Es gibt auf dem Gemeindegebiet die Gemarkungen Egenhausen, Oberaltenbernheim, Obernzenn, Unteraltenbernheim, Unternzenn und Urphertshofen. Die Gemarkung Obernzenn hat eine Fläche von 3,610 km². Sie ist in 1005 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 3591,67 m² haben.[6][7]
Obernzenn wurde wahrscheinlich im 8. Jahrhundert gegründet. Es wurde als „Cenne“ im Urbar des Klosters Lorsch, das im Zeitraum von 830 bis 850 entstand, erstmals schriftlich erwähnt. Seit 1260 wurde es „Oberencenne“ genannt zur Unterscheidung von Unternzenn und Langenzenn. Der Ortsname leitet sich vom Flussnamen Zenn ab. Dieser kann auf die indogermanische Wurzel *(s)ten (donnern, rauschen) zurückgeführt werden.[8][9]
Seit dem 12. Jahrhundert bis heute ist die Adelsfamilie der Seckendorff-Aberdar im Ort ansässig, unter der Obernzenn bis Ende des 18. Jahrhunderts ein souveräner Kleinstaat von etwa 40 Quadratkilometern war. Der Ort gehörte zum Ritterkanton Altmühl des Fränkischen Ritterkreis.
Obwohl die ortsansässige Herrschaft von Seckendorff[10] erst 1535 evangelisch wurde, nahm der Obernzenner Pfarrer Philipp Getreu bei der Visitation in Ansbach die neue Kirchenordnung der Reformation bereits 1528 an, wobei vor allem der Egenhausener Pfarrer Paul Leutermann sein Gegner bei der Umsetzung der Absichten des Markgrafen Georg war. Getreu wurde „Superattendens“ für die Zenndörfer und ließ sich 1533 nach Ipsheim versetzen.[11]
Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar begann mit dem Bau des barocken Blauen Schlosses, neben dem ab 1745 das Rote Schloss errichtet wurde. Ebenfalls im Besitz der Seckendorff befindet sich das Schloss Unternzenn.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Obernzenn 117 Anwesen. Das Hochgericht übte das Rittergut Obernzenn aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Neustadt an der Aisch. Grundherren waren das Rittergut Obernzenn-Aberdar (41 Anwesen: Blaues Schloss mit Meierei, Brauhaus und Meierhof, Eigentumshof mit Amtshaus und Ökonomiegebäuden, 1 Wirtshaus, 2 Höfe, 1 Gut, 1 Erbschmiede, 2 Köblersgüter, 23 Häuser, 1 Judenschule, 1 Felsenkeller, 1 Mühle), das Rittergut Obernzenn-Gutend (54 Anwesen: Rotes Schloss, Eigentumshof, 1 Wirtshaus, 1 Amtshaus, 12 Güter, 1 Häckersgütlein, 37 Häuser), beide Rittergüter gemeinsam (19 Anwesen: Kirche, Schulhaus, Pfarrhaus, Spital, Badhaus, Hirtenhaus, Fronveste, Spritz- und Wachhäuslein, 12 Häuser), die Pfarrkirche Obernzenn (2 Häuser) und die Judengemeinde Obernzenn (Schäferhaus).[12] Das Rittergut Obernzenn gehörte zu dieser Zeit den Freiherren von Seckendorff und war dem Ritterkanton Altmühl steuerbar. Es übte das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft auch über Ermetzhof, Straßenhof, Urphertshofen und Wessachhof aus. Über Sontheim hatte es nur die Dorf- und Gemeindeherrschaft inne. Das Rittergut Obernzenn-Gutend war noch Grundherr in Ermetzhof (15 Anwesen), Lenkersheim (2), Oberdachstetten (3), Sontheim (11⁄2), Straßenhof (1), Urphertshofen (18) und Wessachhof (1). Das Rittergut Obernzenn-Aberdar war noch Grundherr in Burgbernheim (5), Charlottenhof (eines), Kaubenheim (1), Marktbergel (1), Mitteldachstetten (1), Sontheim (2), Straßenhof (1), Urphertshofen (17) und Weimersheim (1). Beide Rittergüter gemeinsam waren Grundherren in Ergersheim (5), Ermetzhofen (5), Oberdachstetten (3), Sontheim (1) und Urphertshofen (4).[13]
Ab dem 17. Jahrhundert gab es eine jüdische Gemeinde in Obernzenn. Aus wirtschaftlichen Gründen verließen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die meisten Juden die Dörfer. Die letzte jüdische Einwohnerin von Obernzenn starb 1911. Oberhalb des Obernzenner Sees und des Geländes des Sportvereins befindet sich der jüdische Friedhof.[18]
Erster Bürgermeister ist seit 2020 Reiner Hufnagel (FWG).[43] Dessen Vorgänger waren ab 2014 Markus Heindel (CSU – Liste Land) und davor Helmut Weiß (CSU).
