Nordenfelt-Mitrailleuse

Nordenfelt Mark I im Kaliber 0,45 Zoll mit 5 Waffenrohren
Nordenfelt Mark I im Kaliber 1 Zoll mit 2 Waffenrohren
Fünfläufige Nordenfelt

Die Nordenfelt-Mitrailleuse ist eine frühe Schnellfeuerkanone, die von Helge Palmcrantz entwickelt wurde und von der britisch-schwedischen Waffenfirma Nordenfelt-Compagnie hergestellt wurde. Die Bauart dieser Mitrailleuse zählt zu den manuell betriebenen Salvengeschützen.

Die Nordenfelt-Mitrailleuse ist konstruktiv ein Salvengschütz und zählt zu den frühen Schnellfeuerkanonen, die als Nachfolger der mittelalterlichen Ribauldequin angesehen werden können. Sie wurden anfänglich per Handantrieb mit Hebeln bedient. Die Nordenfelt-Mitrailleusen wurden vom schwedischen Waffenkonstrukteur Helge Palmcrantz 1873 entwickelt und nach dem schwedischen Erfinder und Bankier Thorsten Nordenfelt (1842–1920) benannt. Weitere Mitrailleusen des 19. Jahrhunderts sind als Vandenburgh-Salvengeschütz, Lowell-Mitrailleuse, Gatling-Mitrailleuse, Reffye-Mitrailleuse und Montigny-Mitrailleuse bekannt.[1][2][3][4][5][6]

Manuell angetriebene Nordenfelt-Mitrailleusen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mitrailleusen wurden mit einem bis zwölf Läufen versehen und hatten unterschiedliche Kaliber, von denen 0,45 bis 1 Inch (Zoll) die verbreitetsten waren. Vierläufige Mitrailleusen wurden zum Beispiel in der britischen Marine und in anderen Seestreitkräften eingeführt. Jeder der vier Läufe, die auf einem Rahmen nebeneinander liegen, hat ein Verriegelungssystem. Alle vier Systeme werden gleichzeitig mit Hilfe eines Hebels bedient, der seitwärts heraustritt und vor wie zurück bewegt werden kann. Sind die Läufe abgefeuert, so befindet sich der Hebel in der vorwärtigen Lage; er wird dann langsam zurückbewegt, wodurch sich gleichzeitig die Läufe öffnen und die leeren Patronenhülsen auswerfen. Durch das Wiedervorführen des Hebels werden die Läufe erneut schussfertig gemacht und der letzte Teil der Bewegung bewirkt das Abfeuern eines Laufs nach dem anderen in Abständen, die so verkürzt werden können, dass es einer Salve ähnlich ist. Ein auf dem Apparat aufgesetzter Ladetrichter versorgt die Läufe mit Patronen.[6] Die Kadenz der Waffe betrug etwa 200 Schuss pro Minute, womit sie zwar konkurrierenden Waffen wie etwa dem verbesserten Gatling-Maschinengewehr oder auch dem Modell des Amerikaners William Gardner unterlegen war, doch hatte Palmcrantz' Entwurf den Vorteil einer größeren Reichweite.[7]

Nordenfelt-Maschinengewehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als automatische Nordenfelt-Waffen sind einläufige Maschinengewehre bekannt, bei denen der Verschluss durch den Rückstoß („short recoil action“) betrieben wird. Diese Maschinengewehre wurden von dem schwedischen Artillierieoffizier Oscar William Bergman entwickelt, wozu im Jahr 1892 das US-Patent Nummer 468127 erteilt wurde.[8] Zu dieser Waffenentwicklung sind Patentstreitigkeiten bekannt geworden, die sich auf Ähnlichkeiten mit dem Gatling-Repetiergeschütz und dem Maxim-Maschinengewehr bezogen haben.[9]

Es gibt einige Museen, die Nordenfelt-Mitrailleusen in ihren Ausstellungen zeigen. Bekannt sind Exemplare vom Musée de l’Armée in Paris, vom U.S. Army Ordnance Museum in Fort Gregg-Adams, vom Royal Artillery Museum in London-Woolwich und bei der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz in Koblenz. Weitere Exemplare finden sich im Rumänischen Marinemuseum in Constanța, im Museo de Armas de la Nación in Buenos Aires sowie im Explosion Museum of Naval Firepower in Gosport (Südengland). In Budapest liegt das Museumsschiff SMS Leitha, auf dem eine Nordenfelt-Mitrailleuse installiert ist.

  • George Morgan Chinn: The machine gun : history, evolution, and development of manual, automatic, and airborne repeating weapons. Hrsg.: United States Navy Department Bureau of Ordnance. 1. Auflage. U.S. G.P.O., Washington, D.C. 1951, OCLC 233969213 (Online bei ibiblio.org).
  • Anthony Smith: Machine gun : the story of the men and the weapon that changed the face of war. St. Martin's Paperbacks, New York 2004, ISBN 0-312-93477-7.
  • Handbook of the 1" 4-barrel Nordenfelt gun. In: Great Britain - Royal Navy (Hrsg.): Regulations & Orders. Harrisons and Sons, London 1886, OCLC 315328778.
  • Handbook for the 0.303" Nordenfelt 3-barrel, and Gardner 2-barrel, converted from 0.4 and 0.45" M.H. chamber (magazine rifle chamber) : mounted on carriages, field, machine gun, infantry and carriage, parapet, machine gun. In: Great Britain - Royal Navy, Admiralty (Hrsg.): Regulations & Orders. London 1900, OCLC 298685605.
  • Handbook for Gardener and Nordenfelt rifle caliber machine guns. In: Great Britain - Army (Hrsg.): Regulations & Orders - II Guns. Harrisons and Sons, London 1889, OCLC 315323044 (Online bei vic.gov.au).
Commons: Nordenfelt machine guns – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Schnellfeuerkanonen. In: Luegers Lexikon der gesamten Technik. 2. Auflage. Band 7. Deutsche Verlags-Anstalt, Leipzig / Stuttgart 1909, S. 767 (Digitalisat. zeno.org).
  2. Lexikoneintrag zu »Geschütz«. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 692-709.
  3. Lexikoneintrag zu »Mitrailleuse«. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 913.
  4. Lexikoneintrag zu »Lowell-Mitrailleuse«. Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 83.
  5. Anthony Smith: Machine gun. 2004, S. 69.
  6. a b George Morgan Chinn: The machine gun. 1951, Chapter 14, Nordenfelt Machine Gun, S. 110–116 (Online bei ibiblio.org).
  7. Anthony Smith: Machine Gun: A Story about the Men and the Weapon that Changed the Face of War. Piatkus Books, 2004, ISBN 978-0-312-93477-4, S. 69.
  8. Patent US468127A: Breech loading Firearm. Veröffentlicht am 2. Februar 1892, Erfinder: Oscar William Bergman.
  9. 1897 Nordenfelt Machine Gun. In: Historical Firearms. historicalfirearms.info, 2023, abgerufen am 28. Juli 2023.