Oberdorla Landgemeinde Vogtei
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Koordinaten: | 51° 10′ N, 10° 25′ O | |
Höhe: | 227 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,7 km² | |
Einwohner: | 2118 (31. Dez. 2016) | |
Bevölkerungsdichte: | 108 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2012 | |
Postleitzahl: | 99986 | |
Vorwahl: | 03601 | |
Lage von Oberdorla in Thüringen
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Oberdorla ist ein Ortsteil der Landgemeinde Vogtei im westthüringischen Unstrut-Hainich-Kreis (Deutschland).
Das Gebiet wurde 50 n. Chr. von zwei germanischen Volksstämmen, den Cheruskern und Hermunduren, besiedelt. Oberdorla hieß um 860 Thurnilohum[1], Durnloha (932), Durlon (1220) und seit 1330 Dorla.[2] Auch die spätere Ortsnamensendung -a weist auf das Vorhandensein eines Gewässers hin. Tatsächlich wurde die Ortsgründung durch die stark schüttenden Karstquellen Kainspring und Melchiorbrunnen westlich von Oberdorla begünstigt, die Trinkwasser und Antriebskraft für sieben Mühlen boten. Ortsbildprägend sind bis heute:
Oberdorla wird erstmals 805 in einer Schenkungsurkunde eines Grafen Erpho, vermutlich von Bilstein[4] urkundlich erwähnt.
987 baute Graf Wigger von Bilstein in Oberdorla die St.-Peter-und-Paul-Kirche sowie ein daran angeschlossenes Stift, das Reichtum und Macht erlangte, und schenkte den Dorlaern den Hainichwald. Der Vorsteher des Stiftes war gleichzeitig Archidiakon des Archidiakonats, einer der vier nordthüringischen Kirchenorganisationen, die eine ziemliche Macht hatten. Dieses Stift der Augustiner-Chorherren bestand bis 1472 und wurde 1487 in die Stadt Langensalza verlegt.[5] Oberdorla gehörte zur Vogtei Dorla, eine zur Ganerbschaft Treffurt gehörigen Verwaltungseinheit.
Zwei Brände 1666 und 1713 zerstörten den Ort vollständig bzw. fast vollständig.
Die Gemeinde Oberdorla schloss sich am 31. Dezember 2012 mit weiteren Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei zur neuen Gemeinde Vogtei, mit Sitz in Oberdorla, zusammen.[6]
Der letzte ehrenamtliche Bürgermeister Winfried Bötticher wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[7]
Blasonierung: „In Gold ein dreiblättriger grüner Eichenzweg mit drei schwarzen Früchten.“
Das Wappen symbolisiert den Waldreichtum im Gemeindegebiet.
Traditionsfeste sind das Pfingstfest, das Kinderfest und die Kirmes. Zentraler Festplatz ist jeweils der Anger. Speziell an Pfingsten werden verschiedene Bräuche abgehalten. Am Pfingstmontag wird der Schößmeier, ein etwa 3 Meter hohes Gebinde aus blumengeschmückten Kränzen durch den Ort gefahren. Dieser Brauch findet seinen Ursprung im germanischen Blumenfest. Zuvor findet die Spritzenprobe statt, bei der die sogenannten Rechnungsburschen gegen die Freiwillige Feuerwehr antreten müssen. Pfingstdienstag tritt der Strohbär in Aktion, der durch den Ort geführt wird. Zu Pfingsten wird, wie vielerorts, eine Birke als Pfingstmaie aufgestellt. Auf dem mit Linden gesäumten Festplatz am östlichen Hainichrand findet, ebenfalls alljährlich, das Fest der Laubgenossenschaft Oberdorla statt.
Westlich von Oberdorla befinden sich in der offenen Flur die Erdfallquellen „Kainspring“, „Melchiorbrunnen“ und der Dittelhainsbrunnen. Der Spittelbrunnen im Nordwesten ist eine episodisch auftretende Quelle, hier befand sich die mittelalterliche Dorfstelle Sprudelborn. Das einstige Opfermoor ist ein nach dem Ende des Torfabbaus wieder erstandenes Gewässer, es war ursprünglich eine ausgedehnte, wassergefüllte und schrittweise verlandete Senke nördlich der Dorla-Orte, an der sich bereits in frühgeschichtlicher Zeit Kultzentren befanden.
In der DDR fand im Steinbruch Oberdorla ab 1980 wiederholt ein Bildhauersymposium des Verbands Bildender Künstler der DDR statt.
Der größte Teil der Flur wird ackerbaulich und als Grünland genutzt. Landwirtschaftliche Produktionsanlagen liegen am Nordwestrand des Ortes. Mit 1124 ha hat Oberdorla im Westen des Ortes einen Anteil an der Waldfläche des Hainich. Der Oberdorlaer Wald wird unter Regie des Forstamtes Hainich-Werratal gemeinschaftlich von der Laubgenossenschaft (hier Waldgenossenschaft) des Ortes als Buchen-Plenterwald genutzt. Nur kleine Flächen im Senkig sind mit Fichte und anderen Nadelhölzern aufgeforstet, die im Hainich allerdings nicht heimisch sind. Auf Oberdorlaer Gemarkung im Hainich befindet sich auch ein Steinbruch, in dem über Tage Werkstein und Schotter (Muschelkalk) abgebaut wird. Im Südwesten befindet sich eine größere Baumschule, im Osten entlang der Landstraße zwischen Mühlhausen und Eisenach ein Gewerbegebiet mit der Niederlassung eines Möbelhauses, Gewerbebetrieben und einer Tankstelle. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Gewerbes war der Bahnhof im Osten des Ortes.
Die Verkehrsanbindung erfolgt über die L 1016 zwischen Mühlhausen und Eisenach, die östlich des Ortes vorbeiführt. Die Mühlhäuser Straße (L 2104) führt vom Abzweig am ehemaligen Gunzelhof in den Ort hinein. Sie biegt am Anger nach rechts in westlicher Richtung ab und führt von Oberdorla über den Hainich nach Heyerode.
Von 1911 bis 1969 hatte Oberdorla eine Anbindung an die Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt („Vogteier Bimmel“), die über den Hainich hinweg das Mühlhäuser Becken mit dem Werratal verband. Von der alten Bahnstrecke sind noch Abschnitte des Bahndamms und das alte Bahnhofsgebäude übrig geblieben. Über die ehemalige Strecke führt von Oberdorla teilweise ein Radweg nach Diedorf und Felchta.
In Nord-Süd-Richtung wird Oberdorla vom Unstrut-Werratal-Radwanderweg gequert, der den Ort im Westen tangiert. Parallel verlaufen der Lutherweg Thüringen - Westschlaufe und die Rote Route vom Nationalpark Hainich. In Richtung Osten schließt sich das Radtourennetz Unstrut-Hainich-Kreis an.
Entlang eines Steingrabens an der Landstraße zwischen Oberdorla und Heyerode zieht sich eine etwa ein Kilometer lange, schmale Schaftrift mit lockerem Gehölzbestand, darunter zahlreiche Wacholdersträucher. Das Gebiet ist seit 1983 auf einer Fläche von 6,8 Hektar als Flächennaturdenkmal unter Schutz gestellt und wird weiterhin extensiv mit Schafen beweidet. Den größten Flächenanteil nehmen Kalkmagerrasen mit zum Teil seltenem Artenbestand ein. Die Karstquellen Kainspring und Melchiorbrunnen westlich des Ortes sind seit 1941 ausgewiesene Naturdenkmale.
Die Ecke, ARTE / MDR 21.11.2022, Film von Christa Pfaffenroth[8]