Die Okarina (aus italienisch ocarina, wörtlich „kleine Gans“) ist eine 1853 in der norditalienischen Region Emilia-Romagna entwickelte Gefäßflöte, eine kleine rundliche Kernspaltflöte aus Ton oder Porzellan mit mehreren Fingerlöchern und einem Schnabel zum Anblasen. Die heute in vielen Formen vorkommenden Okarinas sind beliebte Volksmusikinstrumente.
Der Name Okarina wird häufig gleichbedeutend mit dem Oberbegriff Gefäßflöte für die gesamte Instrumentengattung verwendet. Diese Gleichsetzung ist jedoch nicht präzise, da es unterschiedliche Gefäßflöten gibt, die sich von der Okarina zum Teil deutlich unterscheiden. Die meisten der weit verbreiteten Gefäßflöten, so auch die Okarina, haben Fingerlöcher und werden aus gebranntem und glasiertem Ton, luftgetrocknetem Ton, Porzellan, Holz, Kunststoff, Metall oder aus einer Kalebasse gefertigt.
Gefäßflöten sind seit prähistorischer Zeit in vielen Regionen weltweit bekannt. Das Gemshorn ist eine mittelalterliche Gefäßflöte.
Der Name Okarina stammt aus der Emilia-Romagna und bedeutet etwa „Gänschen“. Im Jahr 1853 entwickelte der italienische Tonbrenner Giuseppe Donati aus Budrio die heute vorherrschende rübenförmige Gestalt mit einem Tonumfang von eineinhalb Oktaven, die 10-Loch-Okarina. Er baute seine Instrumente in mehreren Größen, von der kleinen Sopranokarina bis zur großen Bassokarina.[1] Der erste öffentliche Auftritt eines Okarinaquintetts fand 1863 in Budrio statt.
Auf der Basis von Donatis 10-Loch-Okarina entwickelte Takashi Aketagawa 1928 die erste 12-Loch-Okarina, eine international sehr verbreitete Bauform. Um 1965 verbesserte der Instrumentenbauer Josef Plaschke aus Südtirol unter Mithilfe des Volksmusikanten Franz Kofler die Okarina, welche seither in der alpenländischen Volksmusik eingesetzt wird (siehe zweites Bild).
Die in der alpenländischen Volksmusik gespielten Okarinas aus Ton werden mit beiden Händen gespielt und haben je nach Modell vier bis zwölf Löcher, (beim Double- und Triple-System allerdings deutlich mehr). Es werden verschiedenste Formen erzeugt, etwa birnenförmig, polsterförmig und rübenförmig. Auch in den verschiedensten Tierformen, wie z. B. Schildkröten, kann man Okarinas erhalten. Die Inka-Okarina hat auf der Vorderseite vier Löcher, auf der Rückseite zwei (für die Daumen).
Kurt Posch aus Braz in Vorarlberg entwickelte das Instrument ab 1990 weiter. Mittlerweile gibt es weltweit Dutzende Okarina-Hersteller, welche die Okarina immer weiter verbessern. So begann beispielsweise „Hind“ damit, hölzerne Okarinas in der klassischen „Sweet-Potato“- und in der „Walnut“-Form herzustellen. „Mountainocarinas“ entwickelte gar „Outdoor-Okarinas“ in der „Inline“-Form, welche aus Materialien wie z. B. Aluminium, Polycarbonat, Corian und diversen Harthölzern bestehen. Ferner wurden Mehrkammer-Okarinas entwickelt, das „Double“-, „Triple“- und „Quadruple“-System, basierend auf dem von Luigi Silvestri erdachten Mehrkammersystem. Es gibt auch Okarinas aus Kunststoff (preisgünstig und robuster als Ton, daher oft von Kindern genutzt) und aus Metall (sehr robust).
Tonlage | Stimmung | Tonumfang* | ||
---|---|---|---|---|
Piccolo | c’’’ | C6 | c’’’–f’’’’ | C6–F7 |
Sopran | g’’ | G5 | g’’–c’’’’ | G5–C7 |
Alt | c’’ | C5 | c’’–f’’’ | C5–F6 |
Tenor | g’ | G4 | g’–c’’’ | G4–C6 |
Bass | c’ | C4 | c’–f’’ | C4–F5 |
Kontrabass | c | C3 | c–d’’ | C3–D4 |
* Typischer Tonumfang einer 10/12-Loch-Ocarina |