1978 die Eingemeindungen ab.[9]
Die Stadt liegt im Schnittpunkt zweier Bundesstraßen. Die B 16 erschließt Neustadt in ost-westlicher, die B 299 in nord-südlicher Richtung. Über diese Straßen besteht Anschluss an die Autobahnen A 9 in Richtung München und Nürnberg und A 93 in Richtung Regensburg und Passau.
Die Nähe zum Europakanal Rhein-Main-Donau und dem Binnenhafen Kelheim/Saal ermöglicht den Umschlag von Waren zwischen den Nordseehäfen und Osteuropa. Der nächstgelegene Flughafen für den internationalen Linienverkehr ist der 60 km entfernte Flughafen München bei Erding.
Bayernoil: Die Erdölraffinerie Neustadt, Bayerns größte Raffinerie, wurde 1964 errichtet. Sie ist Teil des petrochemischen Zentrums im Raum Ingolstadt und bietet circa 730 Mitarbeitern Beschäftigung. Eigentümerin ist die Bayernoil GmbH, welche im Auftrag anderer Unternehmen hauptsächlich Treibstoffe und Heizöl produziert.
Samvardhana Motherson Peguform (SMP): Der Automobilzulieferer mit Stammsitz in Bötzingen (Nähe Freiburg) stellt in seinem im Jahre 1986 im Ortsteil Schwaig errichteten Werk Kunststoffteile für Personen- und Nutzfahrzeuge her. SMP ist mit ca. 2100 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber der Stadt.
MAHLE: Das ursprünglich im Besitz der Firma Behr befindliche Unternehmen produziert mit 600 Mitarbeitern in Neustadt-Süd seit 1987 Heizungs- und Klimaanlagen für Pkw. Nachdem die MAHLE GmbH im Jahre 2013 die Mehrheit der Anteile der Behr-Gruppe erworben hat, firmiert die Firma nunmehr unter der Bezeichnung MAHLE Behr GmbH & Co. KG,
Johnson: Johnson Controls Interiors ist Nachfolger der Firma Fibrit, welche sich 1987 in Neustadt niedergelassen hatte. Johnson, mit Hauptsitz in Milwaukee, USA, ist Marktführer im Bereich Autositze und Autoinnenausstattungssysteme. Die Beschäftigtenzahl beträgt etwa 700. Aufgrund eines Joint Ventures mit dem chinesischen Konzern Yanfeng Automotive firmiert die Firma seit Anfang Juli 2015 unter dem Namen „Yanfeng Automotive Interiors GmbH & Co. KG“.
Covidien: Das Unternehmen war ursprünglich Teil des global tätigen US-amerikanischen Mischkonzerns Tyco International. Es ist aus der 1973 gegründeten Firma Kendall hervorgegangen. Covidien stellte in Neustadt-Süd mit circa 400 Mitarbeitern medizinische Erzeugnisse her und betrieb dort von 2002 bis 2013 ein Logistikzentrum. Der neue Eigentümer des Unternehmens, der Medizinkonzern Medtronic gab bekannt, dass die derzeit in Neustadt befindlichen Arbeitsplätze bis Ende 2016 an andere Standorte in Deutschland und Europa verlagert werden.[17] Im Januar 2017 sind noch etwa 85 Mitarbeiter am Produktionsstandort beschäftigt.
Audi: Die Firma Audi hat 1995 im Ortsteil Schwaig ein 280 Hektar großes Areal erworben. Dort betreibt sie auf einer 4,6 Kilometer langen Ovalstrecke mit drei Fahrspuren und zwei überhöhten Kurven eine Teststrecke.
Scheugenpflug: Die Scheugenpflug GmbH, mittlerweile in China, den U.S.A., Mexiko, Rumänien und Thailand präsent, besitzt eine führende Rolle im Bereich Automatisierung von Verguss-, Klebe- und Dosierprozessen. Im Werk Neustadt sind mittlerweile rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Im Oktober 2019 hat die schwedische Atlas Copco die Anteile der Scheugenpflug GmbH übernommen.
Wiesmayer: Wichtiger Automobilzulieferer für Kunststoffteile und Systemkomponenten ist die KTW Kunststofftechnik Wiesmayer (120 Beschäftigte).
Kirson: Im Gemeindeteil Mauern produziert das Unternehmen mit circa 110 Mitarbeitern technische Textilien.
Intertec: Die Firma INTERTEC-Hess (früher Fatege) ist Systemlieferant für die Feldinstrumentierung und den Schutz empfindlicher Geräte. Sie stellt Schutzschränke, Schutzkästen, Schutzhäuser und Heizungssysteme her. Sie ist weltweit im Einsatz zum Schutz von Anlagen, die unter extremen Betriebsbedingungen arbeiten müssen (300 Beschäftigte).
The Monarch Hotel: Das ehemalige Hotel und Klinik Vier Jahreszeiten in Bad Gögging gehört mittlerweile zur Refad-Gruppe aus Kuwait. Mit einem großen Convention-Center zieht es viele große Veranstaltungen an (rund 110 Beschäftigte).
