Die Oglala sind einer der sieben Unterstämme der Lakota aus der Sioux-Sprachfamilie.
Der Name Oglala bedeutet in etwa Die ihre Habe verschleudern. Die Oglala waren im Jahre 2013 mit über 46.000 registrierten Stammesmitgliedern der volkreichste und bekannteste Stamm der Lakota und haben den Freiheitskampf der Ureinwohner der Plains maßgeblich mitbestimmt.
Über keinen Stamm der Lakota ist mehr geschrieben worden als über die Oglala. Sie waren die ersten Lakota, die nach Westen vordrangen und bereits um 1780 den Missouri überschritten, um sich zwischen diesem Fluss und den Black Hills niederzulassen. Ihre Nachkommen findet man heute überwiegend in der Pine Ridge Reservation im südwestlichen South Dakota.
Die Oglala bilden einen der sieben Lakota-Stämme; die anderen sechs Stämme heißen Brulé, Hunkpapa, Minneconjou, Sans Arc, Sihasapa und Two Kettles. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lag ihr Stammesgebiet im westlichen Nebraska, wo sie wie fast sämtliche Ureinwohner der Plains hauptsächlich von der Büffeljagd lebten und als Nomaden in Tipis wohnten.
Die Oglala werden oft zusammen mit den Brulé als Southern Lakota bezeichnet und unterteilten sich in folgende Gruppen:
Die ersten Informationen über die Oglala kommen von Lewis und Clark im Jahr 1806, als sie den Stamm zwischen Cheyenne und Bad River am Missouri als nördliche Nachbarn der Brulé besuchten und nur 450 Stammesmitglieder zählten. 20 Jahre später jedoch wurde von 1.500 Angehörigen berichtet, weil sich einige Gruppen der Brulé, Sihasapa und Yanktonai den Oglala angeschlossen hatten. Um 1825 bewohnten sie beide Ufer des Bad Rivers zwischen dem Missouri und den Black Hills. Ihr wichtigster Handelsplatz (Rendezvous) lag an der Mündung des Bad Rivers in den Missouri, wo sie Pelze gegen Gebrauchsgüter tauschen konnten. Um 1835 zogen sie nach Südwesten an den Oberlauf des North Platte River, um sich die reichen Jagdgründe der Pawnee anzueignen. Zu Beginn der 1850er Jahre schob sich die Siedlungsgrenze (engl. Frontier) bis in das Gebiet der Lakota nach Westen und es kam zu ersten Konflikten mit den Weißen.[1]
Im Spätsommer 1854 kam es zum Grattan-Massaker zwischen einer US-Einheit unter Lieutenant John Grattan und Oglala- und Brulé-Kriegern, bei dem 29 Soldaten ihr Leben verloren. Dieses Ereignis erhielt von der amerikanischen Presse die Bezeichnung Grattan Massaker und war Teil einer großangelegten antiindianischen Presse-Kampagne in den USA dieser Zeit. Es war der erste bewaffnete Konflikt zwischen der US-Armee und Indianern im Westen.
1862 wurde in Montana Gold gefunden, deshalb baute man den Bozeman Trail, der quer durch die Jagdgründe der Indianer zu den Goldfeldern führte. Weil die indianischen Angriffe gegen durchziehende Goldsucher und Siedler überhandnahmen, errichtete die Armee 1865 nach Beendigung des Bürgerkriegs eine Kette von Forts entlang des Bozeman Trails. Im Red-Cloud-Krieg (1866–1868), benannt nach dem Oglala-Häuptling Red Cloud (Rote Wolke), griffen verbündete Lakota, Northern Cheyenne und Arapaho vornehmlich diese Forts an. Höhepunkt des Konflikts war das Fetterman-Gefecht, als 81 Soldaten unter Captain William J. Fetterman von Oglala-Kriegern unter Crazy Horse getötet wurden. Nach zwei Jahren erbitterter Kämpfe zogen sich die US-Truppen resigniert zurück. Im Jahr 1868 boten die USA Red Cloud in Fort Laramie einen Vertrag an, der den Indianern das Gebiet um den Powder River einschließlich der Black Hills zusicherte. Red Cloud unterzeichnete und versprach, niemals wieder gegen die Weißen zu kämpfen. Er hielt sein Wort bis zu seinem Tod und blieb der einzige indianische Führer im Westen, der einen Krieg gegen die US-Armee gewann.
Acht Jahre lang hatte der Vertrag Bestand. Bald jedoch waren Gerüchte über Goldfunde in den Black Hills im Umlauf. 1874 kamen Goldsucher unter dem Schutz der US-Armee in die heiligen Berge. Dieser Vertragsbruch brachte den Krieg in die nördlichen Plains zurück. Am 9. Dezember 1875 wurden alle außerhalb von Reservationen lebenden Indianer aufgefordert, sich bei einer der Indianer-Agenturen zu melden, um auch ihnen Reservationen zuzuweisen. Die Lakota unter ihren Führern Sitting Bull, Crazy Horse und Gall leisteten Widerstand und fügten den US-Soldaten weiterhin hohe Verluste zu. Im Juni 1876 wurde von Scouts ein großes Indianerlager am Little Bighorn River in Montana entdeckt. Die siebte US-Kavallerie unter Lieutenant Colonel George Armstrong Custer war als erste zur Stelle und griff die indianische Streitmacht sofort an. Die vereinigten Lakota und Northern Cheyenne unter ihren Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse brachten den Angreifern in der Schlacht am Little Bighorn eine vernichtende Niederlage bei. Custers Regiment wurde bis auf den letzten Mann ausgelöscht.
