Nifurtimox

Strukturformel
Struktur von Nifurtimox
(R)-Form (oben) und (S)-Form (unten)
Allgemeines
Freiname Nifurtimox
Andere Namen

(RS)-N-(3-methyl-1,1-dioxo-1,4-thiazinan-4-yl)-1-(5-nitro-2-furyl)methanimin (IUPAC)

Summenformel C10H13N3O5S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 23256-30-6
EG-Nummer 245-531-0
ECHA-InfoCard 100.041.377
PubChem 6842999
ChemSpider 5246596
DrugBank DB11820
Wikidata Q411582
Arzneistoffangaben
ATC-Code

P01CC01

Wirkstoffklasse

Antiprotozoikum

Eigenschaften
Molare Masse 287,29 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

180–182 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 373
P: ?
Toxikologische Daten

2 g·kg−1 (LD50Kaninchenoral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Nifurtimox (Handelsname Lampit) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Nitrofurane, der als Antiprotozoikum zur Behandlung der Chagas-Krankheit eingesetzt wird.

Klinische Angaben

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Nifurtimox wird von der WHO zur Behandlung der akuten Chagas-Krankheit, einer Infektion mit Trypanosoma cruzi, empfohlen.[4] Für einen Beleg der Wirksamkeit auch bei der chronischen Chagas-Krankheit gibt es nur unzureichende Informationen.[5]

Neben der Chagas-Krankheit wird derzeit der Einsatz von Nifurtimox in einer Kombinationstherapie mit Eflornithin zur Behandlung des späten Stadiums der westafrikanischen Schlafkrankheit, einer Infektion mit einer Unterart von Trypanosoma brucei, geprüft.[6] Auch eine Wirkung bei der Behandlung von Neuroblastomen und Medulloblastomen wird derzeit getestet,[7] nachdem bei der Behandlung einer an Chagas erkrankten Patientin eine Remission eines Neuroblastoms beobachtet worden war.[8]

Zu den häufigeren Nebenwirkungen gehören Gewichtsverlust und Magersucht, psychische Veränderungen, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit sowie gastrointestinale Störungen wie Durchfall und Erbrechen.[9] Aus Tierversuchen gibt es Hinweise auf Neurotoxizität, Gonadotoxizität sowie schädliche Wirkung in Nebennieren, im Dickdarm, in der Speiseröhre und der Brustdrüse.[10]

Nifurtimox soll nicht während der Schwangerschaft eingesetzt werden;[9] es gibt Hinweise darauf, dass der Stoff mutagen ist.

Pharmakologische Eigenschaften

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Nach peroraler Gabe wird es gut resorbiert und praktisch vollständig metabolisiert.[11] Nifurtimox wirkt vermutlich über die Bildung freier Radikale, die vom Parasiten kaum abgebaut werden können.[9]

Sonstige Informationen

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Nifurtimox wurde in den 1960er Jahren unter der Bezeichnung „Bayer 2502“ bei der Bayer AG entwickelt. Seit 1967 wird der Stoff gegen die Chagas-Krankheit eingesetzt; er ist neben Benznidazol die einzige Substanz, die zur Behandlung dieser Krankheit zur Verfügung steht. Derzeit sind keine Nifurtimox-Präparate in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zugelassen; in Südamerika stehen Tabletten mit 120 mg Wirkstoff zur Verfügung. Nachdem Bayer die Herstellung mangels Nachfrage 1997 eingestellt hatte, wurde die Produktion im Jahr 2000 wieder aufgenommen, um klinische Studien bei der afrikanischen Schlafkrankheit zu ermöglichen. Durch Vereinbarungen zwischen der WHO und Bayer und durch Arzneimittelspenden des Herstellers gilt die Versorgung mit Nifurtimox inzwischen wieder als gesichert.[12]

Einzelnachweise

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  1. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. 14. Auflage. Merck & Co., Whitehouse Station, NJ, USA, 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 1131.
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von Nifurtimox im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 8. Juli 2020.
  3. Eintrag zu Nifurtimox in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM), abgerufen am 8. Juli 2020. (Seite nicht mehr abrufbar)
  4. WHO zu Chagaskrankheit, abgerufen am 13. August 2012.
  5. P. A. Reyes, M. Vallejo: Trypanocidal drugs for late stage, symptomatic Chagas disease (Trypanosoma cruzi infection). In: Cochrane Database Syst Rev. (4), 19. Oktober 2005, Art. Nr. CD004102. PMID 16235350.
  6. F. Checchi, P. Piola, H. Ayikoru, F. Thomas, D. Legros, G. Priotto: Nifurtimox plus Eflornithine for Late-Stage Sleeping Sickness in Uganda: A Case Series. In: PLoS Negl Trop Dis. 1(2), 7. November 2007, S. e64. PMID 18060083.
  7. Klinische Phase II-Studie mit Nifurtimox bei Neuroblastomen.
  8. G. L. Saulnier Sholler, S. Kalkunte, C. Greenlaw, K. McCarten, E. Forman: Antitumor activity of nifurtimox observed in a patient with neuroblastoma. In: J Pediatr Hematol Oncol. 28(10), Oktober 2006, S. 693–695. PMID 1702383.
  9. a b c J. Rodriques Coura, S. L. de Castro: A critical review on Chagas disease chemotherapy. In: Mem Inst Oswaldo Cruz. 97(1), Jan 2002, S. 3–24. PMID 11992141.
  10. J. A. Castro, M. M. de Mecca, L. C. Bartel: Toxic side effects of drugs used to treat Chagas' disease (American trypanosomiasis). In: Hum Exp Toxicol. 25(8), August 2006, S. 471–479. PMID 16937919.
  11. Heino Staß, Ethel Feleder, Facundo García-Bournissen, Johannes Nagelschmitz, Boris Weimann, Gustavo A Yerino, Jaime Altcheh: Biopharmaceutical Characteristics of Nifurtimox Tablets for Age‐ and Body Weight‐Adjusted Dosing in Patients With Chagas Disease. In: Clinical pharmacology in drug development. 2020, Band 10, Nummer 5, S. 542–555 doi:10.1002/cpdd.871.
  12. J. Jannin, L. Villa: An overview of Chagas disease treatment. In: Mem Inst Oswaldo Cruz. 102 Suppl 1, 30. Oktober 2007, S. 95–97. PMID 17906803.