Marc Aurel: Das Hotel Marc Aurel, das wie das ehemalige Vier Jahreszeiten zur Weihnfurtner-Gruppe gehörte, hat sich mittlerweile einen Namen mit Wellness und Tagungen gemacht. Zum Hotel gehört auch der ehemalige SportPARK Bad Gögging (Fitnessstudio) (120 Beschäftigte).
Neustadt hat zudem eine Vielzahl von kleineren Mittelstandsbetrieben aus allen Bereichen des täglichen Lebens. Diese sind größtenteils im Arbeitskreis Neustädter Wirtschaftsförderung e. V. organisiert. Die Mitgliederzahl des 1977 gegründeten Vereins ist mittlerweile auf über 100 gestiegen.
In Bad Gögging existiert ein Kurbad mit Schwefelquelle, Thermalwasser und Moor. Mehrere Hotels, darunter zwei 4-Sterne-Hotels, Pensionen und Gesundheitsdienstleister sind vorhanden. Herzstück des Kurortes ist die Limes-Therme mit Thermal-Badelandschaft, Whirlpools und Dampfbad. 3 km südlich befindet sich der Dürnbucher Forst.
Für Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile gibt es einen Campingplatz (Felbermühle) und den sogenannten Wohnmobil-Stellplatz in Bad Gögging.
Am Ort befindet sich eine Grund- und Mittelschule. Die Anton-Balster-Mittelschule Neustadt führt zum Hauptschulabschluss sowie zum qualifizierten Hauptschulabschluss und weist zudem einen Mittlere-Reife-Zug aus. Das Programm der Volkshochschule Neustadt umfasst 237 Kurse und Veranstaltungen unterschiedlichster Richtungen.
In den Nachbarorten gibt es folgende weiterführende Schulen:
In Bad Gögging ist eine Berufsfachschule für Krankengymnastik angesiedelt.
Nahegelegene Hochschulstandorte sind Regensburg und Ingolstadt.
Der Technologie Campus Neustadt an der Donau der Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) wurde unweit des Bahnhofes im April 2024 als dezentraler Forschungsstandort eröffnet. Schwerpunkte des Campus liegen in den Bereichen Leichtbau und Werkstoffsimulation.[18]
Eberhard von Sittling und Biburg (* um 1085 in Sittling; † 22. Juni 1164 im Zisterzienserstift Rein), war von 1147 bis 1164 Erzbischof von Salzburg und wurde als heilig verehrt
Eduard Albrecht: Stadtpfarrkirche St. Laurentius. In: Stadt Neustadt an der Donau (Hrsg.): Kirchenführer. 2. April 2012 (neustadt-donau.de [PDF]).
Eduard Albrecht: Die Sankt-Anna-Kirche am Stadtplatz. In: Stadt Neustadt an der Donau (Hrsg.): Kirchenführer. 7. April 2012 (neustadt-donau.de [PDF]).
Anton Metzger: Eichreiskapelle „Unserer Lieben Frau“ in Wöhr. In: Stadt Neustadt an der Donau (Hrsg.): Kirchenführer. Mai 2002 (neustadt-donau.de [PDF]).
Georg Köglmeier: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. Hrsg.: Stadt Neustadt an der Donau. Band I: Von den Anfängen bis um 1800, 1994, urn:nbn:de:bvb:355-ubr21288-3.
Georg Köglmeier; Josef Scheugenpflug: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. Hrsg.: Stadt Neustadt an der Donau. Band II – Von der Landstadt zum gewerblich-industriellen Dienstleistungszentrum : (1800–2004), 2004, urn:nbn:de:bvb:355-ubr21338-3.
Birgitta Scheugenpflug: Stadtverfassung, Stadtrecht und Stadtgericht der Städte Kelheim und Neustadt an der Donau ein Beitrag zur neuzeitlichen Entwicklung von Recht und Gerichtswesen im Territorium der Wittelsbacher. Regensburg, Univ. Diss. 2003, urn:nbn:de:bvb:355-ubr08439-3.
↑Georg Köglmeier: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. Band I: Von den Anfängen bis um 1800. Neustadt an der Donau 1994.
↑Josef Scheugenpflug: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. Band II: Von der Landstadt zum gewerblich-industriellen Dienstleistungszentrum (1800–2004). Neustadt an der Donau 2004.
↑Kommunalwahlen in Bayern am 16. März 2014. (PDF) Endgültige Ergebnisse. Bayerisches Landesamt für Statistik, September 2015, S. 189, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2020; abgerufen am 28. Mai 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.bayern.de
↑Stadträte. Gemeinde Neustadt an der Donau, abgerufen am 28. September 2020.
↑Offizielle Vorstellungsbroschüre der Stadt Neustadt, S. 7, Hrsg. 2010
↑Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt: Wasser und Wellness in der Antike – Schwitzen tut schon immer gut (Das Römische Museum für Kur- und Badewesen in Neustadt-Bad Gögging). In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2511-9, S. 127–128.