Blasonierung: „Unter silbernem Schildhaupt, darin ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, in Rot ein verschlungener silberner Lindenzweig, der beiderseits mit je vier silbernen Blättern besetzt ist.“[44]
Wappenbegründung: Die lang währende Verbindung zu den Freiherren von Seckendorff kommt durch den verschlungenen Lindenzweig aus deren Wappen zum Ausdruck. Das Balkenkreuz ist dem Wappen des deutschen Ritterordens entnommen und weist auf das Patronatsrecht des Deutschherrenordens über die Obernzenner Kirche. Der Orden war auch bedeutender Grundherr im Gemeindegebiet.
Die Gemeinde Obernzenn führt seit 1973 ein Wappen.
Seit 1991 pflegte der Markt Obernzenn eine Partnerschaft mit der Gemeinde Markersbach in Sachsen. Nach deren Fusion mit dem benachbarten Raschau wird die Gemeindepartnerschaft mit der neu entstandenen Gemeinde Raschau-Markersbach fortgeführt.
Die Gemeinde Obernzenn ist Mitglied der 2009 gegründeten Kommunalen Allianz Aurach-Zenn, das ein Integriertes ländliches Entwicklungskonzept ist und mit den benachbarten Allianzen NorA und Kernfranken die Lokale Aktionsgruppe Rangau bildet.[46]
Von 1978 bis 1981 wurde der Obernzenner See angelegt. Er fasst 710.000 Kubikmeter und hat eine Fläche von 14 Hektar. Die gesamte Anlage mit Badestränden, Slipanlage, Uferwegen, Strandhaus, Wasserwacht etc. ist 34 Hektar groß.
Als Fingalshöhle wird ein ehemaliger Schilfsandsteinbruch in der Nähe des Ortes bezeichnet, der in Kriegszeiten als Versteck bzw. Truppenquartier diente, in Friedenszeiten als romantisches Ausflugsziel geschätzt wurde und mit zahlreichen Inschriften in verschiedenen Sprachen verziert ist.
Im Jahr 1922 wurde der Turn- und Sportverein (TSV) Obernzenn gegründet. Die ausgeübten Sportarten waren anfangs nur Fußball und Sportschießen in der später ausgegliederten Schützenabteilung, mittlerweile werden auch Gymnastik, Volleyball, Leichtathletik und Tischtennis ausgeübt. Der Verein hat mehr als 600 Mitglieder.
↑W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 169. Hiernach sei das Urbar um 900 entstanden.
↑Die weltliche Herrschaft über das Dorf war zwischen dem Deutschorden, den Seckendorffs strittig und das Kirchenpatronat oblag dem Stift Spalt.
↑Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S.193f. (Erstausgabe: 1950).
↑Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3863: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Leutershausen 1810. Zitiert nach Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S.964.
↑Gisela Naomi Blume: Der jüdische Friedhof Obernzenn 1613–2013. Mit einem Beitrag von Michael Schneeberger. Nürnberg 2013 (Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken, 24). ISBN 978-3-929865-62-2
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.583.