Im Winter 1876/77 verblasste jedoch der Glanz des Sieges am Little Bighorn angesichts der ständigen Angriffe der weißen Soldaten, der Hungersnot und der bitteren Kälte. Am 8. Mai 1877 ergab sich Crazy Horse der Armee in Fort Robinson in Nebraska. Er hatte eingesehen, dass sein Volk, durch Kälte und Hunger geschwächt, nicht mehr weiterkämpfen konnte und wurde bald darauf bei einem Handgemenge von Militärwachen erstochen. Die hoffnungslose Situation in den Vereinigten Staaten zwang Sitting Bull und seine Hunkpapa-Krieger, nach Kanada zu fliehen. Dort bemühte er sich vergeblich um Asyl sowie Landrechte und kehrte 1881 resigniert in die USA zurück. Bis zu seinem Tod 1890 lebte er in der Standing Rock Reservation in South Dakota.[2]
Verzweifelt über ihre hoffnungslose Situation wandten sich die letzten freien Stämme einer religiösen Bewegung, dem Geistertanz, zu. Bei den Paiute erschien ein Prophet namens Wovoka, der die Vertreibung der Weißen, die Wiederkehr der Büffel und der traditionellen Lebensweise verkündete. Auch viele Lakota suchten Zuflucht im Geistertanz. Die Behörden befürchteten einen neuen Aufstand der Indianer und erklärten jeden als feindselig, der außerhalb einer Reservation aufgegriffen wurde. Eine Gruppe halbverhungerter Minneconjou mit ihrem Häuptling Big Foot wurde bei eisiger Kälte im Dezember 1890 von einer Einheit der US-Armee gestellt und gezwungen, ihr Lager am Wounded Knee Creek in South Dakota aufzuschlagen. Rund um das Indianerlager kampierten die Soldaten und brachten ihre Hotchkiss-Kanonen in Stellung. Am folgenden Morgen durchsuchten die Soldaten die Tipis nach Waffen. Dabei löste sich ein Schuss, die Soldaten gerieten in Panik und schossen mit Kanonen auf die wehrlosen Gefangenen. Etwa 200 Sioux verloren beim Massaker von Wounded Knee ihr Leben, darunter war auch Häuptling Spotted Elk oder Big Foot. 25 US-Kavalleristen starben ebenfalls, zumeist von Kugeln der eigenen Männer getötet, die in dem entstandenen Chaos ihre Ziele verfehlten. Dieses Blutbad war der Schlusspunkt der Indianerkriege im amerikanischen Westen.[3]
Heute wird jedes Jahr am 29. Dezember der Opfer des Massakers am Wounded Knee Creek durch Nachkommen der Lakota auf der Pine Ridge Reservation des Oglala Sioux Tribe in South Dakota gedacht. 1973 erlangten die Pine-Ridge-Oglala erneut Aufmerksamkeit durch die Besetzung der Ortschaft Wounded Knee. Die Volkszählung aus dem Jahr 2000 ergab, dass 22.157 Oglala in der Pine Ridge Reservation lebten – jedoch reichen die Schätzungen bis zu 35.000 Stammesmitgliedern. Ein bekannter zeitgenössischer Oglala ist Billy Mills, der 1964 Olympiasieger im 10.000-m-Lauf wurde.
Die gewaltsame Verfolgung des Stammes, die Ächtung ihrer Kultur und die vollkommene Entziehung der traditionellen Lebensgrundlagen haben zu einer kulturellen Entwurzelung geführt, die es dem Einzelnen äußerst schwer macht, sich mit seinem Volk zu identifizieren. Apathie, Resignation und Depression sind das Ergebnis dieser Geschichte. 60 % der Lakota leben unterhalb der offiziell festgesetzten Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 85 %, und ebenso hoch wird die Alkoholikerrate vermutet. Das Pine-Ridge-Reservat weist innerhalb der USA die höchste Zahl an Diabetes-, Herz- und Krebserkrankungen sowie eine erschütternd hohe Selbstmord- und Säuglingssterblichkeitsrate auf. Es ist an der Tagesordnung, dass bis zu 40 Personen auf einer Wohnfläche von 50 m² leben müssen.
75 Prozent der Haushalte auf Pine-Ridge bestreiten ihren Lebensunterhalt durch verschiedene Formen der Subsistenzwirtschaft wie Jagd auf Kleinwild, Sammeln traditioneller Nahrungsmittel oder (seltener) etwas Gartenbau. Neben der Selbstversorgung werden diese Erzeugnisse auch an andere Lakota-Familien oder in den Städten um das Reservat verkauft.[4]
Heute gehören die Oglala, zusammen mit Angehörigen anderer Sioux-Stämme, folgenden zwei auf Bundesebene anerkannten Stämmen (federally recognized tribes) an:
Vereinigte Staaten – South Dakota