Offene Spiele | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Züge | 1. e2–e4 e7–e5 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ECO-Schlüssel | C20–C99 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Benannt nach | häufig schnelle Linienöffnungen |
Die Offenen Spiele sind eine Gruppe von Eröffnungen im Schachspiel. Diese Eröffnungen beginnen mit dem weißen Zug 1. e2–e4, gefolgt vom schwarzen Antwortzug 1. … e7–e5. Ihr Name leitet sich aus den häufig auftretenden schnellen Linienöffnungen ab. In den ECO-Codes sind die offenen Spiele unter den Schlüsseln C20 bis C99 klassifiziert. Die beiden beliebtesten Systeme sind die Italienische Partie und die Spanische Partie.
Es empfiehlt sich für Anfänger, die Schachkunst mit den offenen Spielen zu erlernen, da – mit Ausnahmen – die offenen Spiele einen besonders einfachen Zugang zu grundlegenden Strategien des Schachs ermöglichen. Auch elementare taktische Wendungen wie die Fesselung (ein Grundelement z. B. der Spanischen Partie) können in den offenen Spielen sehr leicht kennengelernt werden.
Die Offenen Spiele zählen zu den ältesten Eröffnungen des Schachspiels. Bereits 1561 erschien ein Werk des spanischen Mönchs Ruy López de Segura, in dem er Erklärungen zu einigen der auch heute noch beliebten Eröffnungen, beispielsweise der Spanischen Partie, liefert. Obwohl auch bereits zahlreiche andere Eröffnungszüge analysiert und auch erprobt waren, begann doch die überwiegende Mehrzahl der Partien mit diesen Zügen, während der romantischen Ära des Schachs im 19. Jahrhundert galt eine andere Eröffnungskombination geradezu als unehrenhaft. Mit dem Aufkommen der sogenannten Hypermodernen Schachschule begann ein Boom von Eröffnungen wie der Sizilianischen Verteidigung (2. … c7–c5) oder verschiedener indischer Systeme (1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4), sodass das klassische 1. e2–e4 e7–e5 viel von seiner einstigen Popularität verlor. Allerdings hat sich dieser Partiebeginn über all die Jahre immer eine gewisse Anzahl Anhänger erhalten können, und auch im heutigen Weltklasseschach ist 1. … e7–e5, meistens in Verbindung mit der Spanischen Eröffnung, die nach 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–b5 entsteht, nach der Sizilianischen Verteidigung (1. … c7–c5) die am häufigsten gewählte Antwort auf 1. e2–e4.
Mit dem ersten Zug versucht Weiß das Bauernzentrum zu errichten: Er möchte Bauern sowohl auf e4 als auch auf d4 platzieren, was als vorteilhaft gilt. Schwarz verhindert dies mit 1. … e7–e5, da er nach 2. d2–d4 den d-Bauern abtauschen kann. Der einzige andere Zug, der Weiß am Aufbau des Bauernzentrums hindert, ist 1. … c7–c5, die Sizilianische Verteidigung.
Der erste weiße Zug hat Vor- und Nachteile: Er besetzt einen Teil des Zentrums und greift einen anderen an (das Feld d5). Außerdem öffnet er Diagonalen für die Dame und den Läufer f1. Weiß kommt somit schneller zur Rochade als nach dem ebenfalls beliebten 1. d2–d4. Der Bauer ist auf e4 jedoch nicht gedeckt. Außerdem sind die Felder d4 und f4 etwas geschwächt, die nach e2–e3 durch den Bauern gedeckt wären, nach e2–e4 jedoch nicht. Schwarz verhindert mittels e7–e5 das geplante d2–d4. Für Schwarz gelten die gleichen Vor- und Nachteile analog. Besonders wichtig sind zwei Schwächen in der schwarzen Stellung: Der ungedeckte Bauer e5 und der Bauer f7, der nur vom König verteidigt wird.
Weitere wichtige Züge und Ideen:
Die folgenden Eröffnungen sind die häufigsten Antworten auf schwarzes e7–e5. Sie geben Weiß die Möglichkeit eines aktiven Spiels:
Aufgrund des Anzugvorteils des Weißen sind neben diesen Antworten auch beinah alle anderen legalen Züge möglich. Sie sind jedoch fast nie anzutreffen, da sie oftmals nur einen Tempoverlust bedeuten. Antwortet Weiß beispielsweise mit einem „indifferenten“ Zug wie a2–a3, so könnte Schwarz mit Sg8–f6 fortsetzen und übernimmt damit im Prinzip das Anzugsrecht des Weißen.
Weniger gebräuchliche bzw. wenig erfolgversprechende Fortsetzungen von 1. e2–e4 e7–e5 sind
Die übrigen zweiten Züge von Weiß haben keinen eigenständigen Charakter. Möglichkeiten wie 2. a2–a3 oder Randspringerzüge sind harmlos und erlauben es dem Schwarzen, die Stellung schnell auszugleichen, da Weiß auf seinen Anzugsvorteil verzichtet und keine unmittelbare Drohungen aufstellt.
Der Vollständigkeit halber sei noch die Vorführung mit 2. Dd1–f3 genannt. (Napoleons Angriff) Diesen Zug soll Kaiser Napoleon I. in einer angeblichen Partie gegen den Schachspielenden Türken angewendet haben. Diese Eröffnung verstößt gegen Richtlinien der Eröffnungsstrategie, zum Beispiel die Dame nicht zu früh ins Spiel zu bringen und zuerst die Leichtfiguren zu entwickeln. Der Zug 2. Dd1–f3 kommt vor allem bei Spielern im Anfängerstadium vor, weil damit das Schäfermatt „vorbereitet“ werden soll.