Der Nienstedtener Friedhof ist ein Friedhof in Hamburg. Auf ihm wurde erstmals 1814 bestattet. Der Friedhof hat nach mehreren Erweiterungen heute eine Größe von 10,5 Hektar.
Der Friedhof wurde 1814 in dem damals gängigen geometrischen Stil angelegt. Nienstedten war im frühen 19. Jahrhundert das kirchliche Zentrum eines großen Gebietes, zu dem damals Blankenese, Dockenhuden, Klein Flottbek, Groß Flottbek, Osdorf, Sülldorf, Rissen und Schenefeld gehörten. Bis auf Schenefeld gehören heute alle diese ehemaligen Dörfer zu Hamburg. Anfangs wurde nach Ortschaften getrennt bestattet. Durch spätere Verselbstständigungen einiger Gemeinden entstanden in Blankenese und Groß Flottbek eigene Friedhöfe.
1911 entstand der heutige Warteraum, ein Gebäude mit vier Säulen im Zugangsbereich. In ihm wurden auch kleine Trauerfeiern abgehalten, wenn die Feier nicht in der Kirche vorgesehen war. 1929 wurde die Friedhofskapelle (Architekt: Kurt Stoltenberg, Altona) eingeweiht und 1995 aufwändig renoviert.
Das Anwachsen der Gemeinden machte es notwendig, das Friedhofsgelände immer wieder zu erweitern. Bisher fanden insgesamt 11 Erweiterungen zwischen 1836 und zuletzt 1974/75 statt.
Der Hamburger Bildhauer Richard Luksch schuf 1920 die Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg. Direkt daneben befindet sich eine kleinere Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Kriegsgräber gibt es nicht, abgesehen von Bestattungen von Gefallenen in Familiengräbern.
Grabstätten bekannter Familien und Persönlichkeiten und kunst- und kulturgeschichtlich bedeutende Grabdenkmäler sind in größerer Zahl auf dem Friedhof zu finden. Hervorzuheben sind die künstlerisch gestalteten Gräber der Familie Bruhn (das Grab wird durch einen sehr filigran gearbeiteten großen Engel geschmückt) oder das Familiengrab Eduard Cords (ein aus schwarzen Steinen in stufenförmiger Bauweise gestaltetes Grabmal) oder das nach keltischem Vorbild geschaffene Grabkreuz des Familiengrabes des Altonaer Senators Alexander Baur.
Man findet auf dem Gelände drei Mausoleen, zwei kleine und das große Mausoleum von Rudolph Freiherr von Schröder (siehe unter Schröder Gebrüder & Co.). Zwar keine Mausoleen, dennoch aber erwähnenswert sind auch die große Gruft des Caspar Freiherr von Vogth, die neuzeitliche Gruft von Hans Henny Jahnn und die Familiengruft George Heinrich Hesse. Letztere ist heutzutage komplett von Efeu überwuchert und daher kaum noch auffällig.
Mausoleum Rudolph Freiherr von Schröder (→Lage53.5542666666679.8413666666667)
Nach dem Ohlsdorfer Friedhof ist der Nienstedtener Friedhof der mit den meisten Gräbern Hamburger Persönlichkeiten. Hier eine Auswahl (sortiert nach Sterbejahr aufsteigend):
Jürgen Echternach – deutscher Politiker (CDU), lebte in Nienstedten († 2006)
Kaufleute und Industrielle:
Franz Andreas Harry – Brotfabrikant (siehe Harry-Brot). Er liegt allerdings auf dem Friedhof Diebsteich in Hamburg-Altona. Seine Frau Johanna wurde in Nienstedten bestattet. Eine Gedenktafel erinnert an Franz Andreas Harry.
George Heinrich Hesse – Mitinhaber der Bank Hesse Newman & Co. und Mitbegründer der Commerzbank
Alfred Percy Hesse – Mitinhaber und letzter Träger des Namens Hesse in Hesse Newman & Co.
Mathilde Arnemann – Samariterin; setzte sich für Armenfürsorge und Pflege von Kriegsopfern ein († 1896)
Heinrich Albers-Schönberg – Arzt und Forscher; erkannte als Erster eine keimschädigende Wirkung der Röntgenstrahlung († 1921)
Bernhard Nocht – Tropenmediziner und -hygieniker. Er wurde auf dem Nienstedtener Friedhof beerdigt, später wurden seine sterblichen Überreste auf den Friedhof Ohlsdorf überführt. Sein Grabstein steht im Museumsbereich. († 1945)
Carl Kircheiß – deutscher Weltumsegler und Polarforscher († 1953)
Gustav Schröder (Kapitän) – deutscher Kapitän, 1939 rettete er mit dem unter seinem Kommando stehenden Passagierschiff St. Louis 906 deutsche Juden vorerst vor dem Zugriff der Nationalsozialisten. († 1959)
Werner Johannsen: Wer sie waren wo sie ruhen. Ein Wegweiser zu bemerkenswerten Grabstätten auf dem Friedhof Nienstedten. Heinevetter, Hamburg 1992, ISBN 3-929171-22-8.
Barbara Leisner, Norbert Fischer: Der Friedhofsführer – Spaziergänge zu bekannten und unbekannten Gräbern in Hamburg und Umgebung. Christians Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-7672-1215-3.
Gerd Otto-Rieke: Gräber in Hamburg, 1. Auflage. Alabasta Verlag, München 2009, ISBN 978-3-938778-10-4.
Tilmann Präckel, Hella Kemper (Hrsg.): Garten der Erinnerung. 200 Jahre Nienstedtener Friedhof 1814–2014. Klaas Jarchow Media, Hamburg 2013, ISBN 978-3-00-040866-3